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Das Teufelsweib

Das Teufelsweib

Titel: Das Teufelsweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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aus?«
    Tengier dachte einen Augenblick nach. »Groß, schwarze Haare, elegant, er sprach mit einem leichten italienischen Akzent, scheint immer im Frack herumzulaufen.«
    Perpignac wiederholte diese Merkmale, tippte an seinen Hut und sagte:
    »Ich danke Ihnen, alter Gauner. Ich bin mir zwar im klaren, daß Sie den Auftraggeber kennen, aber Sie haben recht, für lumpige 5.000 Franc gibt man kein Geheimnis preis. Doch was Sie mir sagten, genügt mir auch. Ich werde mir aus den Einzelheiten schon ein Gesamtbild zusammenstellen können.«
    Er verließ den Kunstsalon. Auf dem Boulevard Hausmann hielt er ein Taxi an und fuhr zu seiner Redaktion, wo er einen kleinen Bericht für die Abendausgabe diktierte.
    ›Ein neues Werk Marcel Putois'‹, lautete die Überschrift, dann folgte eine Beschreibung des Gemäldes. Dabei wurde diskret erwähnt, daß Modell und Auftraggeber anonym bleiben wollten. Das Ganze war eine Notiz, wie man sie in Paris gerne las. Sie gab Stoff für den Klatsch dreier Abende in den exklusiven Salons her. Man würde raten, wer die Unbekannten sein könnten. Vielleicht würde man deren ganzes Geheimnis lüften können.
    Vielleicht. René Perpignac hoffte es jedenfalls.
    Tengier hatte ihm nachgesehen, als er das Taxi bestiegen hatte. Dann hatte der alte Gauner aus der Kasse eine kleine Karte herausgenommen und sie belustigt betrachtet: eine Besuchskarte mit einer kleinen Grafenkrone.
    Conte Charles de Santerres stand auf ihr. Sie war dem Unbekannten bei der Bezahlung aus der Tasche gefallen.
    Diese Karte war Gold wert für Tengier, viele, viele tausend Franc. Man würde einmal, wenn die Geschäfte schlechter gehen sollten, darauf zurückgreifen und sich das Wissen bezahlen lassen können. Von Santerres natürlich.
    Kleinliche Naturen nennen das Erpressung. Aber Tengiers Gewissen war kein kleinliches. Er witterte viel eher ein glattes Geschäft. Anonymität kostet Geld. Und wer hätte mehr Geld gehabt als Charles de Santerres, der Erbe großer Weinkellereien und Kognakfabriken im Süden Frankreichs.
    Zufrieden mit sich selbst, schloß Tengier die wertvolle Karte wieder weg. Dann wurde seine Miene verbindlich und geschäftlich – ein neuer Kunde betrat den Laden.
    René Perpignac saß unterdessen im Riz und aß zu Mittag. Der dicke Bankier Tissier kam an seinem Tisch und setzte sich schnaufend dazu.
    »Das war wieder ein Tag«, jammerte er und wischte sich den Schweiß von der roten Stirn. »Erst diese plötzliche Hitze im April, dann dieser Dubois … mir reicht's!«
    »Was? Dubois war bei Ihnen?« Perpignac wunderte sich. »Ich traf ihn heute im Bois de Boulogne.«
    »Sagte er mir, mein Bester! Der Alte hat eine Art, einen in Verlegenheit zu bringen. Fürchterlich. Fragte er mich doch, was für einen neuen Witz über Kissinger ich seiner Frau am 23. März hier im Riz erzählt habe. Ich denke, mich laust der Affe. Am 23. März und ich im Riz? An dem Tag war ich doch geschäftlich in London. Der Frau von dem bin ich zum letztenmal auf dem Silvesterball begegnet. Aber der Alte sah mich so komisch an. Der springt mir ins Gesicht, der ist geladen, den muß ich beruhigen, dachte ich. Also log ich munter drauflos und bediente ihn mit einem Witz über Kissinger, einer uralten Kamelle! Daraufhin sagte er mir kalt: ›Tissier, Sie müssen sich irren, meine Frau hat mir einen ganz anderen erzählt!‹ Da hatte ich's! Dubois, sagte ich, es gibt über Kissinger mehr als 1.000 Witze. Und da soll ich wissen, welchen ich am 23. März ihrer Gattin erzählt habe? Nee, ich habe andere Dinge im Kopf. Und was sagte er darauf? ›Tissier, schon gut, Sie können phantastisch lügen, ähnlich wie Perpignac.‹ Da staunen Sie, was? Der alte Habicht hat auch Sie durchschaut, Perpignac. Unmittelbar darauf hat er sein ganzes Konto bei mir aufgelöst. Sacre bleu, mir reicht's, sag ich Ihnen! Garçon – einen Martell, aber rasch!«
    René Perpignac wollte zu einer Antwort ansetzen, als er sah, daß die Tür sich öffnete und ein großer, schlanker, eleganter, schwarzhaariger Herr den Saal betrat, zu einem reservierten Tisch nahe der Bar ging und sich setzte.
    Tissier folgte dem Blick Perpignacs und nickte:
    »Sie an, unser gemeinsamer Freund Santerres. Hat uns nicht gesehen. Ich hole ihn gleich her.«
    Doch René hielt den Bankier am Arm fest, als dieser aufstehen wollte.
    Schwarze Haare, elegant, groß, schlank – so lautete doch der Steckbrief. Und dort saß das Ebenbild des Mannes und gab bei dem Oberkellner seine Bestellung

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