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Das Testament der Götter

Das Testament der Götter

Titel: Das Testament der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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den Händler nicht aufs Geratewohl bezeichnet; einer Unterschlagung schuldig, hätte letzterer der Geschädigten den Wert eines Hahns erstatten müssen. Der Richter hatte das Strafmaß nicht verringert, den Rechtsgang indes ein klein wenig verändert: Da die Geschädigte die Verwaltung war, setzte Sethi sich lediglich an deren Stelle. Den Hahn unterm Arm, gelangte er unbehindert zum Hof der jungen Frau, die gerade ihre Hühner fütterte.
    »Eine Überraschung«, verkündete er, indem er das Federtier vorzeigte. Sie drehte sich entzückt um. »Er ist herrlich! Du hast gut gefeilscht.«
    »Es war nicht leicht, muß ich gestehen.«
    »Das kann ich mir denken: Ein Hahn von dieser Größe ist mindestens drei Spanferkel wert.«
    »Wenn die Liebe uns leitet, versteht man, überzeugend zu sein.«
    Sie stellte ihren Kornsack ab, packte den Hahn und setzte ihn zwischen die Hühner.
    »Du bist sehr überzeugend, Sethi; ich spüre in mir eine wohlige Hitze aufsteigen, die ich liebend gerne mit dir teilen möchte.«
    »Wer würde eine solche Einladung ablehnen.« Eng aneinandergeschmiegt, wandten sie sich zur Kammer der Witwe.
     
    Paser fühlte sich schlecht; eine wehmütige Mattigkeit suchte ihn heim und beraubte ihn seiner gewohnten Tatkraft. Schwerfällig und behäbig, wie er war, fand er nicht einmal mehr Trost im Lesen der großen Verfasser der Vergangenheit, die ehedem seine Abende bezauberten. Es war ihm zwar gelungen, den Gerichtsschreiber Iarrot von seiner Verzweiflung nichts merken zu lassen, doch er war außerstande, sie seinem Meister zu verhehlen. »Bist du etwa krank, Paser?«
    »Eine einfache Müdigkeit.«
    »Vielleicht solltest du etwas weniger arbeiten.«
    »Ich habe den Eindruck, man überhäuft mich mit Vorgängen.«
    »Man stellt dich auf die Probe, um deine Grenzen herauszufinden.«
    »Sie sind überschritten.«
    »Das ist nicht sicher; nehmen wir einmal an, die Überanstrengung wäre nicht die Ursache deines Zustands?«
    Finster dreinblickend blieb Paser die Antwort schuldig.
    »Meine beste Schülerin ist zum Ziel gelangt.«
    »Neferet?«
    »In Sais wie in Theben ist sie erfolgreich aus den Prüfungen hervorgegangen.«
    »Dann ist sie nun Ärztin.«
    »Zu unserer allergrößten Freude, in der Tat.«
    »Wo wird sie praktizieren?«
    »Zunächst in Memphis; ich habe sie für morgen abend zu einem bescheidenen Festmahl geladen, um ihren Erfolg zu begehen. Wirst du zu unserer Runde gehören?«
     
    Denes ließ sich vor Richter Pasers Amtszimmer absetzen; die herrliche, blau und rot bemalte Sänfte hatte alle Blicke auf sich gezogen. Die Unterredung, die sich – so heikel sie auch werden mochte – ankündigte, würde vielleicht weniger beschwerlich werden als der jüngste Zusammenstoß mit seiner Gattin. Nenophar hatte ihren Ehemann einen Unfähigen, einen engstirnigen Geist und einen Spatzenkopf {29} gescholten; ob seine Einflußnahme beim Ältesten der Vorhalle sich denn nicht als unnütz erwiesen habe? Im Sturm die Stirne bietend, hatte Denes sich zu rechtfertigen versucht: Für gewöhnlich laufe ein derartiger Schritt auf einen vollen Erfolg hinaus. Weshalb habe der alte Gerichtsbeamte ihn denn diesmal nicht angehört? Nicht allein, daß er den niederen Richter nicht versetze, er erlaube diesem auch noch, ihm, Denes, eine Ladung in gebührender Form wie irgendeinem beliebigen Einwohner von Memphis zu schicken! Wegen Denes’ Mangel an Scharfblick sähen er und seine Gemahlin sich in den Rang von Verdächtigen herabgesetzt und der rachgierigen Verfolgung eines Amtmannes ohne Zukunft unterworfen, der aus dem hintersten Winkel mit der Absicht gekommen sei, dem Buchstaben des Gesetzes Geltung zu verschaffen. Da der Warenbeförderer sich derart glänzend bei geschäftlichen Besprechungen zeige, solle er Paser nun betören und den Rechtsgang aufhalten. Das große Herrenhaus hatte lange von Nenophars scharfer Stimme widergehallt, die Verdruß nur schlecht ertrug. Schlechte Nachrichten schadeten ihrer Haut. Wind des Nordens versperrte den Durchgang. Da Denes ihn mit einem Ellbogenstoß zur Seite drängen wollte, bleckte der Esel die Zähne. Der Warenbeförderer wich zurück.
    »Entfernt dieses Vieh von meinem Weg!« forderte er. Der Gerichtsschreiber Iarrot trat aus der Amtsstube und zog den Vierbeiner am Schwanz; da Wind des Nordens jedoch nur Pasers Stimme gehorchte, ging Denes in weitem Bogen an dem Esel vorbei, um seine kostspieligen Gewänder nicht zu besudeln. Paser war über einen Papyrus gebeugt. »Setzt

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