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Das Teufelsweib

Das Teufelsweib

Titel: Das Teufelsweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wartete, wie angekündigt erst am nächsten Morgen im Hafen.
    McJohn, den das Anlegemanöver nicht interessierte, trödelte noch in seiner Kabine herum, während Manon schon nach oben gegangen war, um sich umzusehen. Es war der Reiz kräftiger Matrosenarme bei der Anlegearbeit, dem sie sich nicht entziehen wollte.
    Plötzlich schreckte McJohn auf, als Manon blaß in die Kabine stürzte und sich an die Wand lehnte.
    »Er steht am Quai!« stieß sie hervor.
    »Wer steht am Quai?« fragte McJohn.
    »Dubois – in einem schwarzen Anzug, als wolle er mich begraben. So habe ich ihn noch nie gesehen. Sein Gesicht ist zum Fürchten. Du mußt mich vor ihm schützen, Percy.«
    McJohn bekam es mit der Wut zu tun. Was wollte denn dieser lästige Krüppel noch? Sollte er sich doch zum Teufel scheren!
    McJohn wußte nicht mehr, was er sagte:
    »Er wird dich nicht begraben, Manon. Er wird dir kein Haar krümmen. Wenn er nicht aus unserem Gesichtskreis verschwindet, wird man ihn bald begraben, weil ich ihn umbringe. Ich hätte das ja schon getan, wenn er nicht zu feige dazu gewesen wäre, sich mir zu stellen.«
    McJohn ging an Land, um das gleiche Dubois persönlich ins Gesicht zu schleudern. Dubois blickte ihm aber keineswegs verängstigt entgegen. Er hielt die Hände auf dem Rücken verschränkt.
    »Nanu?« sagte er kurz. »Mister McJohn? Wie geht's?«
    McJohn wollte hier nicht Blabla reden, wollte nicht das tun, was man ›Konversation machen‹ nennt.
    »Warum sind Sie uns nachgereist?« fragte er barsch.
    »Unter anderem deshalb, weil ich in der Nähe der Million Franc zu bleiben gedenke, die ich von Ihnen kriegen werde. Erinnern Sie sich? Oder hat Manon Sie noch nicht betrogen? Ist sie noch nicht dabei, Sie in Verzweiflung zu stürzen? Das würde mich wundern. Aber dann kommt's noch.«
    Der starke, gewalttätige McJohn verlor sichtlich an Sicherheit. Plötzlich fehlte ihm eine Menge Wind in seinen Segeln. An seiner empfindlichsten Stelle getroffen, schoß ihm der Gedanke durch den Kopf, daß es naheliegender für ihn wäre, Tenöre auszurotten und nicht Krüppel, die ohnehin bei Manon schon abgemeldet waren.
    Trotzdem stieß er noch einmal eine Drohung aus:
    »Dubois, ich bringe Sie noch um«, sagte er. »Was geht Sie das noch im geringsten an, was Manon tut?«
    »Sie vergessen, daß sie meine Frau ist«, antwortete Dubois ruhig. »Das geht mich also noch allerhand an.«
    »Ihre Frau?« McJohn scheute sich nicht, verächtlich auf den Boden zu spucken. »Sind Sie sich wirklich nicht im klaren, wie lächerlich das klingt, was Sie da sagen?«
    »Soll ich Ihnen unseren Trauschein zeigen, der immer noch Gültigkeit hat?«
    »Herrgott!« rief McJohn aufgebracht, so daß man in der Nähe auf ihn aufmerksam zu werden drohte. »Sie reiten auf Papier herum, statt die Wirklichkeit ins Auge zu fassen! Ein Mann wie Sie sollte nicht so verrückt sein!«
    Dubois blieb ruhig. Es war eine Ruhe, die McJohn, ob er wollte oder nicht, langsam unheimlich wurde.
    »Ein Mann wie ich sollte nicht so verrückt sein, weil er ein Krüppel ist, meinen Sie«, antwortete Dubois. »Nicht? Das meinen Sie doch?«
    »Dubois …«, wand sich McJohn nun doch etwas.
    »Ihr seid alle gleich«, unterbrach ihn Dubois mit einer Stimme, die bitter wurde. »Ihr seht in uns minderwertige Kreaturen, die nichts anderes verdienen, als beiseite geschoben zu werden. Die euer Auge beleidigen, euer ästhetisches Empfinden. Die man tritt, verachtet, verspottet, anspuckt. Denen man wegnimmt, was man von ihnen haben will. Deren Frauen zum Beispiel. Ihr sollte euch alle schämen, McJohn!«
    »Dubois …«
    »Ihr sollt euch alle schämen, wiederhole ich, McJohn!«
    McJohn war höchst verwundert über sich selbst. Die uralte britische Eigenschaft, immer noch Fairneß gelten zu lassen, wenn Anlaß dazu bestand, rührte sich in ihm. Die Eigenschaft flüsterte ihm zu: Er hat ja recht, verdammt noch mal!
    »Was wollen Sie denn nun machen?« fragte er Dubois.
    »Ich?« entgegnete Dubois auf diese relativ milde Frage, die aus dem Munde McJohns noch vor zwei Minuten unvorstellbar gewesen wäre. »Ich werde hier stehenbleiben und nach Manon Ausschau halten. Ich werde warten, bis sie an Land geht. Ich werde sie ansehen … nur ansehen. Ich werde ihr folgen und sie wieder nur ansehen. Das ist nichts Unstatthaftes. Es wird mir niemand verwehren können, daß ich meine Frau ansehe.«
    Kopfschüttelnd wandte sich McJohn ab und ging, nicht ohne Dubois einen unterdrückten Abschiedsgruß

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