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Das Testament der Götter

Das Testament der Götter

Titel: Das Testament der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Er spürte, daß es den Hersteller danach verlangte, sich auszusprechen. »Welches war dieses Unheil?«
    »Ein wenig ruhmvolles Mißgeschick. Ich hatte eine Frau geheiratet, die älter war als ich und aus Elephantine stammte; wir verstanden uns gut, trotz einiger unwesentlicher Streitigkeiten. Ich kehrte häufig spät heim, was sie duldete. Eines Nachmittags wurde ich Opfer eines Unwohlseins; Überarbeitung wahrscheinlich. Man brachte mich in mein Heim. Meine Gattin fand ich mit dem Gärtner im Bett. Erst hatte ich Lust, sie zu töten, dann, sie wegen Ehebruchs verurteilen zu lassen … doch die Strafe ist hart {57} . Ich habe mich letztlich mit einer sogleich ausgesprochenen Scheidung begnügt.«
    »Eine beschwerliche Prüfung.«
    »Ich wurde zutiefst verletzt und habe mich mit doppelter Arbeit getröstet. Der Gebieter des Anwesens hat mir ein Stück Land geschenkt, das niemand haben wollte. Die Bewässerungsanlage, die ich selbst ersonnen habe, hat seinen Wert zur Geltung kommen lassen: erste ertragreiche Ernten, angemessene Preise, zufriedene Kundschaft … und schließlich das Wohlwollen des Palastes! Als ich Lieferer des Hofes wurde, war mein Glück gemacht. Man hat mir die Sümpfe zugeteilt, die Ihr durchquert habt.«
    »Meinen Glückwunsch.«
    »Anstrengung wird immer belohnt. Seid Ihr vermählt?«
    »Nein.«
    »Ich habe das Abenteuer ein zweites Mal gewagt, und ich habe recht daran getan.« Bel-ter-an schluckte ein Kügelchen aus Olibanum, Zypergras {58} und phönizischer Binse, eine Mischung, die guten Atem gewährleistete. »Ich werde Euch meine junge Gemahlin vorstellen.«
     
    Silkis fürchtete voller Verzweiflung das Erscheinen des ersten Fältchens. Daher auch hatte sie sich ein Öl von Bockshornklee beschafft, das die Unvollkommenheiten der Haut beseitigen sollte. Der Duftölhersteller trennte hierfür Schoten und Samen, bereitete einen dicken Brei daraus und erwärmte diesen. Auf der Oberfläche perlte dann das Öl. Vorsichtig legte Silkis eine Maske zur Schönheitspflege auf, die aus Honig, rotem Natron sowie Salz des Nordens bestand, und rieb dann den Leib mit Alabasterpulver ein.
    Dank Neb-Amuns chirurgischer Kunst hatten ihr Gesicht und ihre Formen sich verfeinert, entsprechend den Wünschen ihres Gemahls; gewiß, sie befand sich weiterhin als zu schwer und ein wenig rund, doch Bel-ter-an würde ihr ihre wohlgereiften Schenkel nicht vorhalten. Bevor sie ihn zu einem reichhaltigen Mittagsmahl empfing, trug sie noch rotes Ocker auf ihre Lippen auf sowie eine zarte Salbe auf ihre Wangen und grüne Schminke um die Augen. Dann rieb sie die Kopfhaut mit einer läuternden Lösung ein, deren Hauptbestandteile, nämlich Bienenwachs und Harz, das Auftauchen grauer Haare verhindern würden.
    Da der Spiegel ihr ein befriedigendes Bild zurückwarf, setzte sie sich endlich eine Perücke aus echtem Haar mit in Duftstoff getränkten Strähnen aufs Haupt. Ihr Gemahl hatte ihr diesen kleinen Schatz bei der Geburt ihres zweiten Kindes, eines Knaben, geschenkt.
    Unvermutet benachrichtigte sie die Dienerin vom Eintreffen Bel-ter-ans, im Beisein eines Gastes.
    Erschreckt griff Silkis wieder zum Spiegel. Würde sie gefallen oder würde sie wegen eines Makels getadelt, den sie nicht bemerkt hatte? Ihr blieb keine Zeit mehr, sich anders zu schminken oder das Gewand zu wechseln. Kühn trat sie aus ihrem Gemach.
     
    »Silkis, mein Liebling! Ich stelle dir Richter Paser aus Memphis vor.«
    Die junge Frau lächelte mit geziemender Verlegenheit und Zurückhaltung.
    »Meine Gemahlin und ich empfangen häufig Käufer und Aufseher«, fuhr Bel-ter-an fort, »doch Ihr seid unser erster Richter! Das ist eine große Ehre.« Das neue Herrenhaus des Papyrusverkäufers umfaßte ungefähr zehn spärlich erhellte Zimmer. Silkis fürchtete die Sonne, da sie die Haut rötete. Eine Dienerin brachte frisches Bier; ihr auf dem Fuße folgten zwei Kinder, ein rothaariges Mädchen und ein Knäblein, das seinem Vater glich. Sie begrüßten den Gerichtsbeamten und liefen lachend davon. »Ach, diese Kinder! Wir vergöttern sie, aber sie sind bisweilen doch recht ermüdend.« Silkis pflichtete mit einem Kopfnicken bei. Zum Glück waren ihre Entbindungen ohne Schwierigkeiten verlaufen und hatten dank langer Ruhezeiten ihren Körper nicht verunstaltet. Sie verbarg einige widerspenstige Rundungen unter einem weiten Leinenkleid von erster Güte, das unaufdringlich von kleinen roten Säumen eingefaßt war. Ihr Ohrschmuck, aus einem Ring und einem

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