Das Teufelskind
sagte Sheila. »Aber wenn ihr mich fragt, so kann ich der nichts abgewinnen. Die erinnerte mich an einen menschlichen Eisblock«
»Wie ihre Nichte?«
»Genau, John. Zu Lydia könnte ich als Kind keine Beziehung aufbauen. Da verstehe ich Johnny nicht. Andererseits hat es keinen Sinn, ihm den Umgang mit Lydia zu verbieten, da würde der Junge doch nur bockig werden.«
Ich lächelte. »Man sieht hier, wer die große Erzieherin ist.«
»Soll das heißen, daß ich mich nicht um den Jungen kümmere?« beschwerte sich Bill.
»Das habe ich damit nicht gemeint, Dicker. Aber eine Mutter ist eben eine Mutter.«
Das bösartig klingende Knurren unterbrach meine Ausführungen. Wir alle schreckten auf, und wieder sahen wir die Wölfin, wie sie mit gesträubtem Fell dastand und zum Fenster schaute.
»Was sie nur hat«, sagte Sheila leise.
Auch ich war teils verwundert, teils besorgt über diese Reaktion. So hatte ich Nadine noch nie erlebt, aber ich wollte endlich wissen, was mit dem Tier los war.
»Nadine!« sagte ich leise, aber sehr deutlich. »Nadine, komm her zu mir! Komm!«
Die Wölfin drehte ihren Kopf so, daß sie mich anschauen konnte. Ich sah in ihre menschlich blickenden Augen, und ich erkannte darin ein seltsames Schimmern.
Das war weder Wut noch Haß, sondern Angst.
Ja, das Tier hatte Angst.
Und jetzt jaulte es auch wieder, lief plötzlich aus dem Zimmer und wollte zur Tür.
Sheila und Bill schauten ihr ebenfalls nach. »Ob die Katze wieder umherstreunt?« fragte der Reporter.
»Ich glaube nicht, daß es nur die Katze ist«, erwiderte ich leise.
Bill schaute mich überrascht an. »Wer denn?«
»Keine Ahnung. Meiner Ansicht nach muß sie etwas anderes haben und fühlen.«
»Johnny!« sagte Sheila und sprang auf. »Ich fühle es, Bill«, flüsterte sie zu ihrem Mann gewandt. »Es gibt für mich keine andere Möglichkeit. Das kann nur um Johnny gehen!«
Bill drehte den Kopf. »Mädchen, machst du dir vielleicht nicht zu viele Sorgen deshalb? Mrs. Sidomas hat doch gesagt, daß sie unseren Sohn nach Hause schicken will…«
Mrs. Sidomas hat doch gesagt, daß sie unseren Sohn nach Hause schicken will. Die Worte hatte ich genau gehört.
Mrs. Sidomas!
Ich war auf einmal wie elektrisiert. Blaß bis in die Spitzen der Zehen wurde ich, und meine Freunde starrten mich verständnislos an.
»Was hast du, John?«
Mit der flachen Hand schlug ich gegen meine Stirn und sah Bill hart an.
»Sag schon, John!« forderte mich mein Freund auf. »Ist dir bei dem Namen Sidomas nichts aufgefallen?«
»Nein Was sollte…«
»Verdammt!« schrie ich. »Wir waren alle dumm, blöd, dämlich. Dreh den Namen doch mal um. Sidomas! Was kommt heraus oder hat zumindest größte Ähnlichkeit damit?«
Bill sagte noch nichts. Auf seinem Gesicht spiegelte sich das blanke Entsetzen, auf Sheilas Gesicht ebenfalls.
Bill sprach den Namen aus. »Asmodis!«
Ich stöhnte auf. »Endlich hast du's begriffen Asmodis. Sidomas oder Asmodis. Welch eine Rolle spielt das? Bill, wir sind in eine verdammte Falle gelaufen. Man hat sie zwar nicht euch direkt gestellt, sondern Johnny. Sie haben Johnny!« schrie ich.
Mir war in diesen Augenblicken so vieles klar geworden, das seltsame Verhalten der Wölfin, dann dieses nicht kindliche Gehabe von Lydia, die wahrscheinlich ein Kind des Teufels war, wenn meine Überlegungen stimmten, und auch diese geheimnisvolle Tante, von der man so gut wie nichts wußte.
Es war grausam!
Bill war so blaß, wie ich ihn selten gesehen habe. Sheila begann zu weinen. Wir aber durften keine Sekunde zögern und rannten aus dem Haus, während Sheila erst noch überlegte und uns dann folgte. Noch jemand war mitgekommen. Nadine, die Wölfin!
So war das Haus der Familie Conolly verlassen, und niemand hörte das Klingeln des Telefons…
***
Suko bekam seinen Nachmittagstee mit einem Kommentar überreicht.
»John Sinclair hat es gut, und wir müssen in der muffigen Büroluft sitzen.«
Wer dies sagte, war Glenda Perkins. Sie hatte dem Inspektor auch den Tee gekocht, dessen Aroma so wohltuend in Sukos Nase stieg.
»Hast du keine Lust?« fragte der Chinese.
»Große nicht.«
»Dann fahr doch weg.«
»Scherzkeks. Und wohin?«
»Zum Beispiel nach Rom.«
Glenda zog einen Flunsch. »Das war der letzte Tee, den ich dir gekocht habe.«
»Für heute oder für immer?«
»Muß ich mir noch überlegen.«
Suko lachte. »Dann würde ich an deiner Stelle auch John Sinclair in den Kreislauf mit einbeziehen.«
»Er hat mir ja
Weitere Kostenlose Bücher