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Das Teufelsspiel

Das Teufelsspiel

Titel: Das Teufelsspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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bemüht, dich zu erreichen. Ich werde dir den Stapel Briefe zeigen, die ausnahmslos an mich zurückgeschickt wurden. Es müssen an die hundert Stück sein. Ich habe alles versucht, was mir eingefallen ist. Ich konnte dich einfach nicht finden.«
    »Tja, dann vielen Dank für die Entschuldigung. Falls es eine Entschuldigung ist . Aber ich schätze, du solltest jetzt gehen.«
    »Nein, Liebling, lass mich …«
    »Weder ›Liebling‹ noch ›Genny‹ oder ›Tochter‹.«
    »Ich mache alles wieder gut«, wiederholte er und wischte sich über die Augen.
    Sie empfand absolut nichts, als sie seinen Kummer sah – oder was auch immer das sein mochte. Doch, da war ein Gefühl: Wut. »Verschwinde!«
    »Aber Liebling, ich …«
    »Nein. Geh einfach!«
    Und abermals erledigte der Detective aus North Carolina, der Zeugenschutzexperte, seine Aufgabe ruhig und ohne zu zögern. Er stand auf und führte ihren Vater schweigend, aber entschlossen hinaus auf den Flur. Dann nickte er dem Mädchen mit einem tröstenden Lächeln zu, schloss die Tür hinter sich und ließ Geneva allein.
     
     

 … Sechsunddreißig
     
    Während Geneva, ihr Vater und Bell sich im Obergeschoss aufhielten, hatten Rhyme und die anderen sich mit den Anhaltspunkten für eventuelle Juwelenraube beschäftigt.
    Und nichts gefunden.
    Die mit Edelsteinen verknüpften Geldwäschefälle, deren Unterlagen Fred Dellray ihnen gebracht hatte, waren kleinere Transaktionen und zudem nicht in Midtown angesiedelt. Auch bei Interpol oder den örtlichen Strafverfolgungsbehörden lagen keine für den Fall relevanten Hinweise vor.
    Der Kriminalist schüttelte enttäuscht den Kopf. Da klingelte sein Telefon. »Hier Rhyme.«
    »Lincoln, ich bin’s, Parker.«
    Der Handschriftenexperte, der sich mit der Nachricht aus Boyds Versteck beschäftigte. Parker Kincaid und Rhyme tauschten ein paar Neuigkeiten über die Gesundheit und die Familie aus. Rhyme erfuhr, dass es sowohl Kincaids Lebensgefährtin, der FBI-Agentin Margaret Lukas, als auch seinen Kindern Stephie und Robby gut ging. Sachs ließ alle herzlich grüßen.
    Dann kam Kincaid auf den Grund seines Anrufs zu sprechen. »Als du mir den Scan geschickt hast, habe ich sofort mit der Arbeit an dem Brief begonnen. Es ist mir gelungen, ein Profil des Verfassers zu erstellen.«
    Keine ernst zu nehmende Handschriftenanalyse schloss aus der Form der Schrift auf die Persönlichkeit des Urhebers; die eigentliche Handschrift war nur dann von Bedeutung, wenn man Dokumente miteinander verglich, um etwa eine Fälschung zu ermitteln. Aber das interessierte Rhyme im Augenblick nicht. Parker Kincaid meinte die Rückschlüsse, die sich aus der Wortwahl ziehen ließen – aus den »ungewöhnlichen« Formulierungen, die Rhyme zuvor bereits aufgefallen waren und die für die Identifizierung eines Verdächtigen von entscheidender Bedeutung sein konnten. So hatte zum Beispiel bei der Entführung des Lindbergh-Babys die grammatikalische und syntaktische Analyse der Lösegeldforderung ein perfektes Profil des Täters Bruno Hauptmann ergeben.
    »Ich habe ein paar interessante Aspekte festgestellt«, fuhr Kincaid mit der für ihn typischen Begeisterung fort. »Hast du die Nachricht vor Augen?«
    »Sie liegt hier direkt vor uns.«
     
    Eine schwarze Mädchen, vierte Stock an diese Fenster, 2. Oktober, etwa 08.30 Uhr. Sie hat in eine Gasse hinter die Edelstein Börse meine Liefer Wagen gesehen als es geparkt wurde und könnte Pläne von mir erraten. Töten Sie sie.
     
    »Zunächst mal handelt es sich um einen Ausländer«, sagte Kincaid. »Das verraten mir der unbeholfene Satzbau und die Rechtschreibfehler. Außerdem hat er für die Zeitangabe das Vierundzwanzigstundenformat verwendet, das bei uns weitgehend unüblich ist.«
    »Könnte es nicht auch eine Sie sein?«, fragte Rhyme.
    »Ich tendiere zu einem Mann«, erwiderte Kincaid. »Zu dem Grund komme ich gleich. Vorher aber Folgendes: Er benutzt das sächliche Pronomen ›es‹ und meint damit offenbar seinen Lieferwagen. Gegenstände werden in vielen Sprachen ausschließlich sächlich bezeichnet; bei uns hingegen gibt es sowohl ›das Fahrzeug‹ oder ›das Auto‹ als auch ›der Wagen‹. Aber wirklich ausschlaggebend ist die charakteristische Genitivkonstruktion.«
    »Die was?«, fragte Rhyme.
    »Die besitzanzeigende Genitivkonstruktion. Dein Täter schreibt anfangs ›meine Liefer Wagen‹.«
    Rhyme überflog den Text. »Ja, ich hab’s.«
    »Später aber schreibt er ›Pläne von mir‹.

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