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Das Testament der Götter

Das Testament der Götter

Titel: Das Testament der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Falls er es gewagt hat, Euch anzusprechen …«
    »Er hat es gewagt.«
    »Tut seine Worte nicht leichtfertig ab.«
    »Sie haben mich erschreckt.«
    »Paser wird nur ein einziges Mal lieben. Er gehört zu jenen Männern, die sich schier wahnsinnig verlieben und ihren Wahn ein ganzes Leben lang bewahren. Eine Frau versteht sie nur schlecht, da sie sich erst gewöhnen, sich Zeit lassen muß, bevor sie sich verpflichtet. Paser ist ein tosender Sturzbach, kein Strohfeuer; seine Leidenschaft wird nicht nachlassen. Er ist ungeschickt, zu schüchtern oder hastig, von einer unbedingten Aufrichtigkeit. Er hat die Liebschaften und Abenteuer ausgeschlagen, da er nur zu einer großen Liebe fähig ist.«
    »Und wenn er sich irrt?«
    »Er wird seinem Inbegriff der Vollkommenheit bis zum Ende nachstreben. Hofft nicht auf das geringste Zugeständnis.«
    »Laßt Ihr meine Ängste gelten?«
    »In der Liebe sind alle verstandesmäßigen Einwände vergeblich. Ich wünsche Euch, glücklich zu werden, welches auch immer Eure Entscheidung sein wird.«
    Sethi konnte Paser verstehen. Neferets Schönheit war überwältigend.
     
    Er aß nicht mehr. Den Kopf in trauernder Haltung auf den Knien, saß er am Fuße einer Palme und unterschied nicht mehr den Tag von der Nacht. Selbst die Kinder wollten ihn nicht necken, so sehr glich er einem steinernen Findling. »Paser! Ich bin es, Sethi.« Der Richter zeigte keinerlei Regung. »Du bist davon überzeugt, daß sie dich nicht liebt.«
    Sethi lehnte sich neben seinem Freund mit dem Rücken an den Stamm.
    »Es wird keine andere Frau mehr geben, das weiß ich auch. Ich werde nicht versuchen, dich zu trösten, dein Unglück zu teilen ist unmöglich. Es bleibt nur noch deine Berufung.« Paser verharrte in Schweigen. »Weder du noch ich können Ascher sich voller Genugtuung an seinem Sieg erfreuen lassen. Falls wir aufgeben, wird das Gericht der Anderen Welt uns zum zweiten Tod verurteilen, und wir werden keine Rechtfertigung für unsere Feigheit haben.« Der Richter blieb reglos.
    »Ganz wie du willst, stirb an Erschöpfung, während du an sie denkst. Ich werde mich alleine gegen Ascher schlagen.«
    Paser erwachte aus seiner Erstarrung und blickte Sethi an.
    »Er wird dich vernichten.«
    »Jedem seine Prüfung. Du, du kannst Neferets Gleichgültigkeit nicht ertragen und ich nicht das Gesicht eines Mörders, das mich in meinem Schlaf heimsucht.«
    »Ich werde dir helfen.«
    Paser versuchte aufzustehen, doch ihm drehte sich alles; Sethi ergriff ihn an den Schultern. »Verzeih mir, aber …«
    »Du hast mir häufig empfohlen, keine Worte zu vergeuden. Das wichtigste ist jetzt, dir zu Kräften zu verhelfen.«
     
    Die beiden Männer bestiegen den wie eh und je beladenen Fährkahn. Paser hatte widerwillig ein wenig Brot und Zwiebeln gegessen. Der Wind peitschte ihm ins Gesicht.
    »Betrachte dir den Nil«, riet Sethi. »Er ist die Erhabenheit. Vor ihm sind wir armselig.« Der Richter starrte auf das klare Wasser. »Woran denkst du, Paser?«
    »Als ob du das nicht wüßtest …«
    »Wie kannst du dir nur so sicher sein, daß Neferet dich nicht liebt? Ich habe mit ihr gesprochen, und …«
    »Unnötig, Sethi.«
    »Die Ertrunkenen werden vielleicht zu Seligen, aber sie sind gleichwohl ertrunken. Du hast versprochen, Ascher unter Anklage zu stellen.«
    »Ohne dich würde ich davon absehen.«
    »Weil du nicht mehr du selbst bist.«
    »Im Gegenteil. Ich bin nur noch ich selbst, auf die allerschlimmste Einsamkeit beschränkt.«
    »Du wirst vergessen.«
    »Du verstehst das nicht.«
    »Die Zeit ist das einzige Heilmittel.«
    »Sie wird nichts auslöschen.« Kaum berührte der Kahn das Ufer, stieg die lärmende Menge, Esel, Schafe und Ochsen vor sich hertreibend, auch schon an Land. Die beiden Freunde ließen die Woge verebben, stiegen dann eine Treppe hinauf und gingen bis zum Amtsgebäude des Obersten Richters von Memphis. Der für den Briefverkehr zuständige Beamte hatte keinerlei an Paser gerichtete Nachrichten erhalten. »Kehren wir nach Memphis zurück«, verlangte Sethi. »Hast du es so eilig?«
    »Ich brenne darauf, Ascher wiederzusehen. Du könntest vielleicht deine bisherigen Nachforschungen für mich zusammenfassen.«
    Mit eintöniger Stimme gab Paser die Schritte seiner Ermittlung wieder. Sethi lauschte aufmerksam. »Wer hat dir nachgestellt?«
    »Keine Ahnung.«
    »Handelt es sich um die Vorgehensweise des Vorstehers der Ordnungskräfte?«
    »Könnte sein.«
    »Bevor wir Theben verlassen, suchen wir noch

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