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Das Testament der Götter

Das Testament der Götter

Titel: Das Testament der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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ließen.«
    Sethi brach erneut in dröhnendes Lachen aus; Paser war außerstande, einen Anschein von Würde zu wahren, und teilte die Fröhlichkeit seines Freundes. »Ganz ohne Prahlerei, all meine Eroberungen aufzuzählen, wäre mühselig. Es ist einfach stärker als ich: Ich kann die Wärme eines Frauenkörpers nicht entbehren. Keuschheit ist eine schändliche Krankheit, die nachdrücklich und wirksam behandelt werden muß. Ab morgen werde ich mich mit deinem Fall befassen.«
    »Nun ja …«
    Ein schelmisches Lächeln beseelte Sethis Blick. »Lehnst du ab?«
    »Meine Arbeit, die laufenden Fälle …«
    »Du hast nie zu lügen verstanden, Paser. Du bist verliebt, und du bewahrst dich für deine Schöne auf.«
    »Für gewöhnlich bin ich es, der Anklagen ausspricht.«
    »Das ist keine Anklage! Die große Liebe, an die glaube ich nicht, aber bei dir ist alles möglich. Ein Richter und mein Freund zugleich zu sein, ist doch wohl Beweis genug. Wie heißt dieses Wunder?«
    »Ich … Sie weiß nichts davon. Wahrscheinlich mache ich mir etwas vor.«
    »Verheiratet?«
    »Das denkst du doch nicht im Ernst!«
    »Doch, ganz genau! Eine gute Gemahlin fehlt noch in meiner Sammlung. Ich werde nicht versuchen, das Schicksal herauszufordern, da ich sittliche Grundsätze habe, doch wenn der Glücksfall sich einstellt, werde ich mich nicht verweigern.«
    »Das Gesetz bestraft den Ehebruch.«
    »Unter der Bedingung, daß es davon erfährt. Mit Ausnahme der Tollereien ist die erste Tugend bei der Liebe Vertraulichkeit und Umsicht. Ich werde dich hinsichtlich deiner Verlobten nicht quälen; ich werde alles selbst herausfinden und dir, falls nötig, unter die Arme greifen.«
    Sethi streckte sich auf einer Matte aus, den Kopf auf ein Kissen gebettet. »Bist du wahrhaftig Richter?«
    »Du hast mein Wort.«
    »In diesem Fall könnte dein Rat mir wertvoll sein.« Paser war auf ein derartiges Verhängnis gefaßt; er rief Thot an in der Hoffnung, die von Sethi begangene Schandtat möge in seine Zuständigkeit fallen. »Eine törichte Geschichte«, gestand sein Freund. »Ich habe letzte Woche eine junge Witwe betört; um die Dreißig, ein geschmeidiger Körper, höchst reizende Lippen … Eine Unglückliche, die von einem Ehemann mißhandelt wurde, dessen Tod ein Segen für sie war. Sie wurde so glücklich in meinen Armen, daß sie mir einen geschäftlichen Auftrag anvertraute: Ich sollte ein Spanferkel auf dem Markt feilbieten.«
    »Ist sie Eigentümerin eines Hofes?«
    »Ein schlichter Kleinviehhof.«
    »Gegen was hast du das Schwein getauscht?«
    »Das ist ja das Unglück: gegen nichts. Gestern abend ist das arme Tier während unseres kleinen Festes geröstet worden. Ich vertraue zwar auf meine Betörungskraft, aber die junge Frau ist geizig und hängt sehr an ihrem Erbe. Falls ich mit leeren Händen zurückkehre, laufe ich Gefahr, des Diebstahls angeklagt zu werden.«
    »Was sonst noch?«
    »Läppische Kleinigkeiten. Einige Schulden hier und da; das Spanferkel ist meine größte Sorge.«
    »Schlafe ruhig.« Paser erhob sich. »Wohin gehst du?«
    »Ich gehe hinunter in meine Amtsstube, um in einigen Unterlagen nachzusehen; es gibt zweifellos eine Lösung.«

11. Kapitel
    Sethi war kein Frühaufsteher, doch er wurde genötigt, das Haus des Richters schon im Morgengrauen zu verlassen. Sein Freund hatte ihm den Inhalt eines Kruges kalten Wassers über den Kopf schütten müssen, um ihn aus dem Schlaf zu reißen. Pasers Vorhaben jedoch erschien ihm ausgezeichnet, obwohl es einige Gefahren barg.
    Sethi erreichte die Stadtmitte, wo gerade der große Markt aufgeschlagen wurde; Bauern und Bäuerinnen kamen hierher, um in einem Getöse aus Feilschen und Schwatzen die Erzeugnisse des Landes zu verkaufen. Schon in kurzer Zeit würden die ersten Kunden eintreffen. Er schlüpfte zwischen den Gemüsegärtnerinnen hindurch und kauerte sich einige Meter vor seinem Ziel nieder, einem kleinen Gehege mit Geflügel. Der Schatz, dessen er sich bemächtigen wollte, war tatsächlich da: ein herrlicher Hahn, den die Ägypter nicht als König des Hühnerhofs betrachteten, sondern als eher tumbes, allzusehr von seiner Wichtigkeit eingenommenes Federvieh.
    Der junge Mann wartete, bis sein Opfer in Reichweite war, und ergriff es mit flinker Bewegung, indem er ihm den Hals zudrückte, auf daß es keinen ungelegenen Laut ausstoßen konnte. Das Unternehmen war gewagt; falls man ihn finge, stünde die Pforte des Gefängnisses weit offen. Selbstverständlich hatte Paser ihm

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