Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Testament der Götter

Das Testament der Götter

Titel: Das Testament der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
Vom Netzwerk:
meine Bestecke wären besser, leichter, genauer gewesen! Doch dieser kleine Schnurrbärtige ist derart kalt … Unmöglich, einen Handel mit ihm abzuschließen.«
    »Nicht ganz Ägypten ist bestechlich.«
    »Bestechung? Wo denkt Ihr hin? Wenn zwei Menschen ein Geschäft durchführen, sind sie doch nicht zwangsläufig Gesetzesbrecher. Ihr habt eine recht düstere Meinung von der menschlichen Gattung.« Qadasch entfernte sich murrend. Paser irrte durch die Nacht. Die Erklärungen des Zahnheilkundigen überzeugten ihn nicht. Ein Metallager, in einer Kaserne … wieder einmal die Streitkräfte! Dieser Zwischenfall schien zwar mit dem Verschwinden der Altgedienten nicht in Verbindung zu stehen, doch gewiß mit der Not eines dem Verderben entgegengehenden Zahnheilkundigen, der das Versagen seiner Hand nicht eingestehen wollte.
    Der Mond war voll. Der Überlieferung nach bewohnte ihn ein mit einem Messer bewaffneter Hase; als kriegerischer Geist schnitt er immer wieder das Haupt der Finsternis ab. Der Richter hätte ihn liebend gern als Gerichtsboten angeworben. Die Sonne der Nacht nahm zu und nahm ab, füllte sich mit Licht und leerte sich; die Himmelsbarke würde seine Gedanken zu Neferet bringen.
     
    Das Wasser des Nils wurde gerühmt wegen seiner verdauungsfördernden Eigenschaften. Leicht bekömmlich, wie es war, ließ es den Körper die schädlichen Säfte ausscheiden. Manch Heilkundiger vermutete, seine Genesung bringenden Kräfte rührten von den Arzneipflanzen, die an den Böschungen wuchsen und ihre segensreichen Wirkungen den Fluten übertrügen. Wenn die Nilschwelle sich einstellte, befrachtete das Wasser sich mit pflanzlichen Teilchen und mineralischen Salzen. Die Ägypter füllten Tausende von Krügen, in denen sich das kostbare Naß, ohne zu verderben, aufbewahren ließ. Gleichwohl überprüfte Neferet die Vorräte des vergangenen Jahres; wenn sie den Inhalt eines Behälters für trübe befand, warf sie eine Süßmandel hinein. Vierundzwanzig Stunden später war das Wasser wieder klar und köstlich. Manche drei Jahre alten Krüge waren nach wie vor untadelig. Ruhig beobachtete die junge Frau eine Zeitlang das Treiben des Weißwäschers. Im Palast wurde diese Stelle einem Mann von Vertrauen zugeteilt, da die Sauberkeit der Bekleidung als wesentlich erachtet wurde; in jeder Gemeinde, ob klein oder groß, verhielt es sich genauso. Nachdem er die Wäsche gewaschen und ausgewrungen hatte, mußte der Weißwäscher sie mit einem Holzbleuel plätten, sie am ausgestreckten Arm ausschütteln, bevor er sie dann an einer zwischen zwei Pfosten gespannten Leine aufhängte.
    »Solltet Ihr erkrankt sein?«
    »Weshalb sagt Ihr das?«
    »Weil es Euch an Kraft mangelt. Die Wäsche ist seit einigen Tagen grau.«
    »Ja, nun! Die Arbeit ist schwer. Und die beschmutzte Wäsche der Frauen ist mir ein Greuel.«
    »Wasser allein genügt nicht. Verwendet dieses Läutermittel und diesen Duftstoff.« Mürrisch nahm der Weißwäscher die beiden Gefäße an, die ihm die junge Ärztin hinhielt. Ihr Lächeln hatte ihn entwaffnet.
    Um den Angriffen von Ungeziefer zu begegnen, ließ Neferet Holzasche, ein wirksames und wohlfeiles Entseuchungsmittel, in die Kornhäuser schütten. Einige Wochen vor der Nilschwelle dort ausgeschüttet, würde diese das Getreide schützen. Während sie gerade den letzten Kornkasten begutachtete, erhielt sie eine neue Lieferung von Kani: Petersilie, Rosmarin, Salbei, Kümmel und Minze. Getrocknet und zu Pulver zerstoßen, dienten diese Heilpflanzen als Grundstoffe für die Arzneien, die Neferet verordnete. So hatten die Heiltränke etwa die Schmerzen des Greises gelindert, der dermaßen glücklich war, nahe den Seinen bleiben zu können, daß sich sein Gesundheitszustand stetig verbesserte.
    Trotz aller Umsicht der Ärztin blieben ihre Erfolge nicht unbemerkt; von Mund zu Mund machte ihr Ruf schnell die Runde, und zahlreiche Bauern des Westufers suchten sie auf. Die junge Frau schickte niemanden fort und nahm sich für jeden die nötige Zeit; nach erschöpfenden Tagen verbrachte sie einen Teil der Nacht mit der Zubereitung von Kügelchen, Salben und Pflastern, wobei ihr zwei Witwen, die wegen ihrer Gewissenhaftigkeit auserwählt worden waren, zur Hand gingen. Einige Stunden Schlaf, und schon im Morgengrauen bildete sich erneut der Zug der Leidenden.
    Ihre Laufbahn hatte sie sich zwar nicht in dieser Weise vorgestellt, doch zu heilen liebte sie über alles; auf einem besorgten Gesicht einen fröhlichen Ausdruck

Weitere Kostenlose Bücher