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Das Testament der Götter

Das Testament der Götter

Titel: Das Testament der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Blick bekundete ihm eine Zuneigung, die, das spürte das Tier wohl, dennoch nicht genügte. Paser hielt sich selbst vor, seinen Hund unglücklich zu machen; er hätte es vorgezogen, sich mit dieser Freundschaft, die keinerlei Schatten barg, zufriedenzugeben, doch er war außerstande, den Augen Neferets, ihrem lauteren Gesicht, dem Strudel, in welchen sie ihn hineinzog, zu widerstehen.
    Was sollte er tun? Schwieg er, verdammte er sich dazu zu leiden; wenn er ihr seine Leidenschaft offenbarte, drohten ihm Ablehnung und Verzweiflung. Er mußte sie überzeugen, sie betören, doch über welche Waffen verfügte er – er, ein kleiner Vorstadtrichter ohne Vermögen?
    Der Sonnenaufgang linderte seine Qualen nicht, veranlaßte ihn jedoch, sich zur Zerstreuung in seine Aufgaben als Gerichtsbeamter zu stürzen. Er fütterte Brav und Wind des Nordens und vertraute ihnen die Amtsstube in der Überzeugung an, daß der Gerichtsschreiber sich verspäten würde. Mit einem Papyruskorb versehen, der Täfelchen, Pinselfutteral und vorbereitete Tinte enthielt, schlug er die Richtung zu den Hafenanlagen ein.
    Mehrere Schiffe lagen an der Landungsstelle, welche die Seeleute unter der Leitung eines Schauermanns selbst löschten. Nachdem sie ein Brett am Bug festgekeilt hatten, legten sie sich Stangen auf die Schultern, an die sie mittels Stricken Säcke, Körbe und Ballen hängten, um dann den schiefen Steg hinabzusteigen. Die Kräftigsten unter ihnen trugen schwere Bündel auf ihren Rücken. Paser wandte sich an den Bootsmann. »Wo kann ich Denes finden?«
    »Den Herrn? Der ist überall!«
    »Sollten die Hafenanlagen ihm etwa gehören?«
    »Die nicht, aber etliche Schiffe! Denes ist der bedeutendste Warenbeförderer von Memphis und einer der reichsten Männer der Stadt.«
    »Werde ich das Glück haben, ihm zu begegnen?«
    »Er bemüht sich nur bei der Ankunft eines großen Lastschiffs … Geht zum Hauptbecken. Eines seiner Schiffe hat soeben angelegt.« Mit seiner Länge von ungefähr hundert Ellen konnte das gewaltige Hochseeschiff mehr als sechshundertfünfzig Tonnen Fracht befördern. Der flache Rumpf bestand aus unzähligen in Vollendung gesägten und ziegelartig zusammengefügten Planken; die Bretter der Einfassung der Außenkante waren sehr dick und mit Lederriemen verbunden. Ein beachtliches Segel war an einem dreifüßigen, umlegbaren und fest verspannten Mast gehißt worden. Der Schiffsführer ließ gerade die am Bug vertäute Schilfreuse abnehmen und den runden Anker werfen. Als Paser an Bord gehen wollte, versperrte ein Seemann ihm den Weg. »Ihr gehört nicht zur Mannschaft.«
    »Richter Paser.«
    Der Seemann wich zur Seite; der Richter betrat den Laufsteg und kletterte bis zur Hütte des Schiffsführers, eines fünfzigjährigen Griesgrams. »Ich würde gerne Denes sehen.«
    »Den Herrn, zu dieser Stunde? Das ist doch nicht Euer Ernst!«
    »Ich verfüge über eine Klage in gehöriger Form.«
    »In welchem Zusammenhang?«
    »Denes nimmt eine Gebühr für die Löschung von Schiffen ein, die ihm nicht gehören, was unrechtmäßig und unbillig ist.«
    »Ach, diese alte Geschichte! Das ist ein von der Obrigkeit eingeräumtes Vorrecht des Herrn; jedes Jahr wird aus Gewohnheit eine Anzeige eingereicht. Das ist ohne Belang; Ihr könnt sie in den Fluß werfen.«
    »Wo wohnt er?«
    »Im größten Herrenhaus hinter den Hafenbecken, am Eingang zum Palastviertel.«
    Ohne seinen Esel verspürte Paser eine gewisse Mühe, sich zurechtzufinden; und ohne den Pavian des Ordnungshüters mußte er Aufläufen von Klatschbasen trotzen, die um die fliegenden Händler in hitzigem Wortgefecht zusammenstanden. Das ungeheure Herrenhaus von Denes war mit hohen Mauern umgeben und der beeindruckende Eingang von einem mit einem Stock bewaffneten Türhüter bewacht. Paser stellte sich vor und verlangte, vorgelassen zu werden. Der Türhüter rief nach einem Verwalter, der das Ersuchen vortrug und den Richter nach ungefähr zehn Minuten abholte. Er hatte kaum Muße, die Schönheit des Gartens, den Reiz des Lustteichs und die Pracht der Blumenbeete zu genießen, denn er wurde unmittelbar zu Denes geleitet, der sein Morgenmahl in einem weiträumigen Saal mit vier Säulen und mit von Jagddarstellungen ausgeschmückten Wänden einnahm. Der Warenbeförderer war ein stämmiger Mann um die Fünfzig von schwerem Körperbau, dessen kantiges, eher plumpes Gesicht ein feiner, weißer Bartkranz zierte. In einem tiefen Prunkstuhl mit Löwenklauen sitzend, ließ er sich von

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