Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Testament der Götter

Das Testament der Götter

Titel: Das Testament der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
Vom Netzwerk:
drang in die Sarkophagkammer; noch wußte er nicht, daß der Quell der Kraft des Landes sich in eine entseelte Hölle verwandelt hatte.
     
    Im Hafen herrschte Festtagsstimmung; Blumen schmückten die Schiffe, das Bier floß in Strömen, die Seeleute tanzten mit recht zugänglichen Mädchen, fahrende Musikanten erfreuten die zahlreiche Menge. Nach einem kurzen Gang mit seinem Hund wollte sich Paser aus diesem Treiben entfernen, als eine bekannte Stimme ihn ansprach. »Richter Paser! Ihr geht schon?« Das plumpe und kantige, von einem zarten, weißen Bart gezierte Gesicht von Denes tauchte aus der Masse der Feiernden auf. Der Warenbeförderer stieß seine Nachbarn zur Seite und trat zu dem Gerichtsbeamten.
    »Welch schöner Tag! Ein jeder zerstreut sich, die Sorgen sind vergessen.«
    »Ich schätze den Lärm nicht.«
    »Ihr seid zu ernst für Euer Alter.«
    »Es ist schwierig, sein Wesen zu ändern.«
    »Das Leben wird dies übernehmen.«
    »Ihr wirkt recht fröhlich.«
    »Die Geschäfte gehen gut, meine Waren eilen ohne Verspätung durchs Land, meine Bediensteten gehorchen mir auf Wort und Wink; worüber sollte ich mich beklagen?«
    »Ihr tragt mir nichts nach, so scheint es.«
    »Ihr habt nur Eure Pflicht getan, was sollte ich Euch vorhalten? Und außerdem ist da noch diese gute Neuigkeit.«
    »Welche?«
    »Aus Anlaß dieses Festes sind mehrere minderschwere Verurteilungen durch den Palast aufgehoben worden. Ein alter mehr oder weniger vergessener Memphiter Brauch. Ich habe das Glück gehabt, mich unter den hocherfreuten Begünstigten zu finden.« Paser erblaßte. Er bezähmte seinen Zorn nur schlecht. »Wie habt Ihr das angestellt?«
    »Ich sagte es Euch bereits: das Fest, und nichts anderes als das Fest! In Eurer Anklageschrift habt Ihr versäumt hervorzuheben, daß mein Fall von dieser Gnade ausgeschlossen bleiben sollte. Tragt es mit Fassung: Ihr habt gewonnen, ich habe nicht verloren.« Zungenfertig versuchte Denes, ihn an seiner Heiterkeit teilnehmen zu lassen.
    »Ich bin nicht Euer Feind, Richter Paser. Bei den Geschäften nimmt man bisweilen schlechte Gewohnheiten an. Meine Gemahlin und ich sind der Ansicht, daß Ihr recht daran getan habt, uns eine heilsame Lehre zu erteilen; wir werden sie berücksichtigen.«
    »Seid Ihr aufrichtig?«
    »Ich bin es. Verzeiht mir, aber man erwartet mich.« Paser war ungeduldig und eitel gewesen; er hatte es allzu eilig gehabt, Recht zu sprechen, ohne nach dessen Buchstaben zu handeln. Zerknirscht sah der Richter seine Schritte jäh von einem Aufzug der Streitkräfte aufgehalten, den Heerführer Ascher mit großer Genugtuung leitete.
    »Ich habe Euch herbestellt, Richter Paser, um Euch Neues von meiner Untersuchung mitzuteilen.« Monthmose war sich seiner sehr sicher. »Die Mumie ist die eines Jungkriegers, der bei einer Plänkelei in Asien fiel; von einem Pfeil getroffen, war der Soldat auf der Stelle tot gewesen. Wegen einer fast völligen Namensgleichheit sind seine Unterlagen mit denen des Oberaufsehers des Sphinx verwechselt worden. Die verantwortlichen Schreiber erklären sich für nicht schuldig; in Wahrheit hat niemand Euch in die Irre zu führen gesucht. Wir haben uns eine Verschwörung ausgemalt, wo es lediglich ein Versehen der Verwaltung gab. Noch mißtrauisch? Ihr tut unrecht. Ich habe jeden Punkt nachgeprüft.«
    »Ich ziehe Euer Wort nicht in Zweifel.«
    »Das freut mich.«
    »Gleichwohl bleibt der Oberaufseher unauffindbar.«
    »Befremdlich, das gestehe ich Euch zu; wenn er sich jedoch versteckte, um sich der Aufsicht des Heeres zu entziehen?«
    »Zwei ehemals unter seinem Befehl stehende Altgediente sind bei einem Unfall gestorben.« Paser hatte diesen Begriff nachdrücklich betont; Monthmose kratzte sich am Kopf. »Was ist verdächtig daran?«
    »Beim Heer müßte es irgendeinen Hinweis dafür geben, und Ihr wärt davon unterrichtet worden.«
    »Gewiß nicht. Derartige Vorkommnisse betreffen mich nicht.«
    Der Richter versuchte, den Vorsteher der Ordnungskräfte in die Enge zu treiben. Kem zufolge war er imstande, derlei Umtriebe anzuzetteln, um eine umfassende Säuberung in seiner eigenen Verwaltung vorzunehmen, in der manche Beamte seine Vorgehensweisen allmählich zu tadeln begannen. »Bauschen wir die Lage nicht etwas auf? Diese Angelegenheit ist eine Aufeinanderfolge unglücklicher Umstände.«
    »Zwei Altgediente und die Frau des ehemaligen Oberaufsehers des Sphinx verstorben, er selbst verschwunden, so liegen die Dinge. Könntet Ihr die Obrigkeiten

Weitere Kostenlose Bücher