Das Testament eines Excentrischen
Maler, er hält sich versteckter als je.«
Erklärlicherweise unterhielten sich Max Real, Lissy Wag und Jovita Foley nicht ausschließlich über Dinge, die den Match Hypperbone betrafen. Sie sprachen von ihren Familien… von dem jungen Mädchen, das keine Angehörigen mehr hatte… von Frau Real, die jetzt in Chicago wohnte und glücklich sein werde, Miß Lissy Wag kennen zu lernen… von der Sheridan Street, und daß diese gar nicht so weit von der South Halsted Street liege u. s. w. u. s. w.
Jovita Foley freilich bemühte sich immer, das Gespräch auf die noch schwebende Partie und die Zwischenfälle zurückzulenken, die sich dabei noch ereignen könnten.
»Vielleicht, sagte sie, pflanzest Du, meine Liebe, nach dem nächsten Auswürfeln Deine gelbe Flagge schon auf dem letzten Felde auf!
– Das ist unmöglich, Miß Foley, ganz unmöglich, erklärte Max Real.
– Warum unmöglich?
– Weil Miß Wag zunächst meinen Platz im vierundvierzigsten Felde einzunehmen hat.
– Nun… und weiter, Herr Real?
– Weil die größte Augenzahl, die Miß Wag erhalten könnte, zehn und verdoppelt zwanzig betrüge, damit käme sie aber über das dreiundsechzigste Feld hinaus und müßte nach dem zweiundsechzigsten zurückkehren. Dann kann sie durch den nächsten Wurf aber nicht gewinnen, weil nur ein Auge mit zwei Würfeln nicht fallen kann.
– Sie haben völlig recht, Herr Real, antwortete Lissy Wag. Du siehst also, Jovita, Du wirst Dich schon noch gedulden müssen.
– Es giebt aber auch noch einen anderen Wurf, fuhr der junge Maler fort, der für Miß Wag höchst verderblich wäre…
– Welchen?
– Den Wurf von acht Augen, durch die sie sogar ins Gefängniß zurückkehren müßte…
– Das… das kommt nicht vor! rief Jovita Foley lebhaft.
– Und doch. meinte das junge Mädchen lächelnd, wäre es mir dann vergönnt, Herrn Real daraus zu befreien!
– Aufrichtig gesagt, Miß Wag, ich wünsche das nicht! versicherte der junge Mann.
– Und ich erst recht nicht! erklärte die hitzige Jovita Foley.
– Welche wäre denn, Herr Real, die beste Augenzahl, die ich mir wünschen könnte? fragte jetzt Lissy Wag.
– Die Zahl zwölf, weil Sie mit dieser nach dem sechsundfünfzigsten Felde, nach dem Staate Indiana, und nicht nach den entlegenen Gebieten des Fernen Westens zu gehen hätten.
– Richtig, erklärte Jovita Foley, und durch das nächste Auswürfeln könnten wir ans Ziel gelangen.
– Mit sieben Augen… ja.
– Mit sieben! rief Jovita Foley in die Hände klatschend. Sieben und die Erste der »Sieben«!
– Jedenfalls, fuhr Max Real fort, brauchen Sie sich nicht vor dem achtundfünfzigsten Felde zu fürchten, vor dem Death Valley, in das der Commodore Urrican gerathen ist, denn dazu müßten Sie vierzehn Augen erhalten, was nicht möglich ist. Und nun, Miß Wag, wiederhole ich Ihnen die aufrichtigsten Glückwünsche, die ich schon von Anfang an für Sie gehegt habe. Möchten Sie siegreich sein, das wäre mir das liebste, was ich erleben könnte!«
Lissy Wag antwortete nur mit einem Blicke, in dem sich ihre tiefe Erregung widerspiegelte.
»Wirklich, sagte sich Jovita Foley, es ist ein sehr angenehmer Mann, dieser Herr Real, ein talentvoller Künstler, dem eine schöne Zukunft winkt. Es soll mir aber niemand kommen, der sich an die bescheidene Stellung meiner Lissy stieße! Sie ist reizend, reizend und noch einmal reizend und wiegt allemal jene Millionärstöchter auf, die nach Europa gehen, um sich einen Titel zu erhaschen, ohne sich darum zu bekümmern, ob ihre Fürsten auch Fürstenthümer, ihre Herzöge auch Herzogthümer haben und ob ihre Grafen ruiniert sind und ihre Marquis in glänzendem Elend leben!«
Derart war der Gedankengang der kleinen, mit ihrem Urtheil schnell fertigen Person, und sie meinte, daß die jetzige Sachlage sich nicht über Gebühr hinziehen dürfe. Deshalb brachte sie auch die Frage wegen der Abreise wieder zur Sprache.
Natürlich bat Max Real, der Aufenthalt in Saint-Louis möge nicht allzu hastig beendigt werden. Die beiden Freundinnen hätten ja, nach Richmond zu kommen, noch Zeit bis zum 26., und heute sei erst der 13…. Vielleicht meinte auch Lissy Wag, gar so vorzeitig sollten sie nicht abreisen. Sie scheute sich aber. das auszusprechen, und fügte sich dem Wunsche Jovita Foley’s.
Max Real suchte den Kummer, den ihm die Trennung bereitete, gar nicht zu verhehlen. Er fühlte es aber heraus, daß er dieser nicht zu sehr entgegentreten dürfe, und noch an diesem
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