Das Testament der Götter
bestechender als das schönste ihrer Mädchen. Ihre langen, enthaarten Beine beugend, führte sie wollüstige Schritte aus, bevor sie schließlich auf den Zehenspitzen weiterwirbelte, ohne aus dem Takt zu kommen. Mit Ladanum {44} gesalbt, verströmte sie einen betörenden Duft.
Als sie sich den beiden Männern näherte, vermochte Sethi seine Leidenschaft nicht mehr zu beherrschen. »Du gefällst mir«, sagte sie zu ihm, »und ich glaube, daß ich dir gefalle.«
»Ich lasse meinen Freund nicht alleine.«
»Laß ihn in Frieden; siehst du nicht, daß er verliebt ist? Seine Seele ist nicht hier. Komm mit mir.« Sababu zog Sethi in das geräumigste Kämmerchen. Sie hieß ihn, sich auf ein niedriges, mit bunten Kissen bedecktes Bett zu setzen, kniete nieder und küßte ihn. Er wollte sie bei den Schultern packen, doch sie stieß ihn sanft zurück.
»Uns gehört die ganze Nacht, eile dich nicht. Lerne, deine Lust zurückzuhalten, sie in deinen Lenden anschwellen zu lassen, das Feuer auszukosten, das in deinen Adern fließt.«
Sababu nahm ihren Muschelgurt ab und streckte sich auf dem Bauch aus. »Streichle mir den Rücken.« Sethi gab sich diesem Spiel einige Augenblicke hin; der Anblick dieses bewundernswerten und mit größter Sorgfalt gepflegten Körpers, die Berührung mit dieser duftenden Haut machten es ihm jedoch unmöglich, sich weiter zu zügeln. Da sie der Stärke seiner Begierde gewahr wurde, widersetzte sich Sababu nicht länger. Sie mit Küssen bedeckend, liebte er sie mit Ungestüm.
»Du hast mir Wollust geschenkt. Du hast nichts gemein mit den meisten meiner Kunden; sie trinken zu viel, werden schlaff und weich.«
»Deinen Reizen nicht zu huldigen, wäre eine Sünde wider den Geist.«
Sethi streichelte ihre Brüste, auf jede ihrer Regungen bedacht; dank der kundigen Hände ihres Liebhabers fand Sababu vergessene Empfindungen wieder.
»Bist du Schreiber?«
»Bald schon Krieger. Bevor ich ein Held werde, wollte ich die süßesten Abenteuer kennenlernen.«
»In diesem Fall muß ich dir alles schenken.« Mit gespitzten Lippen und zarten Berührungen ihrer Zunge ließ Sababu Sethis Begierde von neuem erwachen. Sie umschlangen sich, und ein zweites Mal fanden sie gemeinsam, einen befreienden Schrei ausstoßend, zur höchsten Lust. Auge in Auge kamen sie wieder zu Atem.
»Du hast mich bezaubert, mein Widder, denn du liebst die Liebe.«
»Gibt es ein schöneres Wunschbild?«
»Du bist gleichwohl recht gegenwärtig.«
»Wie bist du Besitzerin eines Hauses des Bieres geworden?«
»Durch die Verachtung vermeintlich Edler und Hoher mit heuchlerischen Reden. Sie sind wie du und ich, den Zwängen ihres Geschlechts und ihrer Leidenschaften unterworfen. Wenn du wüßtest …«
»Erzähle mir.«
»Willst du mir etwa meine Geheimnisse entlocken?«
»Warum nicht?«
Trotz ihrer Erfahrung, trotz all der Körper schöner oder häßlicher Männer widerstand Sababu nur schlecht den Liebkosungen ihres neuen Liebhabers. Er weckte in ihr den Willen, sich an einer Welt zu rächen, in der sie so oft gedemütigt worden war. »Wenn du einst ein Held bist, wirst du dich dann meiner schämen?«
»Im Gegenteil! Ich bin mir sicher, daß du viele Berühmtheiten empfängst.«
»Da hast du nicht unrecht.«
»Das muß recht unterhaltsam sein …« Sie legte ihren kleinen Finger auf den Mund des jungen Mannes.
»Allein mein Tagebuch weiß darüber Bescheid. Wenn ich heiter und gelassen bin, dann nur seinetwegen.«
»Hältst du die Namen deiner Kunden fest?«
»Ihre Namen, ihre Gewohnheiten, ihre Vertraulichkeiten.«
»Ein wahrhafter Schatz!«
»Sofern man mich in Frieden läßt, werde ich ihn nicht nutzen. Wenn ich einmal alt bin, werde ich in meinen Erinnerungen lesen.«
Sethi legte sich auf sie.
»Ich bin stets neugierig. Verrate mir wenigstens einen Namen.«
»Unmöglich.«
»Tu es für mich, nur für mich.« Der junge Mann küßte ihre Brustwarzen. Bebend bäumte sie sich auf. »Ein Name, nur ein Name.«
»Nun, ich könnte dir wohl von einem Musterbild an Tugend erzählen. Wenn ich seine Verderbtheiten enthülle, wird seine Laufbahn beendet sein.«
»Wie heißt er?«
»Paser.«
Sethi rückte von dem prächtigen Körper seiner Geliebten ab.
»Welchen Auftrag hat man dir gegeben?«
»Gerüchte zu verbreiten.«
»Kennst du ihn?«
»Ich habe ihn nie gesehen.«
»Du täuschst dich.«
»Wie …«
»Paser ist mein bester Freund. Er ist heute abend hier bei dir, denkt jedoch nur an die Frau, in die er verliebt
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