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Das Teufelslabyrinth

Das Teufelslabyrinth

Titel: Das Teufelslabyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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meinst du das, es hob niemand ab?«
    »Genau so! Da war überhaupt niemand!«
    »Vielleicht haben sie ja gerade Sofia versorgt«, schlug Ryan vor. »Falls sie krank ist oder sich geschnitten hat oder so was, waren die Schwestern vielleicht zu beschäftigt, um ans Telefon zu gehen.«
    »Aber ich mache mir trotzdem Sorgen!«, beharrte Melody mit bebender Stimme.
    »Kannst du nicht einfach auf die Krankenstation gehen und fragen, ob du Sofia sehen kannst?«
    »Nein. Da gibt es strenge Besuchszeiten, und außerdem ist hier gleich Zapfenstreich.«
    Ryan überlegte kurz und fingerte dabei an dem Lehrbuch herum, in das er sich im Moment überhaupt nicht vertiefen wollte. »Und wenn ich gehe? Denn wenn ich es nicht rechtzeitig zurückschaffen sollte, kann ich immer noch behaupten, ich sei auf dem Rückweg von der Bibliothek gewesen und hätte mich verlaufen.«

    »Würdest du das wirklich tun?«
    »Warum nicht?«, gab Ryan mit mehr Enthusiasmus in der Stimme zurück, als er tatsächlich verspürte. »Ich meine, was sollen sie denn schon mit mir machen? Mich rausschmeißen?« Melodys Schweigen sagte ihm, dass ihm vielleicht genau das blühen könnte. »Außerdem«, fuhr er fort, »habe ich gar nicht vor, mich erwischen zu lassen.« Ehe Melody noch Gelegenheit hatte, ihm diese Idee auszureden, klappte Ryan sein Handy zu, steckte den Kopf ins Badezimmer, um Clay zu sagen, dass er vor »Licht aus« wieder zurück sei, und stopfte den Lageplan der Schule in die Hosentasche.

    Keine zwei Minuten später stand er vor der Tür der Krankenstation, die die Hälfte der ersten Etage eines Gebäudes einnahm, das von außen aussah, als sei es früher einmal ein Privathaus gewesen. Die Räumlichkeiten darin waren jedoch im Laufe der Jahre von der Schule vereinnahmt worden und als solche nicht mehr zu erkennen. Die Tür befand sich am Ende der Treppe.
    Eine verschlossene Tür mit einer Milchglasscheibe.
    Und es war nirgends Licht zu sehen.
    Schwarz umrahmte Goldbuchstaben informierten den Besucher über die Öffnungszeiten: Täglich von sieben bis fünfzehn Uhr. Und es gab eine Notrufnummer, die Ryan jedoch nicht anzurufen beabsichtigte.
    Stattdessen rief er Melody zurück.
    »Da ist niemand«, flüsterte er, sobald sie abgehoben hatte. »Die Tür ist abgesperrt, und alle Lichter sind aus.«
    »Aber da muss jemand sein. Wenn Sofia dort ist, muss auch jemand da sein«, widersprach Melody. »Wenn Sofia krank ist oder sich verletzt hat, dann schalten die doch
nicht einfach das Licht aus und lassen sie mutterseelenallein dort liegen!«
    »Vielleicht gibt es ja noch einen anderen Zugang …«
    »Na klar, da ist noch ein anderer Eingang!«, fiel ihm Melody ins Wort. »Mein Gott, warum habe ich da nicht schon früher daran gedacht? Der Hintereingang!«
    »Hintereingang?«, wiederholte Ryan. »Wovon redest du? Hier gibt es keine anderen Türen und im Erdgeschoss auch nicht.«
    »Du musst durch den Keller gehen. Meinst du, du schaffst es durch den Speisesaal, ohne erwischt zu werden?«
    »Klar.«
    »Dann treffen wir uns dort«, sagte Melody. »Genau gegenüber vom großen Speisesaal gibt es eine Tür, die zu einer Kellertreppe führt. In ein paar Minuten bin ich da.«
    Diesmal war es Melody, die die Verbindung abbrach, und einen kurzen Augenblick lang war Ryan versucht, sie zurückzurufen und ihr zu sagen, dass das viel zu gefährlich sei, dass man sie mit Sicherheit schnappen würde. Doch er ließ es bleiben. Melody hatte sich bestimmt schon auf den Weg gemacht und würde sich von ihrem Vorhaben nicht abbringen lassen. Er steckte sein Handy in die Hosentasche und machte sich ebenfalls auf den Weg zum Speisesaal. Wenn sie sich beeilten, könnten sie es vielleicht noch vor dem Löschen der Lichter zurück in ihre Zimmer schaffen.
    Danach konnten sie nur noch auf ihr Glück hoffen.

    Melody wartete bereits auf Ryan, als dieser um die Ecke des Speisesaals bog. Sie hielt ihm die Tür auf und zog sie hinter ihnen gleich wieder zu. Ryan warf einen Blick auf
die Leuchtziffern seiner Armbanduhr. Ab jetzt brachen sie ganz offiziell die Hausregeln, dachte er. Gut, wenn man sie erwischte, könnte er vielleicht noch den Unwissenden mimen, doch Melody säße in der Patsche. »Vielleicht sollten wir lieber wieder umkehren«, schlug Ryan vor. »Kann doch sein, dass die Nonne gar nicht genau Bescheid wusste, oder?«
    Melody schüttelte den Kopf. »Nein, sie weiß Bescheid. Außerdem, warum sollte sie mir verschweigen, dass sie Sofia auf die Krankenstation gebracht

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