Das Teufelskind
erwischte ein Taxi.«
»Aber wieso? Was ist…«
»Du kennst meine Dolche, Suko?«
»Ja, die sieben.«
»Genau. Und sie haben reagiert. Sieben Dolche für den Teufel oder gegen den Teufel. Es bahnt sich etwas an, das wir unbedingt im Keim ersticken müssen…« In den nächsten Minuten berichtet Mandra, was ihm in Indien widerfahren war.
Suko war ein sehr aufmerksamer Zuhörer. Er wurde nur langsam blaß, und als Mandra Korab seinen Bericht beendet hatte, da stieß sein rechter Arm vor wie eine Schlange.
»Sie sind nicht da!« flüsterte er.
Mandra schlug mit der flachen Hand auf den Schreibtisch. »Verdammt, Suko, da müssen wir hin. Sofort!«
Für die beiden Männer gab es kein Halten mehr. Sie flogen förmlich aus dem Büro. Glenda bekam noch soeben mit, daß der Name Conolly gefallen war, mehr nicht.
***
As die Tür geöffnet wurde, entstand wegen des offenen Fensters ein Durchzug der sich in den langen Gardinen fing und sie in den Raum hineinwehte.
Draußen wurde es allmählich dunkel. Aus diesem Grunde lag auch innerhalb des Zimmers ein grauer Schein.
Martha Sidomas blieb an der Tür stehen. Sie schaute schräg nach rechts, wo sich das Bett befand, in dem ein Mädchen lag. Lydia!
Nachdem ihr Freund Johnny die Kellertreppe hinuntergefallen war, hatte sie sich sofort auf ihr Zimmer begeben und sich dort auf das Bett geworfen, wo sie auf dem Bauch liegenblieb, den Kopf vom Fenster wegdrehte und mit starrem Blick gegen die Wand schaute. Umgezogen hatte sie sich inzwischen auch. Sie trug ein helles Kleid mit rosafarbenen Streifen, und ihr langes Haar bedeckte den Kopf wie ein Vlies.
Martha lächelte spöttisch, als sie das Kind ansah. Bisher hatte Lydia ausgezeichnet reagiert und sich nicht gewehrt, wenn sie irgend etwas sagte, doch diese Reaktion paßte nicht zu ihr.
So apathisch und still auf dem Bett zu liegen, war atypisch für das Kind. Hatte es einen Grund?
Martha wußte es nicht genau. Sie wollte ihn jedoch erfahren und trat langsam näher. Dabei versuchte sie, ihre Schritte zu dämpfen Sinnlos denn Lydia hatte sie gehört.
»Komm ruhig näher, Tante Martha«, sagte das Kind, ohne seine Haltung zu verändern.
Neben dem Bett stoppte die Hagere. »Was ist mit dir?« wollte sie wissen.
»Nichts.«
Sie lachte. »Das kannst du mir nicht erzählen. Du liegst hier, anstatt mir zu helfen.«
»Habe ich das nicht getan?«
»Schon. Doch nicht genug. Wir wollten den Sarg nach unten bringen, damit wir Johnny hineinlegen und fahren können. Los, steh auf, und hilf mir dabei!«
»Kannst du das nicht allein?«
»Nein.«
Lydia gab keine Antwort. Sie blieb starr liegen. Als ein erneuter Windstoß durch das offene Fenster fuhr, bauschte er die Vorhänge so weit in den Raum hinein, daß sie fast den Rücken der steif dastehenden Frau berührten.
Diese Berührung empfand die Hagere als ein Zeichen. Sie bückte sich und streckte ihre Arme aus. Dann legten sich ihre Hände auf die Schultern des Mädchens. Den Kopf brachte Martha dicht an das Ohr der Kleinen. »Los!« zischte sie. »Steh endlich auf! Hoch mit dir! Du sollst mir helfen, zum Henker! Oder willst du nicht mehr?«
Als Lydia diese Frage hörte, zuckte sie zusammen. Martha hatte einen wunden Punkt bei ihr getroffen Sie wollte in der Tat nicht mehr so recht.
»Du willst nicht mehr mitmachen?«
»Ich möchte hierbleiben.«
Die hagere Frau lachte meckernd. »Das ist gut«, sagte sie. »Erst alles mitmachen und sich dann vor der Verantwortung drücken. Hast du vergessen, wer du bist, Lydia?«
»Nein.«
»Das kann ich schlecht glauben, deshalb will ich es dir noch einmal sagen, Kind. Du bist nicht irgendwer oder irgend jemand. Du bist ein Ableger des Satans. Ein Teufelskind! Deine Mutter hat mit dem Satan gebuhlt. Sie hat ihn verehrt. In langen Nächten hat sie wachgelegen und nur an ihn gedacht. Sie bekam eine Botschaft und trat dem Kreis der Hexen bei, und sie war es, die ein Kind haben wollte. Ein Kind des Teufels. Der Satan erhörte sie. Eines Nachts, auf einem Friedhof, kam er zu ihr, und es entstand ein Kind, das nach der Geburt den Namen Lydia bekam. Du, meine Liebe, bist ein Teufelskind. Und du bist nicht menschlich, denn du hast den Atem der Hölle in dir. Der Satan hat dich lange zurückgehalten, nun wirst du gebraucht und deiner eigentlichen Bestimmung zugeführt. Deine Mutter lebt nicht mehr, das weißt du. Sie konnte dich nicht mehr ertragen, denn du warst anders als andere Kinder. Du hattest Angst vor dem Kreuz und der Kirche, du
Weitere Kostenlose Bücher