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Das Testament

Das Testament

Titel: Das Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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fragte er und setzte sich wieder ans Fenster.
    »Ich würde sagen, zehn Tage. Es eilt nicht, und vielleicht ist die Frau schwer zu finden.«
    »In welchem Landesteil soll ich suchen?«
    »Im Westen, in der Nähe der bolivianischen Grenze. Der Verein, für den sie arbeitet, schickt seine Eeute in erster Linie in den Urwald, wo sie sich um die Indianer kümmern, die da wie in der Steinzeit leben. Wir haben uns ein bißchen mit der Sache beschäftigt. Es sieht so aus, als ob sie ihren besonderen Stolz daransetzten, die abgelegensten Menschen auf dem Erdkreis zu finden.«
    »Du willst also, dass ich zuerst den richtigen Urwald finde, dann da reinmarschiere, um den richtigen Indianerstamm aufzustöbern und die Leute irgendwie davon zu überzeugen, dass ich ein wohlmeinender Anwalt aus den Vereinigten Staaten bin und sie mir helfen müssen, eine Frau zu finden, die höchstwahrscheinlich gar nicht gefunden werden möchte.«
    »So in der Art.«
    »Könnte Spaß machen.«
    »Sag dir einfach, dass es ein Abenteuer ist.«
    »Außerdem hältst du mich damit aus der Kanzlei raus, Josh. Stimmt doch? Ein Manöver, mit dem du dir Luft verschaffst, während du überlegst, wie es weitergehen soll.«
    »Irgend jemand muss da runter, Nate. Ein Anwalt unserer Kanzlei muss dieser Frau persönlich gegenübertreten, ihr eine Kopie des Testaments zeigen, ihr erklären, was es damit auf sich hat, und herausfinden, was sie tun will. Dafür kommt weder einer unserer Anwaltsgehilfen noch ein brasilianischer Anwalt in Frage.«
    »Und warum ich?«
    »Weil alle anderen bis über die Ohren in Arbeit stecken. Du weißt doch, wie das ist. Schließlich hast du selbst mehr als zwanzig Jahre lang so gelebt. Alles kreist um die Kanzlei, du isst im Gericht zu Mittag, schläfst im Zug. Außerdem könnte es dir gut tun.«
    »Willst du dafür sorgen, dass ich nicht auf der Straße lande, Josh? Das ist Zeitverschwendung. Ich bin clean. Clean und trocken. Für mich gibt es keine Kneipen mehr, keine Feiern, keine Dealer. Ich bin clean, Josh, und bleibe es.
    Für alle Zeiten.«
    Josh nickte zustimmend, weil er vermutete, dass das von ihm erwartet wurde. Aber er hatte das schon mal gehört. »Ich glaube dir«, sagte er und wünschte aus ganzem Herzen, dass es zutraf.
    Es klopfte, und jemand brachte ein silbernes Kaffeetablett.
    Nach einer Weile fragte Nate: »Was ist mit der Anklage? Ich darf das Land nicht verlassen, solange die Sache nicht erledigt ist.«
    »Ich hab mit dem Richter gesprochen und ihm erklärt, dass es eilt. Du sollst in neunzig Tagen vor ihm erscheinen.«
    »Ist er umgänglich?«
    »Der reinste Weihnachtsmann.«
    »Meinst du, dass er mir eine Chance gibt, falls ich verurteilt werde?«
    »Bis dahin ist noch ein ganzes Jahr Zeit. Wir wollen uns darüber später Gedanken machen.«
    Nate saß an einem Tischchen über seinen Kaffee gebeugt und sah in die Tasse, während er sich Fragen überlegte. Josh saß ihm gegenüber und sah nachdenklich in die Ferne.
    »Und wenn ich nein sage?« fragte Nate.
    Josh zuckte die Achseln, als sei das unerheblich. »Ist nicht weiter schlimm. Wir finden jemand anders. Stell dir einfach vor, es ist ein Urlaub für dich. Du hast ja wohl keine Angst vor dem Urwald.«
    »Natürlich nicht.«
    »Dann geh los und amüsier dich.«
    »Und wann müsste ich aufbrechen?«
    »In einer Woche. Für Brasilien brauchst du ein Visum. Dafür müssen wir ein paar Beziehungen spielen lassen. Außerdem sind hier noch ein paar Dinge zu klären.«
    In Walnut Hill wurde von den Insassen erwartet, dass sie sich mindestens eine Woche lang auf die Entlassung vorbereiten ließen, bevor man sie wieder den Wölfen zum Fraß vorwarf. Man hatte sie verwöhnt, ausgenüchtert, einer Gehirnwäsche unterzogen sowie körperlich, geistig und seelisch auf Vordermann gebracht. Jetzt wurden sie für den Wiedereintritt in die Gesellschaft ertüchtigt.
    »Eine Woche«, wiederholte Nate für sich.
    »Ja, etwa eine Woche.«
    »Und es dauert zehn Tage?«
    »Das ist nur so eine Vermutung von mir.«
    »Das heißt, ich werde über die Feiertage da unten sein.«
    »So dürfte es außehen.«
    »Eine großartige Idee.« .
    »Du möchtest wohl Weihnachten gern ausfallen lassen?«
    »Ja.«
    »Und was ist mit deinen Kindern?«
    Er hatte vier, zwei von jeder Frau. Eins stand kurz vor dem Studienabschluss, eins war im College, und zwei besuchten die Mittelschule.
    Er rührte seinen Kaffee um und sagte: »Ich hab nichts von ihnen gehört, Josh.
    Seit fast vier Monaten bin ich

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