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Das Testament der Götter

Das Testament der Götter

Titel: Das Testament der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Ordnungskräften. Seid Ihr die Gattin des Oberaufsehers des Sphinx?«
    »Ja …«
    Die dünne Stimme war kaum hörbar. Paser bat die Frau, sich auf die Matte niederzusetzen, und nahm ihr gegenüber Platz. »Wo ist Euer Gatte?«
    »Er … er ist auf Reisen.«
    »Weshalb habt Ihr Eure Dienstunterkunft verlassen?«
    »Weil er von seinem Amt zurückgetreten ist.«
    »Ich befasse mich mit der Bestätigung der Versetzung«, erklärte Paser. »Die amtlichen Schriftstücke erwähnen seinen Rücktritt nicht.«
    »Ich kann mich vielleicht irren …«
    »Was ist geschehen?« fragte der Richter behutsam.
    »Wißt, daß ich nicht Euer Feind bin; wenn ich Euch nützlich sein kann, werde ich handeln.«
    »Wer schickt Euch?«
    »Niemand. Ich ermittle aus eigenem Antrieb, um eine Entscheidung billigen zu können, die ich noch nicht verstehe.«
    Die Augen der alten Frau wurden naß von Tränen.
    »Seid Ihr … aufrichtig?«
    »Bei PHARAOS Leben.«
    »Mein Mann ist verstorben.«
    »Seid Ihr Euch dessen gewiß?«
    »Soldaten haben mir versichert, er wäre den Riten gemäß bestattet worden. Sie haben mir befohlen, umzuziehen und mich hier einzurichten. Ich würde ein kleines Ruhegehalt bis zum Ende meiner Tage beziehen, sofern ich schwiege.«
    »Was hat man Euch über die Umstände seines Hinscheidens enthüllt?«
    »Ein Unfall, so sagten sie.«
    »Ich werde die Wahrheit erfahren.«
    »Was sollte das nützen?«
    »Laßt mich Euch in Sicherheit bringen.«
    »Ich bleibe hier und warte auf den Tod. Geht, ich beschwöre Euch.«
     
    Neb-Amun, Oberster Arzt am Hofe Ägyptens, konnte stolz auf sich sein. Obwohl bereits jenseits der Sechzig, war er nach wie vor ein überaus stattlicher Mann; die Schar seiner weiblichen Eroberungen würde weiterhin zunehmen. Mit Titeln und ehrenvollen Auszeichnungen überhäuft, verbrachte er weit mehr Zeit bei Empfängen und Festmahlen als in seinem Sprechzimmer, wo junge, strebsame Ärzte für ihn arbeiteten. Des Leidens anderer Leute überdrüssig, hatte Neb-Amun ein vergnügliches und einträgliches Fachgebiet gewählt: die Chirurgie zum Zwecke der Schönheit. Die feinen Damen wünschten so manchen Makel zu tilgen, um hinreißend zu bleiben und ihre Nebenbuhlerinnen vor Neid erblassen zu lassen; allein Neb-Amun konnte ihnen eine neue Jugend geben und ihre Reize bewahren. Der Oberste Arzt dachte an die herrliche steinerne Pforte, die durch PHARAOS besondere Gunst den Eingang seines Grabes zieren würde; der Herrscher hatte höchstselbst die Türpfeiler dunkelblau bemalt, zum großen Verdruß der Höflinge, die von einem solchen Vorzug träumten. Umschmeichelt, reich und berühmt, behandelte Neb-Amun selbst fremde Fürsten, die sehr hohe Entgelte zu entrichten bereit waren; bevor er ihrem Ansuchen zustimmte, führte er ausgiebige Nachforschungen durch und gewährte seinen Rat nur den von gutartigen und leicht zu heilenden Übeln heimgesuchten Kranken. Ein Mißerfolg hätte sein Ansehen getrübt. Sein persönlicher Schreiber kündigte ihm Neferets Eintreffen an. »Laßt sie herein.«
    Die junge Frau brachte Neb-Amun aus der Fassung; hatte sie es doch abgelehnt, seinem Stab anzugehören. Er war beleidigt und würde sich rächen. Sollte sie das Recht erlangen, selbständig tätig zu werden, würde er Sorge tragen, sie aller amtlichen Befugnisse zu entheben, und sie vom Hofe fernhalten. Einige behaupteten, sie besäße einen angeborenen Sinn für die Heilkunde und daß ihre Gabe, mit Pendel und Wünschelrute umzugehen, ihr schnelles und genaues Handeln ermöglichte; daher würde er ihr auch eine letzte Möglichkeit der Bewährung einräumen, bevor er die Feindseligkeiten eröffnen und sie in ein mittelmäßiges Dasein verbannen wollte. Entweder würde sie gehorchen, oder er würde sie vernichten. »Ihr habt mich herbestellt.«
    »Ich habe Euch einen Vorschlag zu machen.«
    »Ich breche übermorgen nach Sais auf.«
    »Ich bin auf dem laufenden, doch Eure Tätigkeit würde nur wenig Zeit in Anspruch nehmen.« Neferet war wahrlich sehr schön; Neb-Amun erträumte sich eine so junge und liebreizende Geliebte, die er in der besten Gesellschaft vorgeführt hätte. Doch ihre natürliche Würde und die Reinheit, die sie ausstrahlte, hinderten ihn daran, ihr einige alberne, für gewöhnlich so wirkungsvolle Artigkeiten zu sagen; sie zu betören wäre ein schwieriges, jedoch außerordentlich erregendes Unterfangen. »Meine Patientin verdient einige Aufmerksamkeit«, fuhr er fort, »eine höhergestellte Dame mit einigem

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