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Das Teufelsspiel

Das Teufelsspiel

Titel: Das Teufelsspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Hinterkopf. Und der Derringer – die kleine Pistole –, den Sachs in der Zisterne gefunden hat, gehörte wahrscheinlich dem Opfer. Vielleicht war es Notwehr.«
    Dennoch ließ sich nicht leugnen, dass Charles dieses Gasthaus aus freien Stücken und mit einer Waffe aufgesucht hatte. Er musste mit einer gewaltsamen Auseinandersetzung zumindest gerechnet haben.
    »Ich hätte mit diesen Nachforschungen gar nicht erst anfangen sollen«, murmelte Geneva. »Das war dumm. Ich interessiere mich nicht mal für die Vergangenheit. Das führt zu nichts. Ich hasse es!« Sie machte kehrt, lief hinaus auf den Flur und die Treppe hinauf.
    Sachs ging hinterher und kam nach einigen Minuten zurück. »Sie liest. Sie sagt, sie möchte allein sein. Ich glaube, sie fängt sich wieder.« Sie klang jedoch nicht allzu überzeugt.
    Rhyme musterte die Spuren des ältesten Tatorts, den er je untersucht hatte – einhundertvierzig Jahre. Und alles nur, um etwas zu erfahren, das sie vielleicht zu dem Auftraggeber von Täter 109 führen würde. Doch Sachs war dabei fast ums Leben gekommen, und Geneva hatte bekümmert erfahren müssen, dass ihr Vorfahr womöglich ein Mörder war.
    Er schaute zu der Tarotkarte an der Wandtafel. Der Gehängte hielt seinem Blick seelenruhig stand und schien sich über Rhymes Enttäuschung lustig zu machen.
    »He, eine neue Nachricht«, sagte Cooper mit Blick auf seinen Computermonitor.
    »Winskinskie?«, fragte Rhyme.
    »Nein, hör zu. Eine Antwort zu unserer geheimnisvollen Substanz – die Amelia im Versteck des Täters an der Elizabeth Street und gegenüber dem Haus von Genevas Tante gefunden hat. Die Flüssigkeit.«
    »Das wird aber auch Zeit. Was, zum Teufel, ist es? Ein Gift?«, fragte Rhyme.
    »Unser böser Bube hat trockene Augen«, sagte Cooper.
    »Was?«
    »Es ist Murine.«
    »Augentropfen?«
    »Genau. Die Zusammensetzung stimmt exakt überein.«
    »Okay. Schreib das an die Tafel«, wandte Rhyme sich an Thom. »Vielleicht nimmt er sie nur vorübergehend – weil er mit Säure gearbeitet hat. Dann hilft es uns nicht weiter. Aber es könnte auch eine chronische Erkrankung sein. Das wäre gut.«
    Kriminalisten besaßen eine Vorliebe für Täter mit körperlichen Gebrechen. In seinem Buch hatte Rhyme ausführlich geschildert, wie man Leute anhand ihrer verschriebenen oder frei erhältlichen Medikamente aufspürte. Gebrauchte Spritzen, ärztlich verordnete Brillengläser oder die Abdrücke orthopädischer Schuhe waren ebenfalls hilfreich.
    Da klingelte Sachs’ Telefon. Sie nahm das Gespräch an und hörte einen Moment lang zu. »Okay, ich bin in fünfzehn Minuten da.« Sie unterbrach die Verbindung und sah Rhyme an. »Das könnte interessant werden.«
     
     

 … Achtundzwanzig
     
    Als Amelia Sachs die Intensivstation des Columbia-Presbyterian-Hospital betrat, sah sie dort zwei Pulaskis vor sich.
    Einer lag im Bett, war dick bandagiert und an schaurige klare Kunststoffschläuche angeschlossen. Sein Blick war teilnahmslos, seine Mundwinkel hingen herab.
    Der andere saß neben dem Bett auf einem unbequemen Plastikstuhl. Genauso blond, mit ebenso unerfahrener Miene, in der gleichen ordentlichen Polizeiuniform, die auch Ron Pulaski getragen hatte, als Sachs ihm tags zuvor beim afroamerikanischen Museum zum ersten Mal begegnet war und ihn angewiesen hatte, sich für einen Müllhaufen zu interessieren.
    Wie viele Stücke Zucker? …
    Sie sah das Ebenbild erstaunt an.
    »Ich bin Tony. Rons Bruder. Wie Sie bestimmt schon vermutet haben.«
    »Hallo, Detective«, stieß Ron mühsam hervor. Seine Stimme war undeutlich.
    »Wie fühlen Sie sich?«
    »Wasch ischt mit Geneva?«
    »Es geht ihr gut. Sie haben es vielleicht gehört – wir konnten ihn beim Haus der Tante aufhalten, aber er ist entwischt … Tut es weh? Ja, oder?«
    Er sah zu dem Tropf an seiner Seite. »Volle Dröhnung … Ich schpür nicht dasch Geringschte.«
    »Er kommt wieder auf die Beine.«
    »Ich komm wieder auf die Beine«, wiederholte Ron die Worte seines Bruders. Er atmete mehrmals tief durch und blinzelte.
    »Es wird ungefähr einen Monat dauern«, erklärte Tony. »Nur ein wenig Reha, und er kann zurück zum Dienst. Er hat ein paar Brüche, aber kaum innere Verletzungen. Ein echter Dickschädel. So hat Dad ihn immer schon genannt.«
    »Schädel.« Ron grinste.
    »Waren Sie zusammen auf der Akademie?« Amelia zog sich einen Stuhl heran und nahm Platz.
    »Ja.«
    »Und zu welchem Revier gehören Sie?«
    »Dem Sechsten«, antwortete Tony.
    Das Revier

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