Das Testament der Götter
ihre Scham einreiben würde, um jeder Entzündung vorzubeugen. Auch würde sie dazu dienen, die Hauterkrankung zu behandeln, welche die Beine ihres Gemahls mit rotem Nesselausschlag übersäte. Darüber hinaus würde Silkis ihm ein Pflaster aus Eiweiß und Akazienblüten auflegen.
Als Bel-ter-an über seine Einbestellung in den Palast in Kenntnis gesetzt worden war, hatte sich sogleich ein Anfall heftigen Juckreizes eingestellt. Dem Leiden trotzend, hatte der Papyrushersteller sich dennoch mit Bangigkeit in die Amtsräume der Verwaltung begeben.
Während sie auf ihn wartete, bereitete Silkis den lindernden Balsam zu.
Bel-ter-an kehrte zu Beginn des Nachmittags zurück. »Wir werden nicht so bald wieder ins Delta kommen. Ich werde einen Stellvertreter benennen.«
»Hat man uns das amtliche Wohlwollen entzogen?«
»Im Gegenteil. Ich habe die lebhaftesten Beglückwünschungen für meine Bewirtschaftung und die Geschäftsausweitung nach Memphis erhalten. In Wahrheit hat der Palast sein Augenmerk seit zwei Jahren auf meine Tätigkeiten gerichtet.«
»Wer will dir schaden?«
»Aber … niemand! Der Oberste Verwalter der Kornhäuser hat meinen Aufstieg verfolgt und sich gefragt, wie ich mich auf meinen Erfolg hin verhalten würde. Da er mich immer härter hat arbeiten sehen, ruft er mich nun an seine Seite.«
Silkis war hellauf entzückt. Der Oberste Verwalter der Kornhäuser legte die Abgaben fest, zog diese in Naturalien ein, wachte über deren Wiederverteilung in den Gauen, führte einen Stab eigener Schreiber an, beaufsichtigte die Sammelstellen in den Gauen, erhielt die Aufstellungen über Grund und landwirtschaftliche Erträge und leitete diese den Beiden Weißen Häusern weiter, wo die Schätze des Landes verwaltet wurden.
»An seine Seite … willst du damit sagen …«
»Ich bin zum Schatzaufseher der Kornhäuser ernannt worden.«
»Das ist wunderbar!« Sie flog ihm an den Hals. »Dann werden wir noch reicher werden?«
»Das ist wahrscheinlich, doch meine Obliegenheiten werden mich mehr in Anspruch nehmen. Ich werde kurze Reisen in die Gaue machen müssen und gezwungen sein, die Vorgaben meines Dienstherrn zu erfüllen. Du wirst dich um die Kinder kümmern.«
»Ich bin so stolz … du kannst auf mich zählen.«
Der Gerichtsschreiber Iarrot saß neben dem Esel vor der Tür von Pasers Amtsstube, auf der mehrere gerichtliche Siegel angebracht worden waren. »Wer hat sich das erlaubt?«
»Der Vorsteher der Ordnungskräfte in eigener Person, auf Anordnung des Ältesten der Vorhalle.«
»Aus welchem Grund?«
»Er hat sich geweigert, ihn mir zu nennen.«
»Das ist ungesetzlich.«
»Wie hätte ich ihm Widerstand leisten sollen? Ich konnte mich doch nicht prügeln!« Paser begab sich sogleich zu dem hohen Gerichtsbeamten, der ihn eine lange Stunde warten ließ, bevor er ihn empfing.
»Da seid Ihr ja endlich, Richter Paser! Ihr reist viel umher.«
»Aus beruflichen Gründen.«
»Nun denn, so werdet Ihr Euch ausruhen können! Wie Ihr festgestellt habt, seid Ihr Eurer Ämter einstweilen enthoben.«
»Auf welche Veranlassung hin?«
»Die Sorglosigkeit der Jugend! Richter zu sein stellt Euch nicht über die Vorschriften.«
»Welche habe ich verletzt?« Des Ältesten Stimme wurde grimmig. »Die des Schatzhauses. Ihr habt verabsäumt, Eure Steuern zu entrichten.«
»Ich habe keine Veranlagung erhalten!«
»Ich habe sie Euch selbst vor drei Tagen zugestellt, doch Ihr wart abwesend.«
»Ich habe eine Frist von drei Monaten, um sie zu begleichen.«
»In den Gauen, doch nicht in Memphis. Hier verfügt Ihr nur über drei Tage. Und die sind verstrichen.« Paser war wie vor den Kopf geschlagen. »Weshalb handelt Ihr so?«
»Aus Achtung vor dem Gesetz. Ein Richter muß ein Beispiel geben, was bei Euch nicht der Fall ist.«
Paser unterdrückte den Jähzorn, der in ihm aufstieg.
Den Ältesten anzugreifen, würde seine Sache nur verschlimmern.
»Ihr setzt mir hart zu.«
»Keine großen Worte! Um wen es sich auch handeln mag, ich muß die säumigen Zahler zwingen, ihren Verpflichtungen nachzukommen.«
»Ich bin bereit, mich meiner Schuld zu entledigen.«
»Sehen wir einmal … zwei Sack Korn.«
Der Richter war erleichtert.
»Mit der Höhe der Buße verhält es sich anders …
Sagen wir … einen Mastochsen.«
Paser empörte sich.
»Das ist unverhältnismäßig!«
»Euer Amt nötigt mir diese Strenge auf.«
»Wer steht hinter Euch?«
Der Älteste der Vorhalle wies auf die Tür seines
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