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Das Testament

Das Testament

Titel: Das Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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und bist fertig.
    Wenn du schön langsam kaust, dauern Mittag- und Abendessen etwa sieben Minuten.«
    »Für tausend Dollar am Tag kann man schließlich erstklassige Verpflegung erwarten.«
    »Hast du mir ein bißchen Knabberkram mitgebracht, Josh? Vielleicht ‘ne Tüte Kartoffelchips oder Kekse? Du hast bestimmt in deiner Aktentasche was versteckt.«
    »Tut mir leid, Nate. Ich bin sauber.«
    »Ein paar Mais-Chips oder wenigstens Schokolinsen?«
    »Tut mir leid.«
    Nate aß ein Stück von seiner Apfelsine. Sie saßen nebeneinander und genossen die Aussicht. Mehrere Minuten vergingen.
    »Wie geht es dir denn so?« fragte Josh.
    »Ich muss hier raus, Josh, bevor ich zum Roboter mutiere.«
    »Dein Arzt sagt, noch eine Woche oder so.«
    »Ist ja toll. Und dann?«
    »Wir werden sehen.«
    »Was heißt das?«
    »Das heißt, wir werden sehen.«
    »Mach schon, Josh!«
    »Wir werden in Ruhe abwarten und sehen, was passiert.«
    »Kann ich in die Kanzlei zurück, Josh? Sag es mir.«
    »Nicht so hastig, Nate. Du hast Feinde.«
    »Wer hat die nicht? Immerhin bist du der Chef. Die Burschen werden tun, was du sagst.«
    »Du hast da ein paar Probleme.«
    »Ich hab tausend Probleme. Aber du kannst mich nicht auf die Straße setzen.«
    »Die Sache mit deinem finanziellen Ruin kriegen wir hin. Das mit der Anklage ist nicht so einfach.«
    Nein, das war es nicht, und Nate konnte das auch nicht ohne weiteres abtun. Von 1992 bis 1995 hatte er es unterlassen, dem Internal Revenue Service sechzigtausend Dollar sonstige Einnahmen anzugeben.
    Er warf die Apfelsinenschale in einen Abfallbehälter und fragte: »Und was soll ich tun? Den ganzen Tag im Haus rumhocken?«
    »Wenn du Glück hast.«
    »Was heißt das schon wieder?«
    Josh musste mit Umsicht vorgehen. Nate kam gerade aus einem tiefen schwarzen Loch hervor. Überraschungen aller Art mussten vermieden werden.
    »Meinst du, ich muss ins Gefängnis?« fragte Nate.
    »Troy Phelan ist tot«, sagte Josh, und Nate brauchte einen Augenblick, um dem Gedankensprung zu folgen.
    »Ach ja, Mr. Phelan«, sagte er.
    Nate hatte in der Kanzlei seinen eigenen kleinen Flügel am Ende eines langen Ganges im fünften Stock gehabt, wo er mit einem weiteren Anwalt und drei Anwaltsgehilfen Klagen gegen Ärzte ausarbeitete. Mit dem Betrieb der übrigen Kanzlei verband sie wenig. Zwar wusste er, um wen es sich bei Troy Phelan handelte, aber er hatte mit dessen Fällen nie zu tun gehabt. »Das tut mir leid«, sagte er.
    »Du weißt es also noch gar nicht?«
    »Ich erfahre hier nichts. Wann ist er gestorben?«
    »Vor vier Tagen. Er ist von seiner Dachterrasse runtergesprungen.«
    »Ohne Fallschirm?«
    »Du hast es erfasst.«
    »Und er konnte nicht fliegen.«
    »Nein. Er hat es auch nicht versucht. Ich hab es mit angesehen. Er hatte gerade zwei Testamente unterschrieben - das erste von mir aufgesetzt; das zweite und letzte hatte er eigenhändig verfasst. Dann ist er losgelaufen und gesprungen.«
    »Und du hast es gesehen?«
    »Ja.«
    »Mann! Das muss ja ein ziemlich verrückter Hund gewesen sein.«
    Eine Spur Belustigung lag in Nates Stimme. Vor fast vier Monaten hatte ihn ein Zimmermädchen in einem Motel mit dem Magen voller Tabletten und Rum aufgefunden.
    »Er hat alles einer unehelichen Tochter hinterlassen, von der ich noch nie gehört hatte.«
    »Ist sie verheiratet? Wie sieht sie aus?«
    »Ich weiß es nicht. Du sollst sie suchen.«
    »Ich?«
    »Ja.«
    »Ist sie denn verschwunden?«
    »Wir wissen nicht, wo sie sich aufhält.«
    »Wie viel hat er -«
    »So um die elf Milliarden, brutto.«
    »Weiß sie das?«
    »Nein. Sie weiß nicht mal, dass er tot ist.«
    »Weiß sie denn wenigstens, dass Troy ihr Vater ist?«
    »Ich habe keine Ahnung, was sie weiß.«
    »Wo ist sie?«
    »Vermutlich in Brasilien. Sie ist Missionarin bei einem Indianerstamm, der am Ende der Welt lebt.«
    Nate stand auf und ging im Zimmer umher. »Ich war mal eine Woche in Brasilien«, sagte er. »Als Student. Es war Karneval, auf den Straßen von Rio haben nackte Frauen getanzt, dann die Samba-Bands, eine Million Menschen, die die ganze Nacht durchgefeiert haben.« Seine Stimme verlor sich, während die Erinnerung auftauchte und rasch wieder dahinschwand.
    »Hier geht es nicht um Karneval.«
    »Nein, bestimmt nicht. Möchtest du Kaffee?«
    »Ja, schwarz.«
    Nate drückte einen Knopf an der Wand und sagte seinen Wunsch in die Gegensprechanlage. Die tausend Dollar am Tag schlössen auch einen Zimmerservice ein.
    »Wie lange wäre ich weg?«

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