Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Testament der Götter

Das Testament der Götter

Titel: Das Testament der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
Vom Netzwerk:
Anhänger von kuppelförmig geschliffenem Elfenbein {59} bestehend, stammte aus Nubien.
    Paser wurde eingeladen, sich auf einer Papyrusliege auszustrecken.
    »Ein wahrhaft schöpferischer Einfall, nicht wahr? Ich mag solche Neuerungen«, hob Bel-ter-an hervor. »Wenn die Form gefällt, werde ich sie in den Handel bringen.«
    Der Richter war erstaunt über die Anlage des Herrenhauses, das ganz in die Länge, sehr niedrig und ohne Terrasse errichtet war.
    »Mir schwindelt leicht. Unter diesem Schirmdach sind wir vor der Hitze geschützt.«
    »Gefällt es Euch in Memphis?« fragte Silkis.
    »Ich zog mein Dorf vor.«
    »Wo wohnt Ihr?«
    »Über meinem Amtszimmer. Die Räumlichkeiten sind etwas knapp bemessen; seit meinem Amtsantritt mangelt es nicht an den unterschiedlichsten Ermittlungen, und die Schriften stapeln sich. In einigen Monaten droht mir arge Beengtheit.«
    »Eine rasch zu behebende Kleinigkeit«, befand Bel-ter-an.
    »Eine meiner besten geschäftlichen Beziehungen besteht zum Vorsteher der Schriftenverwahrung im Palast. Ihm untersteht die Raumzuteilung in den Lagerhäusern des Landes.«
    »Ich möchte nicht in den Genuß einer Bevorrechtigung kommen.«
    »Es wird keine sein. Ihr werdet genötigt sein, ihn früher oder später aufzusuchen; und je früher, desto besser. Ich nenne Euch nur seinen Namen, und Ihr werdet Euch selbst weiterhelfen.« Das Bier war köstlich; die großen, zu seiner Aufbewahrung bestimmten Krüge hielten es frisch. »Im Sommer«, verkündete Bel-ter-an, »werde ich ein Papyruslager neben den Hafenspeichern eröffnen. Die Lieferung an die Verwaltungen wird so weitaus schneller erfolgen.«
    »Dann laßt Ihr Euch in meinem Gerichtsbezirk nieder.«
    »Darüber bin ich entzückt. Wenn ich Eure lebhafte Wesensart richtig einschätze, werden Eure Überprüfungen scharf und wirkungsvoll sein. Somit wird mein guter Ruf durch Euch gefestigt. Trotz all der Gelegenheiten, die sich bieten, sind mir Betrügereien zuwider; irgendwann wird man auf frischer Tat ertappt! Ägypten mag die Schwindler nicht. Wie es das Sprichwort sagt, findet die Lüge keinen Kahn und wird den Fluß nicht überqueren.«
    »Habt Ihr von einem Schleichhandel mit Getreide reden hören?«
    »Wenn dieser empörende Vorfall an den Tag kommt, werden strenge Ahndungen folgen.«
    »Wer wäre betroffen?«
    »Man munkelt, ein Teil der in die Kornhäuser eingespeicherten Ernte wäre zum Nutzen einzelner unterschlagen worden. Bloße Gerüchte, wenn auch beharrliche.«
    »Haben die Ordnungskräfte nicht ermittelt?«
    »Ohne Erfolg. Willigt Ihr ein, mit uns zu Mittag zu essen?«
    »Ich möchte Euch keine Umstände machen.«
    »Meine Gemahlin und ich selbst bewirten Euch mit Freuden.«
    Silkis streckte den Hals vor und schenkte dem Richter ein zustimmendes Lächeln. Paser wußte die Vorzüglichkeit der Speisen zu schätzen: Gänsestopfleber, Salat mit Kräutern und Olivenöl, frische Erbsen, Granatäpfel und feine Backwaren, das Ganze von einem Rotwein aus dem Delta begleitet, der dem ersten Regentschaftsjahr von Ramses dem Großen entstammte. Die Kinder aßen für sich, verlangten jedoch nach Kuchen. »Gedenkt Ihr, eine Familie zu gründen?« fragte Silkis.
    »Mein Amt nimmt mich stark in Anspruch«, antwortete Paser.
    »Eine Frau und Kinder, ist das nicht das Ziel des Daseins? Es gibt keine größere Befriedigung«, behauptete Bel-ter-an.
    In dem Glauben, unentdeckt zu bleiben, stibitzte der Rotschopf ein Stück Backwerk. Der Vater packte ihn am Handgelenk.
    »Zur Strafe wird dir Spielen und Herumtollen verboten.«
    Das Mädchen brach in Schluchzen aus und stampfte auf den Boden.
    »Du bist zu unnachgiebig«, begehrte Silkis auf. »Das war doch nicht so schlimm.«
    »Alles zu haben, was man sich wünscht, und dann zu stehlen, ist betrüblich.«
    »Hast du es ihr nicht gleichgetan, als du noch Kind warst?«
    »Meine Eltern waren arm, ich habe niemandem etwas gestohlen, und ich dulde es nicht, daß meine Tochter sich in dieser Weise beträgt.« Die Beschuldigte weinte um so ärger. »Bring sie fort, bitte.« Silkis gehorchte.
    »Die Unwägbarkeiten der Erziehung! Den Göttern sei Dank, sind die Freuden zahlreicher als der Kummer.« Bel-ter-an zeigte Paser den Posten Papyrusbogen, den er für ihn bestimmt hatte. Er bot ihm an, die Kanten zu verstärken und einige Rollen minderer Güte von weißlicher Färbung hinzuzufügen; sie würden für Entwürfe dienen.
    Die beiden Männer verabschiedeten sich herzlich voneinander.
     
    Monthmoses

Weitere Kostenlose Bücher