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Das Testament des Satans

Das Testament des Satans

Titel: Das Testament des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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haben abgestimmt …«
    Yannic runzelt die Stirn. »Und worüber?«
    »Wer nach Yvains Tod unser neuer Prior werden soll.«
    Yannic blickt in die Runde. »Und? Wer ist es?«
    »Du, Père Yann Créac’h. Du bist der neue Prior der Abbaye du Mont-Saint-Michel.«
    Yannic starrt ihn an.
    »Aber freu dich nicht zu früh. Du hast einen neuen Subprior.«
    »Wen?«
    »Mich.« Lucien lächelt. »Ein frischer Wind wird durch die Abtei wehen und Angst und Schrecken mit sich nehmen. Die Zeit der Angst, die Yvain, Corentin und Abelard verbreitet haben, ist vorbei.«
    Yannic atmet tief durch und sieht die anderen an, die ihm zunicken und ihm damit ihre Ehrerbietung erweisen. »Pater Prior.«
    Lucien, der Yannics Zögern bemerkt, legt ihm ermutigend die Hand auf die Schulter. »Wir blicken nach vorn, Yannic. Und wir hoffen auf dich.« Lucien deutet den Weg hinauf zur Abtei. »›In paradisum deducant te angeli, in tuo adventu suscipiant te martyres, et perducant te in civitatem sanctam Jerusalem. Ins Paradies mögen die Engel dich geleiten, bei deiner Ankunft mögen die Märtyrer dich empfangen und dich führen in die heilige Stadt Jerusalem.‹«
    »Du sprichst ja doch Latein!«
    Lucien lacht. »Unsere Lateinstunden haben mir immer sehr viel Spaß gemacht.«
    Yannic schlägt ihm auf die Schulter. »Mir auch, du Spinner.«
    Lucien legt ihm die Hand auf den Arm und zeigt hinauf zur Abtei. »Wenn ich bitten darf, Pater Prior.«
    Leuchtende Augen und ein glückliches, entspanntes, aber erschöpftes Lächeln. Ich beginne zu ahnen, wieviel Yannic die Abtei wirklich bedeutet. Sie ist seine Heimat, seine Insel und sein Leuchtturm. Sie ist ein Ersatz für alles, was er mit Rozenns Tod und seiner Entscheidung, nie mehr zu Pierric und Katarin nach Ouessant zurückzukehren, verloren hat. Das Leuchten verlischt jedoch wieder, als er kurz zu mir herüberblickt.
    »Augenblick noch.« Yannic wendet sich an die Fratres, die um uns herumstehen und uns aufmerksam beobachten. »Meine Brüder, es ist vollbracht. Der Kampf ist zu Ende. Der Sieg ist errungen. Nicht von Alessandra oder von mir allein, sondern von uns allen. Lasst uns zusammen wieder aufbauen, was zerstört worden ist. Die Freude. Die Hoffnung. Und den Frieden.«
    Jubel brandet auf.
    Yannic wendet sich mir zu. Ich weiß, er empfindet dasselbe wie ich.
    Ich nicke ihm zu. »Pater Prior.«
    Er hat Tränen in den Augen. Er hat sich entschieden.
    Sein Blick versetzt mir einen Stich ins Herz. »Hat es dir etwas bedeutet, was zwischen uns geschehen ist?«
    Er nickt. »Ja, das hat es.«
    Trotz seiner Entscheidung für ein Leben als Mönch und Priester auf dem Mont-Saint-Michel umarmt er mich und küsst mich, zuerst zärtlich, als fürchte er, er könnte mir wehtun mit seinem Ungestüm, dann immer leidenschaftlicher. Er zittert am ganzen Körper und lehnt sich ebenso ermattet gegen mich, wie ich gegen ihn. »Ich liebe dich«, flüstert er und weint dabei.
    Zärtlich streiche ich ihm übers Gesicht. »Und ich liebe dich.«
    Wir küssen uns erneut, als Lucien neben uns tritt.
    »Pater Prior, haben sich die Regeln des heiligen Benedikt bezüglich des mönchischen Lebens in letzter Zeit geändert?«, frotzelt er mit einem frechen Grinsen.
    Yannic lächelt. »Nein, Pater Subprior. Nur meine Einstellung zu Liebe und Glück hat sich geändert. Und so bekenne ich mich offen und ehrlich zu meiner Liebe.«
    »Auch wenn es keine Hoffnung gibt auf ein gemeinsames Leben?«, frage ich und wische mir eine Träne aus dem Gesicht.
    Yannic nickt nur. Er ringt selbst mit seinen Gefühlen.
    »Was nun?«, fragt Lucien und sieht uns beide an.
    Ich nehme Yannics Hand, und gemeinsam gehen wir hinauf in die Abtei. »Glaube. Hoffnung. Liebe. Die Liebe ist die größte unter diesen drei, sagt Paulus. Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles und hält allem stand. Sie ist die Kraft, die die Sonne und die anderen Sterne bewegt, wie Dante sagt.« Ich wende mich Lucien zu, der neben uns geht. »Aber weißt du, was noch stärker ist? Es ist nicht die Erfüllung eines Traums. Oder das Erreichen eines Ziels. Es ist die Sehnsucht. Sie lässt uns nach den Sternen greifen und den Himmel gewinnen. Nichts ist stärker als die Sehnsucht nach Liebe und Glückseligkeit.«

Dramatis Personae
    Alessandra Colonna – (Alessandra d’Ascoli) Humanistische Gelehrte und Vertraute des Papstes
    Abelard de Montbard – Benediktiner aus der Bourgogne
    Conan de Saint-Brieuc – Benediktiner aus der Bretagne
    Corentin de Sévérac –

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