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Das Testament der Götter

Das Testament der Götter

Titel: Das Testament der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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um den Sphinx?«
    »Ohne neue Aussichten.«
    »Keine Hoffnung?«
    »Nun, entweder Hand an den fünften Altgedienten zu legen, oder dank Sethi Enthüllungen über diesen Heerführer Ascher zu erhalten.«
    »Das ist recht dünn.«
    »Ich werde nicht aufgeben, auch wenn ich mich einige Jahre gedulden müßte, bevor ich einen neuerlichen Hinweis erhielte. Vergeßt nicht, ich verfüge über den Beweis, daß das Heer gelogen hat: Amtlicherseits sollen fünf Altgediente tot sein, während einer von ihnen doch Bäcker in Theben geworden war.«
    »Der fünfte ist am Leben«, verkündete Branir, als sähe er ihn unmittelbar vor sich. »Gib nicht auf, denn das Unheil geht um.«
    Langes Schweigen entstand. Die ernste Feierlichkeit des Tons hatte den Richter überwältigt. Sein Lehrmeister verfügte über seherische Gaben; manchmal drängte sich ihm eine noch unsichtbare Wahrheit auf. »Ich werde dieses Haus bald verlassen«, tat er endlich kund. »Die Stunde ist gekommen, im Tempel zu wohnen, um meine Tage dort zu beenden. Die Stille der Götter von Karnak wird meine Ohren erfüllen, und ich werde Zwiesprache mit den Steinen der Ewigkeit halten. Jeder Tag wird heiterer als der vorangegangene sein, und ich werde dem hohen Alter entgegengehen, das einen auf das Erscheinen vor Osiris’ Gericht vorbereitet.« Paser begehrte auf.
    »Aber ich brauche doch weiter Eure Lehren.«
    »Welche Ratschläge könnte ich dir geben? Morgen werde ich meinen Greisenstab ergreifen und zum Schönen Westen hingehen {61} , von wo niemand mehr zurückkehrt.«
    »Wenn ich aber ein für Ägypten gefährliches Leiden entdeckt habe und falls es mir möglich ist, es zu bekämpfen, wird Eure sittliche Stärke mir unerläßlich sein. Euer Einschreiten könnte sich als entscheidend erweisen. Harrt noch aus, ich bitte Euch.«
    »Wie dem auch sei, dieses Haus wird dir gehören, sobald ich mich in den Tempel zurückgezogen haben werde.«
     
    Scheschi zündete das Feuer mit Dattelkernen und Holzkohle an, stellte über die Flamme einen hornförmigen Tiegel und ließ die Glut mittels eines Blasebalgs auflodern. Ein weiteres Mal versuchte er, ein neuartiges Schmelzverfahren für Metalle zu erproben und hierbei die Schmelze in besondere Formen zu gießen. Mit einem außergewöhnlichen Gedächtnis beschenkt, machte er sich keinerlei Aufzeichnungen, um nicht hintergangen zu werden. Seine beiden Gehilfen, stämmige und unermüdliche Kerle, vermochten, in lange Hohlstäbe blasend, das Feuer über Stunden zu schüren.
    Die unzerbrechliche Waffe würde bald bereit stehen; mit Schwertern und Lanzen, deren Festigkeit allem widerstand, würden PHARAOS Krieger die Helme zerschmettern und die Rüstungen der Asiaten durchbohren.
    Schreie und Kampflärm unterbrachen seine Überlegungen. Scheschi öffnete die Tür der Forschungsstätte und stieß auf zwei Wachen, die einen Mann reifen Alters mit weißem Haar und roten Händen bei den Armen festhielten; er schnaubte wie ein erschöpftes Pferd, seine Augen tränten, sein Schurz war zerrissen. »Er hat sich ins Metallager geschlichen«, erklärte einer der Soldaten. »Wir haben ihn aufgehalten, und er hat versucht zu fliehen.«
    Scheschi erkannte sogleich den Zahnheilkundigen Qadasch, bekundete jedoch nicht das leiseste Erstaunen.
    »Laßt mich los, Ihr Rohlinge!« verlangte der Heilkundige.
    »Ihr seid ein Dieb«, erwiderte der Anführer der Wachen. Welcher Irrsinn war Qadasch durch den Kopf geschossen? Lange Zeit schon träumte er nur noch vom himmlischen Eisen, um daraus seine Behandlungsgerätschaften zu fertigen und durch diese zu einem Zahnheilkundigen ohnegleichen zu werden. Seines eigenen Vorteils wegen hatte er den Kopf verloren und dabei das Vorhaben der Verschwörer ganz vergessen. »Ich schicke einen meiner Männer zum Amtssitz des Ältesten der Vorhalle«, verkündete der Offizier. »Wir benötigen auf der Stelle einen Richter.« Wenn er sich nicht verdächtig machen wollte, konnte Scheschi sich diesem Schritt nicht widersetzen.
     
    Da es mitten in der Nacht war, befand es der Gerichtsschreiber des Ältesten der Vorhalle nicht für nötig, seinen Herrn zu wecken, der äußerst empfindlich auf die Achtung seiner Schlafzeiten bedacht war. Folglich zog er die Aufstellung der Gerichtsbeamten zu Rate und wählte den zuletzt berufenen, einen gewissen Paser. Da er am niedrigsten im Range stand, konnte er getrost noch einiges lernen. Paser schlief nicht. Er träumte von Neferet, stellte sie sich zärtlich und beruhigend neben

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