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Das Teufelsweib

Das Teufelsweib

Titel: Das Teufelsweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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»Chauffeur, halten Sie sofort an!«
    Als das Taxi stand, stieß er die Tür auf, sprang auf die Straße und rannte auf das Fenster eines hell erleuchteten Modegeschäftes zu.
    Überrascht von diesem Ausbruch folgte ihm Perpignac nur zögernd. Im Fenster sah er, daß eine der Schaufensterpuppen, die im gleißenden Neonlicht standen, eine elegante Robe aus Goldlamé trug. Den Kopf verhüllte ein Schleier.
    Ein blutroter Schleier …
    Marcel Putois stand mit hervorquellenden Augen vor dem Fenster. Seine Backenmuskeln mahlten, sein Finger zeigte auf den Schleier.
    »Das ist er«, stammelte er. »Ich weiß es genau! Dieses Gewebe, diese Farbe werde ich nie vergessen!« Seine Stimme klang heiser, als er sich abwandte und den Eingang des Geschäftes suchte. »Sie muß ihn hier gekauft haben. Vielleicht wissen die deshalb, wer sie war.«
    Mit beiden Fäusten, ungeachtet der Passanten, die erstaunt stehenblieben und das seltsame Paar beobachteten, trommelte er an die Glastür, bis sich im Innern des Ladens ein Mann zeigte, der sichtlich aufgebracht heraneilte.
    »Was soll das, meine Herren?« rief er empört, als er die Tür geöffnet hatte und von Putois einfach in den Laden zurückgeschoben wurde. »Ich werde die Polizei rufen, wenn Sie nicht sofort wieder mein Geschäft verlassen!«
    »Einen Augenblick, bitte.« Perpignac kam dem bebenden Putois, der vor innerer Erregung noch keines klaren Wortes fähig war, zu Hilfe. »Wir möchten von Ihnen lediglich eine private Auskunft.« Dabei legte er auf den Ladentisch eine Hundert-Franc-Note, was der Geschäftsmann mit sichtlichem Abebben seiner Erregung quittierte.
    »Bitte«, sagte er aber immer noch reserviert. »Worum geht's?«
    »Uns interessiert der blutrote Schleier im Fenster«, meinte Perpignac, und obwohl er vorhin nur von einer ›Auskunft‹ gesprochen hatte, antwortete ihm nun der Ladenbesitzer, der immer an sein Geschäft dachte, prompt:
    »Dreihundert Franc. Es freut mich, daß Sie einen solch guten Geschmack haben, meine Herren. Ein apartes, seltenes Stück. Aber – wenn ich mir erlauben darf – ich habe mein Geschäft auch am Tage geöffnet …« Er hüstelte und brachte einen langen, schmalen, flachen Karton herbei, in dem der gleiche Schleier lag.
    Putois riß das Stück an sich und wühlte sein Gesicht in das Gewebe. Wie ein Trunkener wankte er hin und her und stammelte unverständliche Worte. Verwundert, ja betroffen, betrachtete ihn der Geschäftsmann und richtete sodann einen fragenden Blick auf Perpignac. Der nickte ihm ernst zu.
    »Meinen Freund übermannt die Erinnerung. Einen solchen Schleier trug eine Dame, die vor kurzem starb …«
    »Das tut mir leid.« Der Inhaber des Geschäftes zeigte im Handumdrehen eine teilnahmsvolle Miene. Auch das gehört zu den Mitteln eines guten Geschäftsmannes, seine Kunden für sich einzunehmen.
    »Haben Sie viele solcher Schleier verkauft?« fragte Perpignac.
    »Leider nein. Die Farbe scheint den Damen zu ausgefallen. In Paris habe ich diesen Schal bisher nur einmal verkauft.«
    »Nur einmal! Dann war es sie! Sie war es!« Putois stürzte auf den Ladenbesitzer zu. »Wie hieß die Dame, mein Herr? Sagen Sie es mir, wie hieß sie.«
    Der Geschäftsmann zuckte die Schultern. Und in dieser Bewegung lag ein derart glaubhafter Ausdruck des Nichtwissens, daß Putois enttäuscht den Schleier auf die Theke schleuderte.
    »Sie können es auch nachträglich nicht ermitteln?« fragte er.
    »Ich bin untröstlich. Die Dame kam in einem offenen Buick vorgefahren und kaufte nur dieses eine Stück. Wir dekorierten gerade das Fenster, und der Schleier lag noch auf dem Boden der Auslage. Ich erinnere mich genau, denn ich mußte für die Dame diesen Schleier aus dem Fenster holen, obwohl ich die gleichen Stücke im Laden noch vorrätig hatte. Aber sie bestand auf diesen Schleier. Eine Laune, eine Marotte.« Er lächelte nachsichtig. »Was tut man nicht alles für seine Kunden …«
    »Wie sah sie denn aus?« fragte Putois jetzt.
    Der Geschäftsmann dachte eine Weile nach, ehe er antwortete:
    »Wie soll ich sie beschreiben: Mittelgroß, schlank, ein bildhübsches, schmales Gesicht, lange schwarze Haare, ein voller Mund, dunkle Augen und eine feine, schmale Nase. Ein Madonnengesicht, würde ich sagen, wenn ich nicht wüßte, wie abgedroschen dieser Vergleich ist. Es gibt aber keinen Zweifel, sie war eine wirkliche Schönheit.«
    »Schwarze lange Haare …« Putois wiederholte versunken die Worte des Ladenbesitzers. »Dunkle Augen, ein

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