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Das Teufelsweib

Das Teufelsweib

Titel: Das Teufelsweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Freundeskreis sich ihrer annimmt.«
    Perpignac verbeugte sich. Doch dann zeigte er eine bekümmerte Miene. »Es ist bedauerlich, daß ich Ihre Gattin seit dem Silvesterball nicht mehr gesehen habe. Sie macht sich rar in der Gesellschaft.«
    Mit keinem Gesichtszug verriet Dubois, daß er maßlos erstaunt war. Er schaute Perpignac beherrscht an und sagte wie beiläufig:
    »Meine Frau war noch am 23. März im Riz.«
    »Am 23.?« Perpignac dachte nach. »Ach ja«, sagte er dann übereilt. »Ich vergaß, ich habe mit Ihrer Gattin noch getanzt.«
    Er lügt, dachte Dubois. Er ist ein Kavalier und lügt deshalb. Manon war nicht im Riz! Mir hat sie gesagt, sie hätte Perpignac dort getroffen! Warum belügt sie mich? Wo war sie wirklich? Wohin geht sie seit vierzehn Tagen, wenn sie in der Gesellschaft vermißt wird?
    »Nett von Ihnen, daß Sie sie etwas aufheitern«, sagte Dubois. »Doch lassen Sie sich nicht länger von mir aufhalten. Adieu!«
    Er winkte dem Kutscher, und das Gefährt setzte sich wieder in Bewegung, rollte tiefer in den Bois de Boulogne hinein.
    Als René Perpignac zu Marcel Putois zurückkam, sah er, daß dieser eine Skizze Dubois' auf das Papier geworfen hatte.
    »Wer war denn dieser Kinderschreck?« fragte Putois. »Ich habe selten einen solch häßlichen Menschen gesehen.«
    »Einer der reichsten Männer Frankreichs. Dubois! Mit einer der schönsten Frauen von Paris als Gattin. Manon Dubois wäre eine Kaiserin unter den Schönheitsköniginnen, wenn sie sich einem Wettbewerb stellen würde! Scheinbar hat sie ihn belogen, mit uns zusammen gewesen zu sein, denn er fragte danach. Na ja, wer eine schöne Frau hat, ist vom Teufel gesegnet.«
    Er lachte. Sein Blick fiel wieder auf die Skizze, welche die Unbekannte mit dem roten Schleier zeigte.
    »Man müßte Tengier fragen«, meinte er nachdenklich.
    »Das kann ich nicht. Ich habe 15.000 Franc bekommen, um zu malen – und zu schweigen!«
    »Dann halte deinen Vertrag!«
    »Das kann ich auch nicht!« stieß Putois hervor. »Als ich mein Wort gab, wußte ich nicht, daß sie mir sieben Tage später als Geliebte in den Armen liegen würde! Perpignac, begreifst du das denn nicht? Ich muß sie wiederfinden!«
    »Dann gehe ich zu Tengier. Ich gebe ihm 5.000 Franc, wenn er mir verrät, wer das Bild bestellt hat. Haben wir den Namen des jungen Mannes, dann haben wir auch die Unbekannte. Aber was dann? Willst du sie zwingen, zu dir zurückzukehren? Was willst du eigentlich von ihr?«
    Marcel Putois zuckte die Achseln und scharrte mit der Schuhspitze in dem noch feuchten Sand.
    »Weiß der Teufel! Nur wiedersehen will ich sie vorerst, weiter nichts. Was dann kommt, kann ich noch nicht sagen.«
    René stand von der Bank auf und erbat sich das Blatt aus dem Skizzenblock. Er rollte es sorgfältig zusammen und steckte es in seine Rocktasche.
    »Du hast recht«, sagte er dabei nachdenklich. »Das wäre vielleicht wirklich ein Stoff für einen Roman aus der Pariser Hautevolee. Ich gehe noch heute zu Tengier und versuche ihn zu kaufen. Und dann wollen wir die Unbekannte weiter verfolgen. Noch hat der Roman keine Pointe und keinen Schluß! Noch fehlt der Kern der Dinge.«
    »Er ist Liebe!« sagte Marcel leidenschaftlich.
    »Oder Leichtsinn, Dämonie, Erotik, Rache, Vergessen, Flucht. Es kann alles sein, auch Liebe … Aber daran – mein Lieber, nimm es nicht tragisch – daran glaube ich am allerwenigsten.«
    »Und warum nicht?« Marcel sah seinen Freund ärgerlich an.
    »Weil eine Frau, die verschleiert in dein Atelier kommt und sich aus Liebe zu einem anderen Mann von dir nackt malen läßt, dann aber auch mit dir schläft, gar nicht wissen kann, was Liebe ist. Verstehst du? Sie muß ein gefährliches Weib sein, eine Frau, die es nicht verdient, geliebt zu werden …«
    »Was weißt du davon!« Marcel Putois winkte ab. »Du hast sie nie gesehen! Du würdest Hymnen schreiben, wenn du nur einmal einen Blick auf sie werfen könntest. – Du willst also zu Tengier gehen?«
    »Ja.«
    »Und dann?«
    »Dann sehen wir weiter. Los, laß uns aufbrechen. Dort hinten kommt wieder dieser Dubois. – Ich möchte ihm nicht gerne noch einmal Rede und Antwort stehen müssen über seine Frau, die ihn hintergeht.«
    Rasch eilten die beiden Freunde von dannen. Dubois hätte sie aber gar nicht mehr bemerkt. Versunken saß er in seiner Kutsche, ganz hingegeben seinen Gedanken.
    Bei Lagerfeld war sie auch nicht, sagte er zu sich selbst. Warum belügt sie mich? Wo war sie die ganzen Tage? Auch René

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