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Das Testament der Götter

Das Testament der Götter

Titel: Das Testament der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Mann ging mit aschfahlem Gesicht weiter. Ascher tat einen Schritt auf ihn zu. »Hocherfreut, den Bogenschützen kennenzulernen, dessen Tugenden jedermann rühmt. Streitwagenoffizier Sethi, ich zeichne dich mit der Goldenen Fliege {62} der Tapferen aus. Bewahre dieses Schmuckstück gut; es ist der Beweis deiner Kühnheit.«
    Sethi öffnete die Hand. Seine Waffenbrüder beglückwünschten ihn; alle wollten die so sehr begehrte Auszeichnung sehen und berühren. Der Held jedoch wirkte abwesend. Man schrieb sein Verhalten der Gemütsbewegung zu. Als er dann nach einem vom Heerführer erlaubten Saufgelage sein Zelt aufsuchte, wurde Sethi das Ziel schlüpfrigster Anzüglichkeiten. Würde ihm die schöne Panther nicht Angriffe ganz anderer Art vorbehalten?
    Sethi streckte sich mit offenen Augen auf dem Rücken aus. Er sah sie nicht, sie wagte nicht, ihn anzusprechen, und kauerte sich fern von ihm zusammen. Glich er nicht einem blutleeren bösen Geist, der nach dem Lebenssaft seiner Opfer gierte? Der Heerführer Ascher … Sethi vermochte sich nicht mehr zu lösen vom Gesicht des hochrangigen Offiziers, dieses selben Mannes, der wenige Meter vor ihm einen Ägypter gefoltert und ermordet hatte. Heerführer Ascher, ein Feigling, ein Lügner und ein Verräter.
     
    Durch die Gitterstäbe eines hohen Fensters beschien das Morgenlicht eine der einhundertvierunddreißig Säulen des ungeheuren überdachten Saales, der dreiundfünfzig Meter in der Tiefe und einhundertzwei in der Breite maß. Die Baumeister hatten den Tempel von Karnak mit dem ausgedehntesten Steinwald des Landes beschenkt, der mit rituellen Darstellungen verziert war, in denen PHARAO den Gottheiten opferte. Die lebhaften und schillernden Farben offenbarten sich nur zu gewissen Stunden; man mußte ein ganzes Jahr dort verleben, um den Lauf der Strahlen zu verfolgen, welche die den Gemeinen verborgenen Riten enthüllten, indem sie Säule um Säule, Darstellung um Darstellung erhellten. Zwei Männer schritten plaudernd durch den Mittelgang, den steinerne Lotos mit geöffneten Kelchen säumten. Der erste war Branir, der zweite der Hohenpriester des Amun, ein Mann von siebzig Jahren, dem es oblag, die Heilige Stadt des Gottes zu verwalten, über deren Reichtümer zu wachen und die rechte Ordnung zu wahren.
    »Ich habe von Eurem Ersuchen gehört, Branir. Ihr, der so viele junge Geschöpfe auf den Weg der Weisheit geleitet hat, Ihr wünscht, Euch aus der Welt zurückzuziehen und im Inneren Tempel zu wohnen?«
    »So ist mein Wunsch. Meine Augen werden schwächer, und meine Beine wollen nicht mehr gehen.«
    »Das Alter scheint Euch jedoch nicht in solchem Maße zu behindern.«
    »Der Schein trügt.«
    »Eure Laufbahn ist weit davon entfernt, beendet zu sein.«
    »Ich habe all meine Wissenschaft Neferet weitergegeben und empfange keine Kranken mehr. Was meine Behausung in Memphis anbelangt, ist sie von nun an Richter Paser vermacht.«
    »Neb-Amun hat Euren Schützling nicht gefördert.«
    »Er unterzieht Neferet harter Prüfungen, kennt jedoch ihr wahres Wesen nicht. Ihr Herz ist so stark, wie ihr Gesicht lieblich ist.«
    »Ist Paser nicht gebürtig aus Theben?«
    »In der Tat.«
    »Euer Vertrauen in ihn scheint vollkommen.«
    »Ihn beseelt ein Feuer.«
    »Die Flamme vermag zu zerstören.«
    »Ist sie bezähmt, erleuchtet sie.«
    »Welchen Rang möchtet Ihr ihn einnehmen sehen?«
    »Das Schicksal wird darüber bestimmen.«
    »Ihr habt ein sicheres Gespür für Menschen, Branir; ein verfrühter Ruhestand würde Ägypten Eurer Gabe berauben.«
    »Ein Nachfolger wird sich einstellen.«
    »Auch ich sinne darüber nach, mich zurückzuziehen.«
    »Euer Amt ist eine schwere Bürde.«
    »Jeden Tag mehr, das ist wahr. Zuviel Verwaltung, nicht mehr genügend Andacht. PHARAO und seine Räte haben mein Gesuch gebilligt; in einigen Wochen werde ich ein bescheidenes Haus am westlichen Ufer des Heiligen Sees bewohnen und mich der Erforschung der Alten Schriften widmen.«
    »So werden wir Nachbarn sein.«
    »Ich fürchte nein. Eure Wohnstatt wird weit prunkvoller sein.«
    »Was wollt Ihr damit sagen?«
    »Ihr seid mein auserkorener Nachfolger, Branir.«
     
    Denes und seine Gemahlin, Dame Nenophar, hatten die Einladung Bel-ter-ans angenommen, obwohl dieser ein Neureicher von allzu sichtbarem Ehrgeiz zu sein schien. Die Bezeichnung Emporkömmling, hatte Nenophar unterstrichen, stünde ihm bestens zu Gesicht. Gleichwohl war dieser Papyrushersteller keine zu vernachlässigende Größe; seine

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