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Das Titanic-Attentat

Das Titanic-Attentat

Titel: Das Titanic-Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Wisnewski
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waren. Ich saß mit dem Rücken zum Schiff. Ich ruderte die ganze Zeit. Wir ruderten weg.
    Womit sich Ismay im Prinzip bereits der Lüge überführt hatte. Denn wie bei jedem anderen Ruderboot auch, blickten auch die Ruderer in den Rettungsbooten der
Titanic
nach hinten, also zurück.
    Senator SMITH : Sie ruderten?
    Mr.  ISMAY : Ja; ich wollte sie nicht untergehen sehen.
    Senator SMITH : Sie machten sich nichts daraus, sie untergehen zu sehen?
    Mr.  ISMAY : Nein. Ich bin froh, dass ich es nicht sah.
    Senator SMITH : Als Sie sie zuletzt sahen: Gab es da Anzeichen, dass sie in zwei Teile zerbrochen war?
    Mr.  ISMAY : Nein, Sir.
    Und etwas später:
    Mr.  ISMAY : Ich habe nicht hingesehen, Sir. Ich habe ihr den Rücken zugewandt. Ich habe mich nur einmal umgesehen, um ihr rotes Licht zu sehen – ihr grünes Licht, besser gesagt. [213]
    In Wirklichkeit musste »Ismay, der selbst an einem der Ruder saß, während der ganzen Zeit sein sinkendes Monsterschiff betrachten. Er sah jeden Meter, den die
Titanic
tiefer im Atlantik versank.« [214]
    Die überlebende Schiffsführung bzw. Chefetage der White Star Line behauptete jedoch unisono, dass das Schiff nicht auseinandergebrochen sei. Der ranghöchste Überlebende der Schiffsführung und Zweite Offizier Charles Herbert Lightoller bestritt das Auseinanderreißen des Schiffes vehement. Auf die Frage, ob das Schiff entzweigebrochen sei, sagte Lightoller bei der britischen Untersuchung »Das ist schlichtweg falsch. Das Schiff kann nicht in zwei Teile zerbrochen sein und brach auch nicht entzwei.« [215] Dieser Meinung waren auch die Offiziere Pitman und Lowe.
    Das konnte man 1912 freilich gut behaupten. Denn die
Titanic
war weg, lag an einer der tiefsten Stellen des Nordatlantiks, wer wollte sie daher schon Lügen strafen? Wobei Lightoller mit seinem ersten Halbsatz zweifellos recht hatte: Das Schiff konnte gar nicht in zwei Teile brechen. Jedenfalls nicht unter normalen Umständen. Die englische Untersuchungskommission hatte Lightoller dennoch eines ihrer krassesten Fehlurteile zu verdanken, nämlich die Feststellung, dass die
Titanic
in einem Stück versank: »Das Schiff brach nicht in zwei Teile«, kann man in ihrem Schlussbericht nachlesen. [216]
     
    Nun – wenn die
Titanic
explodiert wäre, hätte man freilich auch Explosionen hören müssen. Dazu komme ich gleich. Widmen wir uns vorher noch einer wichtigen Zeugengruppe des Untergangs, die die Katastrophe nicht nur von außen (von den Rettungsbooten aus), sondern bereits von innen mitbekam.

[home]
    Feuer und Wasser
    Abgesehen von der (fast komplett fehlenden) Schiffsführung waren die Heizer die wichtigsten Zeugen des Untergangs der
Titanic
. Erstens befanden sie sich im unteren Bereich des Schiffes, wo die
Titanic
angeblich mit dem Eisberg kollidierte, konnten also zum Beispiel etwas über den Wassereinbruch sagen. Zweitens mussten sie auch über die zweite tödliche Gefahr für die
Titanic
Bescheid wissen – nämlich über das oder die Bunkerfeuer, die seit der Abfahrt im Bauch des Schiffes brannten.
    Interessanterweise hatten die Heizer jedoch just anlässlich der beiden Untersuchungen in New York und London den Beruf gewechselt und zum Maurer umgeschult. Nun mauerten sie, was das Zeug hielt. Es war unglaublich zu beobachten, wie wortkarg, zugeknöpft und begriffsstutzig sich speziell die Heizer des Schiffes gaben. Am liebsten erinnerten sie sich an gar nichts und wenn, dann möglichst vage und ungenau, um sich nicht festzulegen. Oft genug überschritten sie dabei die Grenze zur Missachtung der Untersuchung und die Grenze zur Unverschämtheit.

Eine galoppierende Amnesie
    Ein Beispiel ist der Auftritt des Heizers George William Beauchamp bei der britischen Untersuchung:
    Frage: Können Sie uns sagen, welcher Dampfdruck zur Zeit der Kollision gefahren wurde?
    Beauchamp: Das kann ich nicht sagen.
    Frage: Sie wissen nichts über den Dampfdruck?
    Beauchamp: Wir befolgten Befehle. Wie die Befehle lauteten, kann ich nicht sicher sagen.
    Frage: Ich will Sie nicht dazu bringen, irgendetwas zu sagen, was Sie nicht selbst wissen; ich will Sie nicht zu Vermutungen verleiten. Ich will nur wissen, was Sie selbst wissen.
    Antwort: Manchmal fuhren sie mit 210, manchmal mit 200. Ich glaube, wir fuhren zu dieser Zeit mit 210.
    Frage: Wir werden jemanden fragen, der es besser weiß. [217]
    Das nächste Thema, zu dem Beauchamp befragt wird, sind die Feuer in den Kesseln:
    Frage: Können Sie uns sagen, wie lange es dauerte, die

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