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Das Testament

Das Testament

Titel: Das Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Lebenszeichen von Rachel verging, als weiteren Beweis dafür verbuchen, dass sie kein Interesse an dem Verfahren hatte. Bei ihren Freitagvormittag-Sitzungen gingen die Phelan-Anwälte noch einmal die Zeugenbefragung durch, sprachen über ihre Mandanten und brachten letzte Korrekturen an ihrer Prozessstrategie an. Die meiste Zeit aber spekulierten sie über die Gründe, die Rachel haben mochte, sich dem Gericht gegenüber nicht auszuweisen. Die lachhafte Vorstellung, dass sie das Geld möglicherweise nicht wollte, ließ ihnen keine Ruhe. Der bloße Gedanke war widersinnig, tauchte aber trotzdem jeden Freitagmorgen erneut auf.
    Aus den Wochen wurden Monate. Die Lottokönigin erschien nicht, um ihren Gewinn abzuholen.
    Es gab einen weiteren wichtigen Grund, Druck auf die Verwalter von Troys Vermögen auszuüben, und der hieß Snead. Hark, Yancy, Bright und Langhorne hatten die Aufzeichnung der Befragung ihres Hauptzeugen so oft angesehen, bis sie sie auswendig konnten. Sie waren unsicher, ob er imstande sein würde, Geschworene auf seine Seite zu ziehen. Nate O’Riley hatte ihn zum Narren gemacht, und dabei hatte es sich lediglich um eine Befragung gehandelt. Man konnte sich vorstellen, welche Waffen er bei einem Prozess aufbieten würde, über dessen Ausgang Geschworene zu entscheiden hatten, vorwiegend Menschen aus der Mittelschicht, denen es schwerfiel, Monat für Monat ihre Rechnungen zu bezahlen. Dass Snead eine halbe Million eingesteckt hatte, um seine Geschichte zu erzählen, würde bei ihnen nicht gut ankommen.
    Die Schwierigkeit mit Snead lag auf der Hand. Er log, und Lügen haben vor Gericht meist kurze Beine. Nachdem er bei der Befragung so versagt hatte, waren den Anwälten die größten Bedenken gekommen, ihn vor den Geschworenen auftreten zu lassen. Sofern auch nur eine oder zwei weitere Lügen aufgedeckt wurden, konnten sie alle Hoffnungen begraben.
    Durch die Sache mit dem Muttermal war Nicolette als Zeugin völlig nutzlos geworden.
    Ihre eigenen Mandanten waren auch nicht besonders sympathisch. Mit Ausnahme Rambles, der den unangenehmsten Eindruck machte, war jeder von ihnen von seinem Vater mit einem Startkapital von fünf Millionen Dollar ins Leben geschickt worden - so viel würde keiner der Geschworenen in seinem ganzen Leben verdienen.
    Troys Kinder konnten darauf hinweisen, dass ihr Vater sich an ihrer Erziehung nicht beteiligt hatte, doch kam vermutlich die Hälfte der Geschworenen aus zerrütteten Familien.
    Am meisten Sorgen aber machten ihnen die Psychiater. Sie wären nie und nimmer imstande, Nate O’Rileys erbarmungslosem Kreuzverhör standzuhalten, eines Mannes, der über zwanzig Jahre lang Ärzten nach allen Regeln der Kunst im Gerichtssaal die Hölle heiß gemacht hatte.
    Um einen Prozess zu vermeiden, mussten sie unbedingt einen außergerichtlichen Vergleich anstreben. Dazu aber war es unerlässlich, auf der Gegenseite einen Schwachpunkt zu entdecken. Rachel Lanes offenkundiger Mangel an Interesse war mehr als hinreichend und mit Sicherheit ihre beste Chance.
    Josh war voll Bewunderung für Harks Abweisungsantrag. Er begeisterte sich für juristische Taktik und Winkelzüge, und wenn jemandem ein solches Manöver fehlerfrei gelang, applaudierte er im stillen, selbst wenn es sich um einen Gegner handelte. Alles an Harks Vorgehen war perfekt - der Zeitpunkt, die Begründung, der brillant aufgebaute Schriftsatz.
    Zwar stand die Sache der von Troy Phelan getäuschten Erben auf schwachen Füssen, doch waren ihre Schwierigkeiten nichts im Vergleich mit denen Nates, der keine Mandantin hatte. Wohl war es ihm im Verein mit Josh gelungen, das zwei Monate lang zu vertuschen, doch inzwischen ließ sich niemand mehr von dieser List täuschen.

    ACHTUNDVIERZIG

    Daniel, sein Ältester, wollte sich unbedingt in einer Kneipe mit ihm treffen.

    Nate fand sie nach Einbruch der Dunkelheit, zwei Nebenstraßen vom Universitätsgelände entfernt, in einer Straße voller Bars und Klubs. Die Atmosphäre dort war ihm nur allzu vertraut: Musik, die grelle Bierreklame, die Studentinnen, die über die Straße riefen. Genauso war es noch vor wenigen Monaten in Georgetown gewesen, und an nichts davon konnte er Geschmack finden.
    Vor einem Jahr hätte er zurückgerufen, die jungen Frauen von einem Lokal ins nächste verfolgt, sich vorgemacht, selbst zwanzig Jahre alt zu sein und die ganze Nacht durchmachen zu können.
    Daniel wartete in einer engen Sitznische mit einer Freundin. Auf dem Tisch standen zwei Flaschen

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