Das Teufelsspiel
und Tod.
Der schlanke und kräftige William Ashberry jr. lehnte sich auf seinem quietschenden Stuhl zurück und ließ den Blick zum Horizont nach New Jersey schweifen. Dieses Büro war nicht so elegant und stilvoll wie das in Lower Manhattan, aber er mochte es lieber. Der sechs mal neun Meter große Raum befand sich an der Upper West Side in der historischen Sanford-Villa, die der Bank gehörte, für die er als leitender Angestellter arbeitete.
Ja? Nein?, grübelte er.
Als Finanzfachmann und Unternehmer war Ashberry konservativ, was zum Beispiel bedeutete, dass er den Internetboom vollständig ignoriert hatte und sich beim späteren Kurseinbruch keine Sorgen zu machen brauchte, abgesehen von ein paar flüchtigen Worten des Trostes für jene Kunden, die nicht auf seinen Rat gehört hatten. Diese Weigerung, kurzlebigen Trends hinterherzulaufen, verbunden mit soliden Investitionen in Blue Chips und vor allem in New Yorker Immobilien hatte sowohl ihm als auch der Sanford Bank and Trust eine gewaltige Summe Geldes eingebracht.
Konservativ, gewiss, aber nur bis zu einem bestimmten Grad. Oh, sein Lebensstil entsprach dem siebenstelligen Jahreseinkommen sowie den beliebten Bonuszahlungen, die an der Wall Street üblich waren; er besaß mehrere Häuser, Mitgliedschaften in angesehenen Country Clubs, gut ausgebildete Töchter und Beziehungen zu einigen Wohlfahrtseinrichtungen, die er und seine Frau gern unterstützten. Der Privatjet für seine häufigen Reisen nach Übersee war für ihn ein wichtiges Privileg.
Doch etwas unterschied Ashberry von den herkömmlichen Angehörigen der Vorstandsetagen. Dicht unter der wohlhabenden Oberfläche steckte immer noch derselbe zähe Junge aus dem Süden Philadelphias, dessen Vater ein handfester Fabrikarbeiter gewesen war und dessen Großvater für Angelo Bruno – den »Frommen Don« und später für Phil »Chicken Man« Testa die Bücher frisiert und manch schmutzige Aufgabe übernommen hatte. Auch Ashberry war durch eine harte Schule gegangen, hatte sein Geld mit dem Messer und mit Köpfchen verdient und dabei einige Dinge getan, die für sein späteres Leben eine echte Bedrohung dargestellt hätten, wäre er nicht absolut sichergegangen, dass niemand je davon berichten würde. Mit Anfang zwanzig war er geistesgegenwärtig genug, um zu begreifen, dass ihm als Kredithai und Schutzgelderpresser, der sich in Philly auf der Dickson oder Reed Street herumtrieb, niemals das große Geld, sondern allenfalls eine lange Haftstrafe winken würde. Wenn er mehr oder weniger das Gleiche in der Geschäftswelt tat und sich auf den Lower Broadway und die Upper West Side von Manhattan verlegte, würde er sich hingegen eine goldene Nase verdienen und später vielleicht für Albany oder Washington in Betracht kommen können. Es könnte ihm sogar gelingen, in die Fußstapfen von Frank Rizzo zu treten. Warum also nicht?
Er studierte Jura, wurde Immobilienmakler und bekam schließlich einen Job bei der Sanford Bank – erst als Kassierer, dann in immer höheren Positionen. Das Geld fing tatsächlich an zu fließen, anfangs zögerlich, dann als stetiger Strom. Bald leitete er die interessanteste Abteilung der Bank, die Immobiliensparte, und machte dank seiner skrupellosen Vorgehensweise jeden fertig, der ihm beruflich oder privat in die Quere kam. Dann sorgte er dafür, dass man ihn zum Vorsitzenden der Sanford-Stiftung ernannte. Diese philanthropische Seite der Bank war die beste Möglichkeit, politische Kontakte zu knüpfen.
Erneut schaute er nun zum Horizont, überlegte und rieb sich gedankenverloren den Oberschenkel, der durch Tennis, Jogging, Golf und Segelsport gestählt war. Ja oder nein?
Leben und Tod …
Mochte er mit einem Bein auch immer noch auf Philadelphias Siebzehnter Straße stehen, Bill Ashberry spielte nun mit den großen Jungs.
Zum Beispiel mit Männern wie Thompson Boyd.
Er hatte den Namen des Killers von einem Brandstifter erfahren, der einige Jahre zuvor den Fehler begangen hatte, eines von Ashberrys Bürogebäuden anzuzünden, und dabei erwischt worden war. Als Ashberry erkannte, dass Geneva Settle sterben musste, ließ er den auf Bewährung freigelassenen Pyromanen durch einen Privatdetektiv aufspüren und zahlte ihm zwanzigtausend Dollar, damit er ihn mit einem professionellen Auftragsmörder zusammenbrachte. Der verwahrloste Mann (um Himmels willen, ein Backenbart?) schlug Boyd vor. Ashberry zeigte sich beeindruckt. Boyd war verdammt furchteinflößend, aber nicht auf
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