Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Teufelsspiel

Das Teufelsspiel

Titel: Das Teufelsspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
Vom Netzwerk:
gefunden hatte, wollte ich sie nach Buffalo mitnehmen, bis ich offiziell wieder zurück nach Hause darf.« Er wurde ganz ruhig, und Rhyme glaubte in seinem Blick tiefen Schmerz wahrzunehmen. »Aber ich schätze, dazu wird es wohl nicht kommen.«
    »Warum?«, fragte Sachs.
    Jax lächelte wehmütig. »Ich habe gesehen, wo sie wohnt – dieses schöne Haus in der Nähe des Morningside Park. Ich hab mich für sie gefreut, aufrichtig gefreut. Bestimmt hat sie zwei gute Pflegeeltern, die sich um sie kümmern, dazu vielleicht einen Bruder oder eine Schwester, die sie sich immer gewünscht hat. Aber nachdem Venus solches Pech in der Klinik hatte, ist es nicht mehr dazu gekommen. Warum sollte Geneva mich begleiten wollen? Sie hat das Leben, das sie verdient. Alles, was ich ihr nicht geben konnte.«
    Rhyme sah mit hochgezogenen Augenbrauen Sachs an. Jax bemerkte nichts davon.
    Seine Geschichte schien zu stimmen. Doch Rhyme war von Berufs wegen überaus skeptisch. »Ich möchte Ihnen ein paar Fragen stellen.«
    »Legen Sie los.«
    »Wer ist die Tante, die Sie erwähnt haben?«
    »Die Schwester meines Vaters. Lilly Hall. Sie hat geholfen, mich großzuziehen. Sie ist zweimal verwitwet und im August dieses Jahres neunzig geworden. Falls sie noch unter uns weilt.«
    Rhyme kannte weder ihr Alter noch ihren Geburtstag, aber der Name stimmte. »Ja, sie ist noch am Leben.«
    Jax lächelte. »Das freut mich. Sie hat mir gefehlt. Ich hab vergeblich nach ihr gesucht.«
    »Sie haben Geneva etwas über die Anrede ›Sir‹ beigebracht«, sagte Bell. »Was war das?«
    »Schon als sie noch klein war, hab ich zu ihr gesagt, sie soll den Leuten in die Augen sehen und immer höflich sein, aber niemals jemanden ›Sir‹ oder ›Ma’am‹ nennen, solange die betreffende Person es sich nicht verdient hat.«
    Der Detective nickte.
    »Wer ist Charles Singleton?«, fragte Rhyme.
    Jax sah ihn überrascht an. »Wo haben Sie denn von dem gehört?«
    »Beantworten Sie die Frage, Kumpel«, fuhr Dellray ihn an.
    »Er ist mein, keine Ahnung, Ururururgroßvater oder so.«
    »Weiter«, ermunterte Rhyme ihn.
    »Nun ja, er war Sklave in Virginia. Sein Besitzer hat ihn und seine Frau freigelassen und ihnen oben im Norden eine Farm geschenkt. Im Bürgerkrieg hat Charles sich freiwillig zur Armee gemeldet, Sie wissen schon, wie in dem Film Glory. Danach ist er nach Hause zurückgekehrt, hat auf seiner Obstplantage gearbeitet und in seiner Schule unterrichtet – einer Schule für freie Schwarze. Er hat Geld verdient, indem er Apfelwein an die Arbeiter verkauft hat, die in der Nähe seiner Farm Boote gebaut haben. Ich weiß, dass er im Krieg ausgezeichnet wurde. Einmal in Richmond hat er sogar Abraham Lincoln getroffen. Kurz nachdem die Unionstruppen die Stadt eingenommen hatten. Zumindest hat mein Vater das erzählt.« Er lachte erneut bekümmert auf. »Dann gab es noch eine andere Geschichte. Er wurde angeblich verhaftet und ins Gefängnis gesteckt, weil er irgendwo Gold oder Lohngelder oder so gestohlen hat. Genau wie ich.«
    »Wissen Sie, was nach seiner Haft aus ihm geworden ist?«
    »Nein, darüber habe ich nie etwas gehört. Also, glauben Sie mir nun, dass ich Genevas Vater bin?«
    Dellray sah fragend Rhyme an.
    Der Kriminalist musterte den Gefangenen. »Fast. Eine letzte Sache noch. Machen Sie bitte den Mund auf.«
     
    »Du bist mein Vater!«
    Esverschlug Geneva den Atem, und ihr wurde beinahe schwindlig. Das Herz pochte ihr bis zum Hals. Sie musterte ihn sorgfältig, sein Gesicht, seine Schultern, seine Hände. Im ersten Moment hatte sie ihm kein einziges Wort glauben wollen, aber sie konnte nicht leugnen, dass sie ihn wiedererkannte. Er trug noch immer den Granatring, den ihre Mutter Venus ihm zu Weihnachten geschenkt hatte – zu einer Zeit, als sie noch Weihnachten gefeiert hatten. Mit ihrem Vater, wie sie ihn in Erinnerung hatte, konnte sie diesen Mann allerdings nur vage in Übereinstimmung bringen, so als würde sie jemanden ansehen, der direkt im grellen Gegenlicht stand.
    Trotz des Führerscheins, des Fotos, auf dem er und ihre Mutter sie als Baby auf dem Arm hielten, und der Aufnahme eines seiner alten Graffiti hätte sie jede Verbindung mit ihm standhaft bestritten – aber Mr. Cooper hatte einen Gentest durchgeführt. Es bestand kein Zweifel daran, dass sie verwandt waren.
    Sie saßen allein in Genevas Zimmer – natürlich abgesehen von Detective Bell, ihrem Schutzengel. Die restlichen Beamten arbeiteten unten weiter an dem Fall und

Weitere Kostenlose Bücher