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Das Testament eines Excentrischen

Das Testament eines Excentrischen

Titel: Das Testament eines Excentrischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Mußezeit am Nachmittag zum Besuche einiger Theile der Stadt, die eine Bodensenkung, parallel mit dem Bett des Mississippi, in zwei ungleiche Hälften trennt. Die prächtigen Läden der Hauptstraßen, mit ihren kostbaren Schmucksachen und herrlichen Kleiderstoffen nebst schönsten Pelzwaaren, boten ihnen eine unvergeßliche Augenweide. Vorzüglich Kürschnerwaaren gab es hier in reicher Auswahl, was bei dem häufigen Vorkommen von Opossums, Damwild, Füchsen, Moschuskatzen und Wolverenen im Lande, womit die hiesigen Indianer starken Handel treiben, ja nicht zu verwundern ist. Außerdem finden sich viele Bisonochsen und Büffel auf den weiten Prairien in der Nachbarschaft des Stromes, auf welche Herden von Wölfen unablässig Jagd machen.
    Kurz. dieser Tag war nicht verloren zu nennen.
    Am nächsten Morgen erweckte ihre Ungeduld Jovita Foley schon sehr früh, da Meister Tornbrock an diesem Tage, dem 12. Juni, wieder würfeln sollte.
    Sie ließ Lissy Wag ruhig schlummern und ging aus, um darüber etwas zu erfahren.
    Zwei Stunden… zwei volle Stunden blieb sie aus, doch welches Erwachen hatte die fünfte Partnerin, die beim Geräusch einer heftig aufgeschlagenen Thür und bei dem Hereinstürmen Jovita Foley’s erschreckt emporschnellte.
    »Befreit, meine Liebe, befreit! rief diese jubelnd.
    – Was sagst Du?…
    – Acht, durch fünf und drei Augen. Er hat sie…
    – Er…?
    – Und da er sich im vierundvierzigsten Felde befand, kommt er damit nach dem zweiundfünfzigsten!
    – Welcher, Er’ denn?
    – Und da das zweiundfünfzigste Feld das Gefängniß ist, hat er unseren Platz einzunehmen…
    – Ja, aber wer in aller Welt?
    – Max Real. mein Schatz… Max Real…
    – Ach der arme junge Mann! antwortete Lissy Wag. Da wär’ ich lieber selbst hier geblieben.
    – Das wäre mir…!« rief die triumphierende Jovita Foley, die bei dieser Bemerkung wie eine Gemse in die Höhe sprang.
    Die Mittheilung war richtig. Der letzte Würfelfall setzte Lissy Wag in Freiheit. In Saint-Louis sollte an ihre Stelle Max Real treten und sie sollte dessen Platz in Richmond, Staat Virginien, einnehmen. Bis dahin war es eine Strecke von siebenhundertfünfzig Meilen (1207 Kilometer), eine Fahrt von fünfundzwanzig bis dreißig Stunden.
    Um sich dahin zu begeben, hatte sie, vom 12. bis zum 20., mehr als genügend Zeit. Das hinderte aber ihre ungeduldige Gefährtin, die sich vor Freude kaum fassen konnte, nicht, sofort zu rufen:
    »Nun also vorwärts…
    – Nein, Jovita, nein, antwortete Lissy Wag bestimmt.
    – Nein?… Und warum denn?
    – Ich halte es für geboten, Herrn Max Real hier zu erwarten. Das sind wir dem unglücklichen jungen Manne schuldig.«
    Jovita Foley beugte sich dieser Begründung, doch mit dem Vorbehalt, daß der neue Gefangene nicht über drei Tage zögern würde, die Schwelle seines Gefängnisses zu betreten.
    Max Real traf jedoch schon am nächsten Tage, am 13., auf den Bahnhofe von Saint-Louis ein. Er sowohl wie die fünfte Partnerin schienen unter dem Einflusse einer Art Suggestion zu stehen, denn wenn diese ihn hier zu erwarten wünschte, beeilte sich jener, hier anzukommen, bevor sie abgereist wäre.
    Arme Frau Real! Was mußte die vortreffliche Mutter empfinden bei dem Gedanken, daß ihr Sohn auf seinem so vielversprechenden Wege plötzlich angehalten worden war!
    Max Real wußte natürlich aus den Zeitungen, daß Lissy Wag im Cleveland Hotel wohnte. So bald er sich hier einstellte, wurde er auch von den beiden Freundinnen empfangen, während Tommy in einem nahe gelegenen Hôtel die Rückkehr seines Herrn erwartete.
    Mehr erregt, als sie durchblicken lassen wollte, trat Lissy Wag dem jungen Maler entgegen.
    »Ach, Herr Real, sagte sie, wie bedauern wir Sie…
    – Und aus vollem Herzen! fiel Jovita Foley ein, die ihn nicht im mindesten bedauerte und es nicht dahin bringen konnte, durch ihre Blicke einige Theilnahme auszudrücken.
    – O nein, Miß Wag, antwortete Max Real, als er nach einem etwas zu schnellen Treppenaufstieg wieder zu Athem gekommen war, nein, ich bin nicht zu bedauern… wenigstens wünsche ich es nicht, da mir das Glück vergönnt worden ist, Sie zu befreien…
    – Ach ja, da haben Sie recht! rief Jovita Foley, die diese ebenso freimüthige wie unangenehme Antwort nicht zu unterdücken vermochte.
    – Halt, halt, Jovita! ermahnte sie Lissy Wag. Sie ist nicht überlegt genug, Herr Real, mir dürfen Sie dagegen glauben, daß es mich tief bekümmert…
    – Gewiß… gewiß… fiel Jovita

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