Das Teufelsspiel
überdrehte, großspurige Art, sondern weil er so ruhig blieb, so ausdruckslos. Seine Augen verrieten keinerlei Regung, und er gab kein einziges Schimpfwort von sich.
Der Banker erläuterte sein Anliegen, und sie einigten sich auf das Honorar – eine Viertelmillion Dollar (nicht mal diese Zahl konnte Boyds Blut in Wallung bringen, aber die Aussicht, ein junges Mädchen zu töten, schien etwas Reizvolles für ihn zu haben, als hätte er so etwas noch nie getan).
Eine Zeit lang sah es so aus, als ob Boyd Erfolg haben und mit dem Mädchen auch sämtliche Probleme Ashberrys aus dem Weg räumen würde.
Doch dann kam es zur Katastrophe: Boyd und seine Komplizin, die Frau namens Frazier, wurden verhaftet.
Daher Ashberrys Dilemma: Ja, nein … Sollte er Geneva Settle eigenhändig beseitigen?
Wie immer, wenn es um Geschäfte ging, erwog er die Risiken.
Ungeachtet seiner Abgestumpftheit war Boyd ebenso intelligent wie furchteinflößend. Er kannte sich auf seinem Gebiet aus, wusste über polizeiliche Ermittlungen Bescheid und verstand es, die Beamten durch vorgegaukelte Tatmotive in die Irre zu führen. Diese Fertigkeit setzte er gleich mehrfach ein. Zuerst bei der vermeintlichen Vergewaltigung, aber das funktionierte nicht. Dann etwas subtiler. Er präsentierte ein Motiv, das heutzutage sofort akzeptiert wurde: ein terroristischer Hintergrund. Seine Komplizin und er machten irgendeinen armen Araber ausfindig, der die Verkaufsstände in der Nähe der Edelsteinbörse belieferte, genau gegenüber dem Museum, in dem Geneva Settle ursprünglich ermordet werden sollte. Boyd brachte das Restaurant in Erfahrung, für das der Mann arbeitete, und kundschaftete es aus. Sobald er wusste, welchen Wagen der Araber fuhr, legten Boyd und seine Partnerin eine Reihe von Spuren und ließen es so aussehen, als wäre der Kerl ein Terrorist, der einen Bombenanschlag plante und Genevas Tod wollte, weil sie ihn bei den Vorbereitungen gesehen hatte.
Zu diesem Zweck machte Boyd sich sogar die Mühe, aus den Mülltonnen hinter der Börse einige Blatt weggeworfenes Schreibpapier zu besorgen. Auf einer der Seiten fertigte er einen Lageplan an, auf einer anderen verfasste er eine Nachricht in unbeholfenem Englisch, wie sie ein Araber wohl geschrieben haben könnte (wobei eine Internetseite über die Feinheiten der arabischen Sprache sich als äußerst hilfreich erwies) – um die Cops zu täuschen. Boyd wollte die Zettel in der Nähe der Tatorte platzieren, aber es kam sogar noch besser; die Polizei fand sie in seinen Verstecken, bevor er sie irgendwo zurücklassen konnte, wodurch der angebliche Terroranschlag noch glaubwürdiger erschien. Das Papier war mit Partikeln arabischer Nahrungsmittel präpariert, und das FBI erhielt mehrere anonyme Bombendrohungen.
Weiter sollte die Scharade eigentlich nicht gehen. Aber dann tauchte eine gottverdammte Polizistin – diese Amelia Sachs – ausgerechnet hier in der Stiftung auf, um im Archiv herumzuschnüffeln! Ashberry wusste noch, wie sehr er um seine Fassung ringen musste, während er mit der hübschen Rothaarigen plauderte und ihr großzügig seine Hilfe anbot. Er benötigte seine gesamte Willenskraft, um ihr nicht in den Keller zu folgen und sie beiläufig zu fragen, wonach sie suchte. Doch es hätte viel zu große Gefahr bestanden, ihren Argwohn zu erregen. Er ließ sie sogar einige Dokumente ausleihen, und als er später überprüfte, worum es sich dabei handelte, konnte er nichts allzu Beunruhigendes entdecken.
Dennoch – bereits ihre Anwesenheit und Neugier verriet dem Banker, dass die Cops noch nicht von dem terroristischen Motiv überzeugt waren. Er rief unverzüglich Boyd an und befahl ihm, die Geschichte glaubwürdiger wirken zu lassen. Der Killer kaufte daraufhin bei dem Brandstifter, der den Kontakt zu Ashberry hergestellt hatte, eine fertige Bombe. Diese deponierte er in dem Lieferwagen, zusammen mit einem Brief an die Times, der haufenweise Phrasen über irgendeine zionistische Verschwörung enthielt. Kurz danach wurde Boyd verhaftet, aber seine Partnerin – diese Schwarze aus Harlem – ließ die Bombe hochgehen, und die Polizei schluckte den Köder endlich: Terrorismus.
Da der Araber tot war, würde man das Mädchen nicht länger beschützen.
Alina Frazier erhielt die Chance, den Auftrag zu erledigen.
Aber die Polizei war auch diesmal schneller, und Frazier wurde erwischt.
Die große Frage lautete: Glaubte die Polizei, dass für das Mädchen nach dem Tod des Drahtziehers und der
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