Das Titanic-Attentat
Meilen von deren späterer Unfallstelle entfernt mit einem Eisberg. Der Unfall verlief jedoch ganz anders als bei der
Titanic
.
Um die Zeit der Kollision habe dichter Nebel geherrscht, hieß es am 17. April 1912 in der
La Chronique de Bayonne
. In den Salons purzelten die Gläser durcheinander, und die Passagiere rannten an Deck. »Der Schock war so heftig, dass der Kapitän sofort per Funk um Hilfe rief.« Nach einer kurzen Inspektion stellte der Kapitän fest, dass das Schiff die Reise nach New York fortsetzen konnte. Das Schiff hatte lediglich zwei Lecks abbekommen; das eindringende Wasser konnte von den Pumpen leicht bewältigt werden. Laut einer Liste des Versicherers Lloyds vom April 1912 wurden um dieselbe Zeit außerdem ein voll getakeltes (Segel-)Schiff und ein Fischkutter vollständig vom Eis eingeschlossen.
Eisberge sind selten tödlich
Was war also mit dem White-Star-Liner passiert, fragte sich die
Evening Post:
»Wurde die
Titanic
rücksichtslos mit einer Geschwindigkeit gefahren, die den zerstörerischen Effekt der Kollision verstärkt hatte? Wurden die erforderlichen Temperaturmessungen des Wassers vorgenommen, um die Nähe von Eisbergen anzuzeigen?« Diese »offensichtlichen Fragen« zeigten, »dass es irgendwo einen schwerwiegenden Fehler gegeben haben muss«, so das Blatt. »Von den acht oder zehn Schiffen, von denen man nie wieder etwas hörte, seitdem vor 80 Jahren die transatlantische Dampfschifffahrt begann, nimmt man an, dass sie ihrem Schicksal in Gestalt eines Eisbergs begegneten. Unter den bekanntesten davon war der Inman-Liner
City of Glasgow,
der, nachdem er Liverpool 1854 mit 480 Menschen an Bord in Richtung New York verlassen hatte, spurlos verschwand. Aber dies waren zerbrechliche Hülsen im Vergleich zu den modernen Schiffs-Leviathanen, die auf eine Weise konstruiert wurden, von der man glaubte, dass sie ein Sinken unmöglich machen würde, es sei denn, der Boden würde von einem unterseeischen Riff aufgerissen.«
Weitere Recherchen bestätigen die Einschätzungen dieses Artikels. Die
Database of Ship Collisions with Icebergs
des kanadischen Institute for Ocean Technology enthält etwa 670 Einträge von Eisbergkollisionen zwischen dem Jahr 1700 und heute (Stand: Juni 2011). Die überwiegende Mehrzahl der Begegnungen mit einem Eisberg lief demnach glimpflich ab. Die meisten Einträge beschreiben lediglich den angerichteten Schaden am Schiff (meistens am Bug). In der Rubrik »Verlust an Menschenleben« heißt es in der Regel »keine« oder »unbekannt«.
Das Ende der
Glasgow
Der Totalverlust eines Schiffes durch eine Eisbergkollision ist selten. Noch seltener sind der Totalverlust des Schiffes
und
hohe Verluste unter Mannschaft und Passagieren. Der angeblich durch einen Eisberg verursachte Untergang der
Titanic
ist, wie bereits aus dem oben zitierten Artikel hervorgeht, tatsächlich vollkommen beispiellos. Nicht zuvor und nicht danach sank ein auch nur annähernd so großes Schiff so schnell durch einen Eisberg und riss so viele Menschen in den Tod.
Bis dahin waren die traurigen Rekordhalter die
City of Boston
(29./30. Januar 1870, 192 Tote) und die oben erwähnte
City of Glasgow
(1. März 1854, 480 Tote). Aber erstens lagen zwischen diesen Schiffen und der
Titanic
35 bis 50 Jahre Schiffbauentwicklung. Zweitens waren auch das schon bemerkenswerte Ausnahmen. Und drittens sind selbst diese Ausnahmen keineswegs verbürgt. Denn wie wir dem oben zitierten Artikel ebenfalls entnehmen können, ist der Zusammenstoß mit einem Eisberg bloß eine Vermutung, die durch das plötzliche und spurlose Verschwinden heraufbeschworen wurde. Was, wenn nicht die Kollision mit einem Eisberg, sollte diesen auf geheimnisvolle Weise verschwundenen Schiffen sonst zugestoßen sein? In Wahrheit gibt es aber gar keinen Beweis für die Kollision eines dieser Schiffe mit einem Eisberg.
Der Umstand, dass von den genannten Schiffen keine Rettungsboote, keine Trümmer und keine Leichen auftauchten, spricht in Wahrheit eher gegen den Zusammenstoß mit einem Eisberg und eher für ein noch plötzlicheres Ereignis. Wie schon erwähnt, bleibt bei der Kollision mit einem Eisberg normalerweise eine längere Reaktionszeit. So kann man zum Beispiel Rettungsboote ausbringen oder sogar eine Eisscholle oder ein Eisfeld ansteuern, um die Insassen darauf abzusetzen. In Wirklichkeit ist der Fall
Titanic
also vollkommen beispiellos.
Titanic
– ein beispielloser Unfall
Einen schnellen Totalverlust wie den
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