Das Teufelsweib von Chicago
ersten Mal in der Schule getroffen hatte, war Leah noch ein Mädchen gewesen. Im Laufe der Jahre war sie eine sehr gute Freundin für ihn geworden. Er hatte miterlebt, wie sie zu einer wunderschönen, begehrenswerten jungen Frau erblüht war, mit dickem, glänzendem kastanienbraunen Haar, das ihr bis zu den Schultern reichte, und einer schlanken Silhouette mit perfekten Kurven an den richtigen Stellen, die ihr zierliches Äußeres unterstrichen. Aber sie war auch eine Frau, die vollkommen und total tabu für ihn war – aus Rücksicht auf seine Freundschaft mit ihrem Bruder und aus Respekt gegenüber ihren Eltern, die ihn trotz seiner zweifelhaften Familienverhältnisse aufgenommen und akzeptiert hatten.
Jace war fünf Jahre alt gewesen, als sein Vater ihn verlassen hatte, ohne sich noch einmal umzublicken. Seine Mutter hatte ihn aufgezogen; sie verbrachte allerdings mehr Zeit in Bars mit fremden Männer und unzähligen Drinks als mit ihrem eigenen Sohn. Dabei hätte er sie so sehr gebraucht. Die Burtons jedoch waren für ihn da. Sie gaben ihm zu essen, wenn er hungrig war, und ließen ihn bei sich schlafen, wenn er zu viel Angst hatte, die Nacht allein in dem heruntergekommenen Haus seiner Mutter zu verbringen. Sie kauften ihm neue Schuhe und Kleidung, wenn seine wenigen Sachen aus dem Secondhandladen zu zerschlissen waren, um länger darin herumzulaufen. Sie erwarteten keine Gegenleistung. Selbst als er in seiner rebellische Phase auf die schiefe Bahn geraten und wegen Ladendiebstahls verhaftet worden war, waren sie für ihn da. Nicht seine Mutter holte ihn bei der Polizei ab, sondern Mr. Burton. Und der hielt Jace einen Vortrag über Verantwortung und fuhr mit ihm in das nahe gelegene Gefängnis, was den Teenager sehr erschreckt und schnell wieder auf den richtigen Weg gebracht hatte.
Jace würde den Burtons auf ewig für ihre Großzügigkeit dankbar sein, für ihre Unterstützung und dafür, dass er Teil ihrer Familie sein durfte. Niemals würde er das Verhältnis belasten, indem er sich mit ihrer Tochter einließ.
Beziehungen waren für ihn ein eher heikles Thema. Seiner zerrütteten Familie verdankte er, dass er sich auf nichts einlassen konnte, was emotionale Hingabe verlangte. Er sah sich einfach nicht in der Lage, einem anderen Menschen so viel zu geben. Doch diese Erkenntnis hielt ihn nicht davon ab, bei Leah an mehr als nur an Freundschaft zu denken. Ihre Wärme und bedingungslose Zuneigung zogen ihn an und kratzten an seiner selbst gewählten Isolation – und an dem Schwur, für immer Junggeselle zu bleiben.
Im Moment jedoch ging es nur darum, mit diesem Missverständnis aufzuräumen, das seinen Kopf und seine Hormone gehörig durcheinandergebracht hatte.
“Könntest du das freundlicherweise noch einmal wiederholen?” Jace lächelte schief und strich mit den Händen über ihre Arme. Schließlich verharrten seine Daumen auf ihren Handgelenken. Er konnte Leahs Puls spüren. “Ich glaube, mein Gehirn ist heute ein bisschen überarbeitet. Ich bin mir sicher, dass ich dich nicht richtig verstanden habe.”
“Und ich bin mir sicher, dass du mich sehr wohl verstanden hast”, erwiderte Leah mit einem warmen, sinnlichen Lächeln. So mutig war sie ihm gegenüber noch nie gewesen. Dann wiederholte sie dieselbe Bitte, die ihn schon beim ersten Mal vollkommen verwirrt hatte. “Ich möchte, dass du mir zeigst, was einen Mann anmacht und wie man ihn im Bett verwöhnt.”
Oh, Scheiße.
Sein Magen zog sich zusammen. Abrupt ließ er die Arme sinken und machte einen großen Schritt zurück; mit einem Mal war die Berührung zwischen ihnen keine selbstverständliche Geste mehr. Und plötzlich erfasste ihn genau die Art von Anziehungskraft, gegen die Jace jahrelang angekämpft hatte. Er wollte Leah. Aber er hatte seine Sehnsucht und sein Verlangen nach ihr tief in seiner Seele zu vergraben. Niemand würde jemals von seinen Gefühlen erfahren.
Und mit einer einzigen atemlosen Äußerung hatte sie ihn so weit gebracht, dass er ihr kaum mehr widerstehen konnte. Er wollte ihr diesen Gefallen erweisen, wollte ihr zeigen, wie man einen Mann verwöhnte – und sie im Gegenzug ebenfalls verwöhnen.
Er atmete tief durch und suchte nach einer logischen Erklärung für diese seltsame, viel zu erregende Situation. “Leah … sag bitte, dass das alles ein Scherz ist. Sag, dass dein Bruder sich das alles aus Rache hat einfallen lassen, weil ich ihn letztes Wochenende beim Ausgehen total abgefüllt habe.”
“Ich schwöre
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