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Das Testament der Götter

Das Testament der Götter

Titel: Das Testament der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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bevor sie sie auf Matten oder Holzgestellen ausbreiteten. Die dünnen Streifen von vierzig Zentimetern Länge wurden in zwei senkrecht zueinander verlaufenden Schichten übereinandergelegt. Eine weitere Gruppe von Facharbeitern bedeckte dies Geflecht mit einem feuchten Leingewebe und preßte es ausgiebig mittels Holzflegeln. Dann nahte der heikle Augenblick, da die Papyrusstreifen trocknen und ohne irgendeinen Zusatz fest miteinander verkleben mußten. »Prächtig, nicht wahr?« Der gedrungene Mann, der sich an Paser wandte, hatte ein rundes Mondgesicht, schwarzes, mit einem Pflegemittel geglättetes Haar. Trotz seiner fleischigen Hände und Füße und seines vierschrötigen Körperbaus wirkte er äußerst rege, ja beinahe unruhig. »Euer Besuch ehrt mich, Richter Paser; mein Name ist Bel-ter-an. Ich bin der Eigentümer dieses Anwesens.«
    Er zog seinen Schurz hoch und das feine Leinenhemd zurecht. Auch wenn er sich bei den besten Weberinnen von Memphis einkleidete, schienen seine Gewänder stets zu klein, zu groß oder zu weit zu sein. »Ich möchte Euch Papyrus abkaufen.«
    »Kommt und seht Euch meine besten Sorten an.« Bel-ter-an zog Paser zu dem Lagerschuppen, in dem er seine kostbarsten Stücke, nämlich Rollen zu zwanzig Bögen, aufbewahrte. Der Hersteller zog eine davon auf.
    »Seht Euch diese Pracht an, ihren feinen Schuß, ihre herrliche Farbe. Keinem meiner Mitbewerber ist es gelungen, mein Erzeugnis nachzuahmen. Eines der Geheimnisse ist die Dauer des Trocknens unter der Sonne, doch es gibt noch etliche wichtige Punkte, über diese wird mein Mund stets versiegelt bleiben.«
    Der Richter befühlte den Rand der Rolle. »Dieser Papyrus ist vollkommen.« Bel-ter-an verhehlte seinen Stolz nicht.
    »Ich behalte ihn den Schreibern vor, die die alten Weisheiten {56} abschreiben und vervollständigen. Das Schriftenhaus des Palastes hat mir ein Dutzend davon für nächsten Monat in Auftrag gegeben. Ebenso liefere ich Totenbücher, die in den Gräbern niedergelegt werden.«
    »Euer Geschäft scheint zu blühen.«
    »So ist es, allerdings unter der Bedingung, Tag und Nacht zu arbeiten. Ich beklage mich nicht, da mich mein Beruf mit Begeisterung erfüllt. Einen Untergrund für die Texte und Hieroglyphen zu stellen, ist doch das Wesentliche, nicht wahr?«
    »Mein Guthaben ist begrenzt, ich habe nicht die Mittel, mir solch schönen Papyrus zu kaufen.«
    »Ich verfüge auch über eine mindere, doch noch beachtenswerte Güte. Haltbarkeit gewährleistet!« Der Posten sagte Paser zu, doch der Preis war weiterhin zu hoch. Bel-ter-an kratzte sich im Nacken. »Ihr gefällt mir, Richter Paser, und ich hoffe, daß das auf Gegenseitigkeit beruht. Ich liebe die Gerechtigkeit, da sie der Schlüssel des Glücks ist. Gewährt Ihr mir die Freude, Euch einen Posten zu schenken?«
    »Ich bin empfänglich für Eure Großzügigkeit, doch ich bin genötigt, sie zurückzuweisen.«
    »Erlaubt mir, darauf zu beharren.«
    »Jedes Geschenk, in welcher Form auch immer, würde als Bestechung betrachtet. Wenn Ihr mir einen Zahlungsaufschub einräumtet, müßten wir diesen schriftlich festhalten und niederlegen.«
    »Nun denn, einverstanden! Ich habe sagen hören, Ihr zaudertet nicht, Euch an Großkaufleute heranzuwagen, die das Gesetz mißachten. Das ist sehr mutig.«
    »Nur meine Pflicht.«
    »In Memphis neigt die Sittlichkeit der Händler in letzter Zeit dazu, nachzulassen. Ich vermute, PHARAOS Erlaß wird dieser ärgerlichen Entwicklung Einhalt gebieten.«
    »Meine Amtsbrüder und ich setzen uns nach Kräften dafür ein, obgleich ich einräumen muß, die Memphiter Sitten schlecht zu kennen.«
    »Ihr werdet Euch schnell eingewöhnen. In den letzten Jahren war der Wettbewerb unter den Kaufleuten eher rauh; sie haben nicht gezögert, sich ernste Schläge zu versetzen.«
    »Habt Ihr welche erdulden müssen?«
    »Ich schlage mich wie alle anderen. Zu Anfang versah ich den Dienst eines Gehilfen der Buchhaltung auf einem großen Gut im Delta, wo der Papyrus schlecht bewirtschaftet wurde. Ich habe dem Gebieter des Anwesens Verbesserungen vorgeschlagen; er hat sie angenommen und mich in den Rang eines Buchhalters erhoben. Ich hätte in Frieden leben können, wenn das Unheil mich nicht niedergeschmettert hätte.«
     
    Die beiden Männer traten aus dem Lagerhaus und beschritten einen von Blumen gesäumten Weg, der zu Bel-ter-ans Behausung führte. »Darf ich Euch etwas zu trinken anbieten? Ich versichere Euch, das ist keine Bestechung!« Paser lächelte.

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