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Das Teufelsweib

Das Teufelsweib

Titel: Das Teufelsweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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unterbrach Santerres kühl. Seine Dreistigkeit wuchs, da er damit Dubois – wenigstens im Augenblick – zu beeindrucken schien. Feiglinge werden immer besonders mutig, wenn sie glauben, daß der andere sich in der Defensive befindet.
    Dubois nickte, klemmte sich das Gemälde wieder unter den rechten Arm und sagte:
    »Bei Ihnen hing das Bild, bei Ihnen roch ich das Parfüm meiner Frau, bei Ihnen lag auch ihr Handschuh – das genügt mir. Ich fahre jetzt nach Paris zurück, zu Tengier! Ich werde diese Spur verfolgen. Ich weiß jetzt auch, warum ich Ihre Wohnung gewinnen sollte. Sie wollten, daß ich das Bild entdecke, sie wollten Rache nehmen an Manon, die Ihnen vielleicht – was weiß ich – sagte, daß sie Sie satt hat. Von mir wollen wir nicht sprechen – ich bin ein Krüppel, ein Trottel, ein Idiot –, ich habe kein anderes Recht auf sie als das, für sie zu zahlen, ihr jeden Luxus zu bieten. Aber Sie, Sie fühlten sich verletzt und wollten Manon vernichten, durch mich vernichten, denn Sie hofften, ich würde sie töten, wenn ich ihren Akt bei Ihnen finde. Aber nur langsam, ich will erst ganz klar sehen. Ich gehe zu Tengier – ich werde auch zu Putois gehen – und ich werde alles herausbringen. Dann aber –«, er trat nahe an Santerres heran, der vorsorglich zurückwich, »– dann werde ich sprechen, auf eine andere Art als Sie! Dann soll in dem Krüppel der Geist der Rache erwachen … Und ich werde dann über Sie kommen, Santerres, ich werde Sie zertreten wie einen Wurm … Nein, nicht durch Greuel, nicht durch Gewalt … anders, mein Herr, anders!«
    Er hatte mit einer Stimme aus Stahl gesprochen, die verhieß, daß er ein Teufel sein konnte. Aber nun wandte er sich ab und war wieder der gewohnte Dubois. Schlurfend verließ er die Terrasse – ein kleiner Krüppel, der ein großes Bild schleppte.
    Santerres sah ihm nach, stumm, bleich unter der braunen Haut und mit der Frage im Kopf, wie Dubois seinen Aufenthalt in der Taberna herausbekommen haben konnte. Er fühlte instinktiv, daß Dubois mit seiner Drohung ernst zu nehmen war, daß Dubois ihm eines Tages die Rechnung präsentieren würde, und nicht nur ihm, sondern allen andern auch, die es gewagt hatten, den Körper Manons, den sie ihm bis heute verweigert hatte, zu genießen.
    Dubois saß in einem großen, schnellen Taxi und raste zurück nach Genua. Das Bild hatte er zwischen den Knien. Er starrte vor sich hin. Zum Flugplatz wollte er, obwohl er Fliegen haßte. Möglichst rasch nach Paris wollte er, zu Tengier, dem Kunsthändler. Mochte Manon in Monte Carlo treiben, was sie wollte. Darauf kam's jetzt nicht mehr an. Sicher hatte sie schon wieder einen neuen Kerl gefunden, mit dem sie ihn, den armen, trottelhaften, gutgläubigen Krüppel, hinterging. Tränen der Wut stiegen Dubois in die Augen. Er verbarg sie vor dem Chauffeur.
    Der rote Schleier! Und nackt ließ sie sich malen – für Santerres, der sie nun verriet, weil sie ihm untreu geworden war. Und mir hat sie den Fetzen um den Hals geschlungen, wenn sie spät nach Hause kam – vom Atelier, wo sie nackt auf einem Podest gestanden war, oder von Santerres, dessen Küsse noch auf ihren Lippen brannten. Mir schlang sie den Fetzen um, und ich gab ihr dafür, was immer sie wollte.
    Ich müßte mit ihr fertig sein, dachte Dubois und lehnte sich zurück. Aber ich liebe sie immer noch – mein Gott, ich weiß, es ist Wahnsinn –, aber ich kann nun einmal nicht anders, weil sie das Schönste ist, das ich – dem Namen nach – besitze. Ich, die Summe aller Häßlichkeit, bin Besitzer der schönsten Frau von Paris! Das ist der Halt meines Lebens, ich richte mich an ihrer Schönheit auf, wenn ich vor dem Spiegel stehe und vor mir selbst erschrecke. Ich bin ein moderner Bajazzo, – ein neuer Rigoletto, vielleicht auch ein Quasimodo, ein neuer Glöckner von Notre-Dame, der einmal sagte, als er sich an die Steinbilder klammerte und die Zigeunerin Esmeralda liebte: »Oh, warum bin ich nicht wie ihr aus Stein …« Denn auch er war bucklig, die Häßlichkeit selbst, ein Ausbund an Widerwärtigkeit, mit einer Seele, die niemand erkannte …
    Der Flugplatz von Genua wurde erreicht. Dubois kletterte mit seinem Bild aus dem Taxi. Düsenlärm schlug ihm entgegen. Startende und landende Maschinen übertönten mit ihrem Krach alles andere.
    Dubois mußte nicht lange warten. Er hatte Glück. Schon wenig später ging eine Maschine nach Paris. Während des ganzen Fluges warf Dubois nicht einen Blick aus dem

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