Das Teufelskind
hast dich an Morden ergötzt, du hast Tiere gequält und dich gefreut, und du hast, als es dir der Satan befahl, sogar deine Mutter umgebracht. Oder willst du es abstreiten?«
»Nein.«
»Dann frage ich mich nur, weshalb du dich so störrisch anstellst? Habe ich dich nicht unterstützt? Der Teufel hat mir, einer alten Hexe, die Aufgabe gegeben, dich zu bewachen und alles in die Wege zu leiten. Das habe ich getan. Wir haben ein zweites Kind bekommen. Johnny Conolly. Er lief in unsere Arme. Du wirst leben, er aber muß sterben, so verlangen es die Gesetze der Hölle, und du weißt genau, daß der Teufel dich als seine Mörderin ausersehen hat. Deshalb begreife ich deine Reaktion nicht, Lydia. Steh jetzt auf und folge mir!«
»Ich will ihn nicht töten!«
Als die hagere Frau diese Worte hörte, da zuckte sie zurück Ihre Augen wurden groß. Mit allem hatte sie gerechnet, nur nicht mit einer derartigen Antwort.
»Was?« flüsterte sie, »du willst ihn nicht töten?«
»Nein, Tante. Er war nett zu mir. Wir haben gespielt…«
Das schrille Lachen der hageren Frau stoppte Lydias Redefluß. »Das darf doch nicht wahr sein. Nein, das ist unmöglich. Ich… ich kann es nicht fassen. Du empfindest auf einmal etwas für Johnny Conolly?«
»Ja, Tante.«
»Hast du dir das auch gut überlegt?«
»Ich versuche es.«
Martha beugte sich wieder vor. »Vergiß eines nicht, Kleine. Du bist eine Mörderin. Hinter deinem glatten Gesicht verbergen sich herrliche, teuflische Gedanken. Du hast jemand umgebracht - deine Mutter. Der Teufel hat Macht über dich, und du wirst seinen Wünschen nachkommen. Hast du mich verstanden?«
Lydia schwieg.
Die Hagere war ziemlich durcheinander. Sie schüttelte den Kopf, sie ballte die Hände, und ihr Mund öffnete sich so weit, als wollte sie einen wütenden Schrei ausstoßen.
Hastig drehte sie sich um, ging zum Fenster und rammte es zu. Sekundenlang schaute sie in den Garten. Hinter dem Haus war er noch verwilderter. Ein kleiner Dschungel, ideal für Kinder, die spielen wollten. Oft genug waren Johnny Conolly und Lydia durch den Garten gelaufen, und nie hatte Martha gespürt, daß es zwischen den beiden eventuell zu einer Bindung gekommen wäre.
Das konnte man ausschließen, deshalb war sie von Lydias Reaktion so überrascht worden.
Wenn Lydia jetzt nicht mitspielte und sich querstellte, war der gesamte Plan, für den so lange gearbeitet worden war, hinfällig. Aber Martha wollte sorgen, daß so etwas nicht geschah. Sie würde alle Mittel einsetzten, um Lydia auf den »rechten Weg« zurückzubringen. Und wenn sie sich wirklich durch nichts überzeugen ließ, blieb nur noch die Vernichtung.
Scharf drehte sich die Frau um. »Wir haben lange genug geredet«, erklärte sie. »Du bist das Kind des Satans. Denke daran. Es gibt nicht viele Kinder, denen diese Ehre zuteil wird. Und du hast dich nach den Gesetzen der Hölle zu richten, denn sie allein schreiben dein Leben vor. Ist dir das klar geworden?«
Martha hatte jetzt mit aller Schärfe gesprochen. Sie mußte von Lydia verstanden worden sein, und das Mädchen richtete sich auf seinem Bett auf.
»Ich bin das Kind des Teufels!« flüsterte sie. »Meine Mutter hat den Teufel angebetet. Ich bin ihm verpflichtet. Satan ist mein Vater. Und ihm werde ich gehorchen!«
Bei diesen Worten schien auf dem Gesicht der alten Hexe die Sonne aufzugehen. Zum erstenmal seit langer Zeit zeigte sie so etwas wie ein echtes Lächeln, und sie nickte ein paarmal bestätigend, bevor sie sagte:
»So ist es richtig. So und nicht anders will ich es haben, Lydia. Du mußt mir gehorchen, denn wenn du mir gehorchst, dann gehorchst du gleichzeitig dem Teufel!«
Das Mädchen schwang seine Beine über die Bettkante. Vor dem Bett blieb es stehen und schüttelte ihre Haare aus. Dann schaute Lydia den weißen Kindersarg an.
»Ich habe den Wagen bereits vor das Haus gefahren«, erklärte ihre Tante. »Wir können uns sofort auf den Weg zur Insel machen, wo das Fest beginnen soll.«
»Hast du die Waffen?«
Da lächelte Martha. »Natürlich, mein Kind. Die sieben Dolche befinden sich in unserem Besitz. Durch sieben Stiche wird er sterben. Siebenmal sollst du die Waffen in seinen Körper stoßen, um den Satan wieder erstarken zu lassen. Er hat nach den vielen Niederlagen lange genug leiden müssen. Die Zeit ist nun vorbei!«
Lydia straffte sich. Bisher war ihr Gesicht unbeweglich geblieben, nun veränderte es sich auf eine erschreckende Art und Weise. Das Mädchen bewies,
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