Das Teufelsspiel
kenne und die in Midtown arbeitet, diesen Aufruhr vor dem schwarzen Museum gesehen und mitbekommen, ein Mädchen sei überfallen worden. Ein sechzehnjähriges Mädchen namens Geneva, das in Harlem wohnt. Sie wusste, dass ich nach meiner Tochter suche, und hat mich angerufen. Daraufhin habe ich mich an einen Kerl in Uptown gewandt, der sich bei den Schulen umgehört hat. Er fand heraus, dass Geneva auf die Langston Hughes Highschool geht, also bin ich hingegangen, um mit ihr zu sprechen.«
»Und dabei wurden Sie entdeckt«, sagte Sellitto. »Beim Schulhof.«
»Ja, richtig, das war ich. Als alle es plötzlich auf mich abgesehen hatten, bin ich weggelaufen. Aber ich bin zurückgekommen und habe von einem ihrer Mitschüler ihre Adresse erfahren, drüben in West Harlem, beim Morningside Park. Ich wollte ihr heute dort die Bücher vorbeibringen, aber dann habe ich gesehen, wie Sie mit ihr weggefahren sind.« Er sah Bell an.
Der Detective runzelte die Stirn. »Sie hatten einen Einkaufswagen dabei.«
»Das war meine Tarnung, ja. Ich hab ein Taxi genommen und bin Ihnen hierher gefolgt.«
»Mit einer Waffe«, erinnerte Bell ihn.
»Jemand wollte meinem Kind etwas antun!«, rief er wütend. »Ja, verdammt, ich hab mir ’ne Kanone besorgt. Ich wollte nicht zulassen, dass Geneva etwas geschieht.«
»Haben Sie sie benutzt?«, fragte Rhyme. »Die Waffe?«
»Nein.«
»Wir werden das überprüfen.«
»Ich hab sie lediglich einmal gezogen, um diesem Kerl, von dem ich Genevas Adresse hatte, Angst einzujagen, weil er schlecht über meine Tochter geredet hat. Irgend so ein Arschloch namens Kevin. Er hat sich in die Hose gepinkelt … aber das geschah ihm recht. Mehr habe ich nicht gemacht – abgesehen von ein paar Schwingern in seine Magengrube. Sie können ihn ja suchen und befragen.«
»Wie heißt die Frau, die Sie gestern angerufen hat?«
»Betty Carlson. Sie arbeitet gleich neben dem Museum.« Er nickte in Richtung seines Mobiltelefons. »Ihre Nummer steht bei den eingegangenen Gesprächen. Sie fängt mit sieben-eins-acht an.«
Sellitto nahm das Telefon und ging hinaus auf den Flur.
»Was ist mit Ihrer Familie in Chicago?«
»Meiner was?« Er runzelte die Stirn.
»Genevas Mutter hat ihr erzählt, Sie seien mit einer anderen Frau nach Chicago gezogen und hätten dort geheiratet«, erklärte Sachs.
Jax schloss empört die Augen. »Nein, nein … Das war gelogen. Ich bin noch nie in Chicago gewesen. Venus muss versucht haben, Geneva gegen mich aufzuhetzen … Wie konnte ich mich je in diese Frau verlieben?«
Rhyme sah Cooper an. »Setz dich mit der Strafvollzugsbehörde in Verbindung.«
»Nein, bitte nicht«, flehte Jax verzweifelt. »Man wird meine Bewährung aufheben. Ich darf mich nicht weiter als vierzig Kilometer von Buffalo entfernen. Ich habe zweimal um Erlaubnis gebeten, den Gerichtsbezirk verlassen zu dürfen, und es wurde mir beide Male nicht gestattet. Ich bin trotzdem hergekommen.«
Cooper dachte nach. »Ich kann seinen Namen einfach in die allgemeine Datenbank eingeben. Es wird wie eine Routineabfrage aussehen, und die Bewährungshelfer erfahren nichts davon.«
Rhyme nickte. Wenig später erschienen Alonzo Jacksons Foto und Strafakte auf dem Bildschirm. Cooper las sie. »Es passt zu dem, was er erzählt hat. Vorzeitige Entlassung wegen guter Führung. Er hat ein College besucht. Und eine Tochter namens Geneva Settle ist als nächste Angehörige aufgeführt.«
»Vielen Dank, dass Sie mich nicht gemeldet haben«, sagte Jax erleichtert.
»Was sollten die Bücher?«
»Wegen meiner Bewährungsauflagen konnte ich nicht einfach herkommen und Ihnen sagen, wer ich bin – also habe ich ein paar der Bücher besorgt, die Geneva als Kind gelesen hat. Damit sie wissen würde, dass die Nachricht auch wirklich von mir stammt.«
»Welche Nachricht?«
»Ich hab sie in eines der Bücher gesteckt.«
Cooper nahm sich die Tüte vor. In einem zerlesenen Exemplar von Der geheime Garten steckte ein Zettel, auf dem in sauberer Handschrift stand: Gen, mein Schatz, dies sendet dir dein Vater. Bitte ruf mich an. Darunter folgte seine Telefonnummer.
Sellitto kam zurück ins Labor. Er nickte. »Ich habe mit dieser Carlson gesprochen. Sie bestätigt, was er gesagt hat.«
»Genevas Mutter war Ihre Freundin, nicht Ihre Frau«, sagte Rhyme. »Heißt Geneva deshalb nicht ›Jackson‹?«
»Richtig.«
»Wo wohnen Sie?«, fragte Bell.
»Ich hab ein Zimmer in Harlem. An der Hundertsechsunddreißigsten Straße. Sobald ich Geneva
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