Das Testament
lag in seinem eigenen Schweiß gebadet, sein Gesicht glühte, Knie und Ellbogen waren vor Schmerz gekrümmt. »Jevy«, flüsterte er. »Jevy!«
Jevy schaltete die zwischen ihnen stehende Nachttischlampe ein, und Nate stöhnte noch lauter. »Machen Sie das aus!« sagte er. Jevy rannte ins Bad und schaltete dort die Beleuchtung ein, die für indirektes Licht sorgte. Für den zu erwartenden Anfall hatte er Wasser in Flaschen gekauft, Eis, Aspirin, rezeptfreie Schmerzmittel und ein Thermometer. Er hielt sich für gerüstet.
Eine Stunde verging, und Jevy zählte jede Minute. Das Fieber stieg auf neununddreißig Grad. Der Schüttelfrost kam in so heftigen Wellen, dass das kleine Bett auf dem Fußboden tanzte. Wenn Nate gerade nicht zitterte, stopfte ihm Jevy Tabletten in den Mund und goss Wasser hinterher. Er benetzte ihm das Gesicht mit nassen Handtüchern. Nate litt schweigend, biss tapfer die Zähne zusammen, um nicht vor Schmerzen schreien zu müssen. Er war entschlossen, die Fieberanfälle im vergleichsweise luxuriösen Hotelzimmer zu ertragen. Jedesmal, wenn er das Bedürfnis hatte zu schreien, erinnerte er sich an die Risse im Putz und die Gerüche im Krankenhaus.
Um vier Uhr morgens stieg das Fieber auf neununddreißigeinhalb, und Nate begann das Bewusstsein zu verlieren. Seine Knie berührten fast sein Kinn. Er hatte die Arme um die Waden gelegt und hielt sie fest umkrallt. Dann lief ein Kälteschauer in Wellen über ihn hinweg, und sein Körper streckte sich.
Nach einer Weile betrug die Temperatur vierzigeinhalb Grad. Jevy begriff, dass Nate irgendwann in einen Schock verfallen würde. Schließlich erfasste ihn Panik, nicht wegen der Temperatur, sondern weil er sah, wie der Schweiß vom Laken auf den Fußboden lief. Nate hatte genug gelitten. Im Krankenhaus gab es bessere Medikamente.
Er fand einen schlafenden Nachtwächter im zweiten Stock, und mit seiner Hilfe schleppte er Nate zum Aufzug, durch die leere Hotelhalle und zu seinem Pickup.
Um sechs Uhr morgens weckte er Senhor Ruiz mit seinem Anruf.
Als dieser Jevy genug verflucht hatte, erklärte er sich bereit, den Arzt zu rufen.
SIEBENUNDDREISSIG
Der Arzt gab seine Behandlungsanweisungen vom Bett aus telefonisch durch. Den Infusionsbeutel mit vielen guten Sachen füllen, ihm die Nadel in den Arm stechen, versuchen, ein besseres Zimmer für ihn zu finden. Da alle Zimmer voll waren, ließ man ihn einfach auf dem Gang der Männerabteilung in der Nähe eines unaufgeräumten Tisches stehen, der als Schwesternzimmer fungierte. Zumindest konnte man ihn dort nicht übersehen. Jevy wurde aufgefordert zu gehen. Er konnte nichts tun als warten.
Irgendwann am Vormittag tauchte, als der Betrieb gerade nicht besonders hektisch war, ein Krankenpfleger mit einer Schere auf. Er schnitt die neue Turnhose und das neue rote T-Shirt durch und legte Nate wieder ein gelbes Flügelhemd an.
Während dieses Vorgangs lag er volle fünf Minuten lang vor den Augen aller Vorüberkommenden splitternackt auf dem Bett. Niemand sah hin; und er selbst bekam nichts davon mit. Die Laken wurden gewechselt, weil sie völlig durchnässt waren. Nate O’Rileys zerschnittene Kleidungsstücke wurden fortgeworfen, und wieder einmal hatte er nichts anzuziehen.
Wenn er zu sehr zitterte oder zu laut stöhnte, erhöhte ein Arzt, Pfleger oder eine Schwester, je nachdem, wer sich gerade in der Nähe befand, den Durchfluss der Infusion ein wenig, und wenn er zu laut schnarchte, drehte jemand sie ein wenig ab.
Durch einen Krebstoten wurde ein Platz in einem Zimmer frei. Nate wurde in den nächstgelegenen Raum zwischen einen Arbeiter, der einen Fuß eingebüsst hatte, und einen Mann geschoben, der wegen Nierenversagens im Sterben lag. Im Lauf des Tags sah der Arzt zweimal nach ihm. Das Fieber pendelte ständig zwischen neununddreißig und vierzig Grad. Im Lauf des Spätnachmittages kam Senhor Ruiz vorbei, um sich mit Nate zu unterhalten, aber der Patient war nicht wach. Der Anwalt teilte Mr. Stafford vom Gang aus über sein Mobiltelefon die Ereignisse des Tages mit. Was Josh da hörte, gefiel ihm nicht.
»Der Arzt sagt, dass das völlig normal ist«, sagte Valdir. »Mr. O’Riley kommt bald wieder auf die Beine.«
»Lassen Sie ihn bloß nicht sterben, Valdir«, knurrte Josh.
Geld war telegrafisch angewiesen. Außerdem bemühte man sich um einen Pass für Nate.
Wieder einmal lief der Tropf leer, ohne dass es jemandem auffiel. Stunden vergingen, und die Wirkung der Medikamente ließ allmählich
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