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Das Testament der Götter

Das Testament der Götter

Titel: Das Testament der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Gewandtheit, seine Arbeitskraft und seine Sachkenntnis machten ihn zu einem Mann mit Zukunft. Hatte er nicht das Wohlwollen des Palastes erwirkt, in dem er einflußreiche Freunde zählte? Denes konnte sich nicht erlauben, einen Kaufmann von solcher Bedeutung zu mißachten; daher auch hatte er seine äußerst verstimmte Gattin überredet, diesem Empfang beizuwohnen, den Bel-ter-an ausrichtete, um die Einweihung seines neuen Lagerhauses in Memphis zu begehen.
    Die Nilschwelle kündigte sich spürbar an; die Pflanzungen würden angemessen bewässert werden, jeder würde seinen Hunger stillen können, und Ägypten würde Korn in seine Besitzungen in Asien ausführen. Memphis, die Erhabene, strotzte vor Reichtum.
    Denes und Nenophar legten den Weg in einer herrlichen Sänfte zurück, die mit hohen Rückenlehnen und einem Bänkchen ausgestattet war, auf das sie ihre Füße legten. Geschnitzte Armlehnen begünstigten das Wohlgefühl und die Anmut der Haltung. Ein Himmel schützte sie vor Wind und Staub, zwei Schirmträger vor der bisweilen gleißenden Helligkeit des Abendlichts. Vierzig Träger eilten unter den Blicken der Gaffer vorwärts. Die Tragstäbe waren derart lang und die Zahl der Beine derart hoch, daß man das Ganze den »Tausendfüßer« nannte; und zu alledem sangen die Diener: »Wir mögen die Sänfte lieber voll denn leer«, wobei sie wohl an die hohe Entlohnung dachten, die sie als Gegenleistung für diese außergewöhnliche Mühsal einstrichen.
     
    Andere zu blenden rechtfertigte die Ausgabe. Denes und Nenophar stachelten die Begehrlichkeit der um Bel-ter-an und Silkis versammelten Runde an. Seit Menschengedenken hatte man in Memphis keine so schöne Sänfte gesehen. Denes wischte die Schmeicheleien mit dem Handrücken beiseite, und Nenophar beklagte das Fehlen von Vergoldungen.
    Zwei Mundschenke boten den Geladenen Bier und Wein an; alles, was Rang und Namen in der Memphiter Welt des Handels besaß, feierte Bel-ter-ans Aufnahme in den engen Kreis der Männer von Macht. Nun war es an ihm, die halb geöffnete Tür aufzustoßen und seine Fähigkeiten dadurch zu beweisen, daß er endgültig Fuß faßte. Denes’ und seiner Gemahlin Urteil würde dabei ein beachtliches Gewicht haben; niemand war zu den Besten der Kaufleute aufgestiegen ohne ihre Billigung. Fahrig begrüßte Bel-ter-an sogleich die Neuankömmlinge und stellte ihnen Silkis vor, der befohlen worden war, den Mund nicht zu öffnen. Nenophar musterte sie verächtlich. Denes betrachtete sich die Räumlichkeiten. »Lager oder Verkaufsstelle?«
    »Beides«, antwortete Bel-ter-an. »Sofern alles gut verläuft, werde ich mich ausweiten und die beiden Geschäftszweige trennen.«
    »Ehrgeiziges Vorhaben.«
    »Sollte es Euch mißfallen?«
    »Gefräßigkeit gehört nicht zu den händlerischen Tugenden. Fürchtet Ihr keine Verdauungsstörungen?«
    »Ich erfreue mich einer ausgezeichneten Eßlust und verdaue mit Leichtigkeit.«
    Nenophar fand die Unterhaltung belanglos und zog es vor, mit einigen alten Freunden zu plaudern. Ihr Gemahl begriff, daß sie ihr Urteil bereits gefällt hatte; Bel-ter-an schien ihr ein unangenehmer, streitbarer und haltloser Mensch. Seine ehrgeizigen Absichten zerbröckelten wie schlechter Kalk. Denes maß seinen Gastgeber. »Memphis ist eine weniger zugängliche Stadt, als es den Anschein hat; denkt daran. Auf Eurem Besitz im Delta herrschtet Ihr ungeteilt. Hier werdet Ihr die Unbilden einer großen Stadt erleiden, und Ihr werdet Euch in unnötigem rastlosem Treiben verschleißen.«
    »Ihr seht recht schwarz.«
    »Folgt meinem Rat, werter Freund. Jeder Mann hat seine Grenzen, überschreitet die Euren nicht.«
    »Um aufrichtig zu sein, kenne ich sie noch nicht; deshalb auch erregt diese Erfahrung mich so leidenschaftlich.«
    »Mehrere seit langem in Memphis niedergelassene Hersteller und Händler von Papyrus geben allen Anlaß zur Zufriedenheit.«
    »Ich werde mich bemühen, sie dadurch zu erstaunen, daß ich Erzeugnisse von besserer Beschaffenheit anbiete.«
    »Ist das nicht Großsprecherei?«
    »Ich vertraue zuversichtlich auf meine Arbeit, und ich verstehe Eure … Warnung nicht ganz.«
    »Ich denke lediglich an Euer Wohl. Nehmt die Wirklichkeit an, und Ihr werdet Euch etliche Verdrießlichkeiten ersparen.«
    »Solltet Ihr Euch nicht mit den Euren bescheiden?« Denes’ schmale Lippen wurden weiß. »Werdet deutlicher.«
    Bel-ter-an zog den Gurt seines langen Schurzes enger, der zu rutschen neigte.
    »Ich habe von

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