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Das Teufelsspiel

Das Teufelsspiel

Titel: Das Teufelsspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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aus schwarzer Erde, Asche und teils verkohlten Holzresten.
    Sachs fing an, sich in das trockene Innere der Zisterne vorzugraben. Dieser Mist bröckelt aber ganz gewaltig, dachte sie beim Anblick der braunen Rinnsale, die im Schein der Lampe auf sie zurieselten.
    »Sachs!«, rief Rhyme. »Aufhören!«
    Sie erschrak. »Was ist …?«
    »Ich hab gerade noch mal den Bericht über den Brand durchgelesen. Da steht, es habe im Keller eine Explosion gegeben. Die Bomben zu jener Zeit waren Kugeln mit Lunten. Charles muss zwei davon mitgenommen haben. Das ist die Kugel in dem Brunnen! Du befindest dich direkt neben einem Blindgänger. Das Ding könnte instabil wie Nitroglyzerin sein. Der Hund hat den Sprengstoff gewittert. Steig sofort aus dem Loch!«
    Sie packte den Rand der Zisternenwand, um sich hochzuziehen.
    Aber der Ziegel, an dem sie sich festhielt, gab plötzlich nach, und sie fiel auf den Rücken. Aus dem Brunnen rutschte ein Strom aus trockener Erde und Steinen auf ihre gebeugten und verkrampften Beine und schob sich auf Brust und Gesicht zu.
    Sie schrie und versuchte verzweifelt, sich aufzurichten. Doch es gelang ihr nicht; der Erdrutsch hatte ihre Arme erreicht.
    »Sa …«, hörte sie Rhymes Stimme, als das Kabel des Headsets aus dem Funkgerät gerissen wurde.
    Immer mehr Erde türmte sich auf ihr auf, und sie musste hilflos mit ansehen, wie die erdrückende Last immer schwerer wurde.
    Dann schrie Sachs ein weiteres Mal – als die Kugel durch den Erdstrom aus dem klaffenden Loch in der Ziegelmauer geschwemmt wurde und gegen ihren bewegungsunfähigen Körper rollte.
     
    Jax befand sich nicht mehr in vertrauter Umgebung.
    Er hatte Harlem hinter sich gelassen, sowohl das Viertel als auch die Stimmung. Das Gleiche galt für die leeren Grundstücke voller Schnapsflaschen, die bunten Schaufenster, die ausgeblichenen Werbeplakate für Red-Devil-Lauge, mit der die Schwarzen sich zu Zeiten von Malcolm X die krausen Haare geglättet hatten, die halbwüchsigen Möchtegernrapper und Trommlergruppen im Marcus Garvey Park, die Verkaufsstände, an denen Spielzeuge, Sandalen, Modeschmuck und Wandbehänge aus Kente-Stoff angeboten wurden, all die neuen Sanierungsbaustellen und die Touristenbusse.
    Er hielt sich nun in einer der wenigen Gegenden auf, in denen er nie ein Jax 157 oder gar ein größeres Graffito hinterlassen hatte. Im eleganten Teil des Central Park West.
    Vor dem Gebäude, in dem Geneva Settle sich nun aufhielt.
    Nach dem Vorfall in der Gasse, nahe der Wohnung an der Hundertachtzehnten Straße, mit Geneva und dem Kerl in dem grauen Dodge, war Jax in ein Taxi gestiegen und der Polizei hierher gefolgt. Er wusste nicht, was er von diesem Haus halten sollte: Es parkten zwei Polizeiwagen davor, und an der Seite der Vordertreppe führte eine Rampe zum Gehweg, wie für Leute mit Rollstühlen.
    Er hinkte gemächlich durch den Park und erkundete die Lage. Was machte das Mädchen da? Er versuchte, einen Blick ins Innere zu erhaschen, aber die Jalousien waren heruntergelassen.
    Ein weiteres Fahrzeug – ein Crown Victoria, wie er oft von der Polizei benutzt wurde – hielt an, und zwei Cops stiegen aus. Sie trugen einen billigen, mit Klebeband ausgebesserten Koffer und Kisten voller Bücher zum Haus. Wahrscheinlich Genevas, schätzte er. Sie zog dort ein.
    Und wurde nun noch besser bewacht, dachte er entmutigt.
    Als die Tür aufging, wagte er sich ins Gebüsch vor, um bessere Sicht zu haben, aber genau in diesem Moment fuhr langsam ein Streifenwagen vorbei. Einer der Beamten schien sowohl den Park als auch den Bürgersteig abzusuchen, Jax prägte sich die Hausnummer ein, wandte sich ab und verschwand im Park. Er ging nach Norden, zurück in Richtung Harlem.
    In seiner Socke spürte er die Waffe und musste unwillkürlich an seinen Bewährungshelfer denken, der sich dreihundert Kilometer nordwestlich von hier womöglich genau in diesem Moment entschloss, Jax’ Wohnung in Buffalo einen Überraschungsbesuch abzustatten. Jax erinnerte sich an eine der Fragen, die Ralph, der anlehnungsbedürftige ägyptische Prinz, ihm gestellt hatte: War das, was er hier tat, das große Risiko wert?
    Nun auf dem Rückweg dachte er darüber nach.
    War es denn vor zwanzig Jahren das Risiko wert gewesen, auf dem fünfzehn Zentimeter breiten Eisensims der Überführung des Grand Central Parkway zu hocken und Jax 157 an die Wand zu sprühen, während neun Meter darunter der Verkehr mit Tempo hundert vorbeirauschte?
    War es vor sechs Jahren das Risiko

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