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Das Testament

Das Testament

Titel: Das Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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erkundigen, wie es in St.
    Michaels stehe. Phil hatte die Grippe, und da es im Keller der Kirche kühl war, ließ ihn seine Frau nicht dort arbeiten. Wunderbar, dachte Nate. Wie viele Ungewissheiten auch auf seinem Weg liegen mochten, die eine Konstante zumindest in der näheren Zukunft war die Aussicht darauf, dass ihm die Arbeit im Keller der Dreifaltigkeitskirche nicht ausgehen würde.
    Dann erledigte er seinen allwöchentlichen Anruf bei Sergio und berichtete ihm, dass er die Dämonen unter Kontrolle habe und sich überraschend wohl fühle. Er habe nicht einmal einen Blick in die Minibar in seinem Hotelzimmer geworfen.

    Er rief in Salem an und führte ein angenehmes Gespräch mit Angela und Austin.
    Wie sonderbar, dass die jüngeren Kinder bereit waren, mit ihm zu reden, die älteren aber nicht.
    Schließlich rief er Josh an, der sich im Arbeitszimmer im Keller seines Hauses aufhielt und über das Chaos des Phelan-Falls nachdachte. »Du musst zurückkommen, Nate«, sagte er. »Ich habe einen Plan.«

    NEUNUNDVIERZIG

    Zur ersten Runde der Friedensgespräche wurde Nate nicht eingeladen. Ein Grund dafür war, dass diese Gipfelkonferenz in Joshs Räumen stattfinden musste, da er sie anberaumt hatte, und Nate, der es bisher vermieden hatte, die Kanzlei aufzusuchen, wollte das auch weiterhin so halten. Der andere Grund war der, dass die Phelan-Anwälte Josh und Nate als Verbündete ansahen, wozu sie auch alle Ursache hatten. Wenn aber Josh in der Rolle des Vermittlers und Friedensstifters auftreten wollte, musste er, um das Vertrauen der einen Seite zu erwerben, die andere vernachlässigen, und sei es nur für eine Weile. Also sah sein Plan vor, dass er zuerst mit Hark und den anderen zusammentraf, sich anschließend mit Nate besprach und dann, sofern sich das als nötig erwies, einige Tage zwischen den beiden Seiten hin und her pendelte, bis Einigkeit erzielt war.
    Nachdem man eine Weile miteinander geplaudert hatte, bat Josh um Aufmerksamkeit.
    Es gab vieles zu besprechen. Die Anwälte der Phelans brannten darauf, die Sache in Angriff zu nehmen.
    Eine einvernehmliche Lösung lässt sich binnen Sekunden finden, beispielsweise in einer Sitzungspause bei einem mit harten Bandagen geführten Prozess, wenn ein Zeuge ins Stolpern gerät oder ein neuer Firmenchef einen Neuanfang machen und belastende Auseinandersetzungen aus dem Weg räumen will. Bis es zu einer solchen Einigung kommt, kann es aber auch Monate dauern, während sich das Verfahren dem Termin der Hauptverhandlung entgegenschleppt. Die Phelan-Anwälte träumten von einer raschen Lösung, und die Zusammenkunft in Joshs Räumen sollte der erste Schritt auf dem Wege dahin sein. Sie waren fest überzeugt, dass ihnen schon bald Millionen in den Schoß fallen würden.
    Josh eröffnete die Gespräche mit dem diplomatischen Hinweis darauf, dass die Erfolgsaussichten der Testamentsanfechtung recht dürftig seien. Zwar sei ihm nichts von der Absicht seines Mandanten bekannt gewesen, ein eigenhändiges Testament hervorzuzaubern und damit ein Chaos anzurichten, dennoch müsse man sich darüber klar sein, dass es sich um ein gültiges Testament handele. Erst einen Tag davor habe er zwei volle Stunden mit Troy Phelan über dem anderen neuen Testament zugebracht und sei bereit zu bezeugen, dass dieser genau gewusst habe, was er tat. Überdies werde er, sofern sich das als nötig erweise, bezeugen, dass sich Snead bei ihrem Gespräch zu keinem Zeitpunkt auch nur in der Nähe befunden hatte.
    Die drei Psychiater, die Mr. Phelan begutachtet hatten, seien sorgfältig von dessen Kindern und früheren Gattinnen sowie von deren jeweiligen Anwälten ausgewählt worden und verfügten über einwandfreie Zeugnisse und Referenzen, während die vier zur Zeit von der Gegenseite aufgebotenen Psychiater nicht wüssten, wovon sie sprachen; ihre Gutachten seien fragwürdig. Sollte es zu einer Auseinandersetzung zwischen den Gutachtern kommen, würden sich seiner festen Überzeugung nach die drei ursprünglichen mit ihrem Votum durchsetzen.
    Wally Bright trug seinen besten Anzug, was allerdings nicht viel hieß. Er nahm die kritischen Äußerungen mit zusammengebissenen Kinnbacken auf und hatte die Unterlippe zwischen die Zähne gezogen, damit ihm nichts Dummes entfuhr. Er machte sich überflüssige Notizen, weil auch alle anderen das taten. Es entsprach nicht seinem Wesen, ruhig dazusitzen und sich solch herabsetzende Äußerungen anzuhören, nicht einmal, wenn ein so bekannter Anwalt wie

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