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Das Titanic-Attentat

Das Titanic-Attentat

Titel: Das Titanic-Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Wisnewski
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hineingeschaut habe, habe er gesehen, dass das Schott durch das Feuer total verbeult worden war, erzählte Barrett. Offenbar war der Stahl über längere Zeit durchgeglüht, verformt und brüchig geworden. Nach Barretts Aussage war der Bunker nun allerdings leer. Abgesehen von der mangelnden Haltbarkeit des Schotts in seiner Mitte konnte also keine weitere – sozusagen »aktive« – Gefahr mehr von ihm ausgehen. Oder vielleicht doch?
    Denn interessanterweise wollte der leitende Heizer im Folgenden gleich zweimal nicht ausschließen, dass das Bunkerfeuer etwas mit der Katastrophe zu tun gehabt haben könnte: »Hat die Tatsache, dass der Bunker brannte, soweit Sie wissen, in irgendeiner Weise zu der Kollision beigetragen? Hatte es etwas damit zu tun?«, wollte der britische Havariekommissar Lord Mersey von Barrett wissen (gemeint war natürlich der eigentliche Untergang des Schiffes, nicht die Kollision mit dem Eisberg selbst). Die naheliegende Antwort wäre natürlich gewesen, dass das Bunkerfeuer doch gelöscht worden sei und daher nichts mit der Katastrophe zu tun gehabt haben konnte – höchstens insofern, als es das Schott beschädigt habe. Trotzdem antwortete Barrett aber: »Das kann ich nicht sagen.« Daraufhin fragte Mersey nochmals nach: »Glauben Sie, dass es etwas damit zu tun hatte? Glauben Sie, dass das Feuer irgendetwas mit diesem Desaster zu tun hatte?« Wieder will Barrett das nicht verneinen; er kommt gar nicht auf die Idee zu sagen, dass das Feuer schließlich aus gewesen sei. Stattdessen antwortet er: »Das ist schwer zu sagen, Mylord.«
     
    Also was nun: War das Bunkerfeuer aus oder nicht? Oder war es nur eine Schutzbehauptung, dass der Brand am Samstag gelöscht gewesen sei? Schließlich war das rein zufällig der Tag der Katastrophe. Wenn man behauptete, das Feuer vorher gelöscht zu haben, hoffte man vielleicht, dass das Feuer nicht als Ursache der Katastrophe angesehen würde. Das verstockte und wortkarge Verhalten des Heizers spricht jedenfalls dafür, dass hier nicht die ganze Wahrheit gesagt wurde.
    Dabei sprach Barrett die ganze Zeit lediglich über den Bunker Nr. 5 zwischen den Kesselräumen 6 und 5 (von vorne aus gezählt). Über die anderen Bunker äußerte er sich nicht bis auf die Ausnahme, dass er angab, diese seien nicht geleert worden. Sollte es noch weitere Brände in den Bunkern gegeben haben, kann man mit Sicherheit davon ausgehen, dass Barrett dies nicht ohne hartnäckige Nachfragen angegeben hätte. Von sich aus pflegte er überhaupt keine Informationen zu geben.

»Unten tobte das Feuer«
    Kein Zweifel: Irgendetwas hatten die Heizer zu verbergen – aber was? Wenn man diese Frage beantworten will, darf man sich, wie gesagt, nicht allein auf die beiden Untersuchungen verlassen. Wichtige Zeugen tauchten dort eben gar nicht erst auf. Einer davon ist der Heizer John Dilley. Die Aussagen von John Dilley finden sich nicht in den Untersuchungsberichten, sondern in der Presse wieder, und zwar im
Syracuse Herald
vom 20. April 1912 und im
Stevens Point Journal
vom 27. April 1912 – wobei der letztere Artikel der ausführlichere ist. »Ich wurde von der
Oceanic
an die
Titanic
überstellt, wo ich als Heizer arbeitete«, berichtete Dilley demgemäß: »Vom ersten Tag unserer Reise an brannte die
Titanic
. Meine einzige Pflicht bestand darin, das Feuer zusammen mit elf anderen Männern zu bekämpfen.« Aber anders als Barrett sagte Dilley: »Wir machten dabei keinerlei Fortschritte«. Interessanterweise schilderte Dilley darüber hinaus sowohl einen anderen Ort des Feuers als auch eine ganz andere Feuerbekämpfungsmethode als Barrett.
    Demnach begann das Feuer in Bunker Nr. 6 – das war der vorderste Kohlebunker direkt unter der Kommandobrücke (aber freilich sieben Decks tiefer). »Dort waren Hunderte von Tonnen Kohle gebunkert«, erzählte Dilley. Das Gewicht der Kohle sorgt unten für einen enormen Druck, wodurch wiederum eine große Hitze entstehen kann. Oben im Bunker sei die Kohle feucht gewesen, »aber unten am Boden des Bunkers war die Kohle trocken. Die Kohle am Boden des Bunkers fing Feuer und schwelte vier Tage lang. Die feuchte Kohle im oberen Bereich hielt die Flammen davon ab durchzuschlagen, aber unten tobte das Feuer.«
    Von jeder Schicht seien zwei Mann zur Bekämpfung des Feuers abkommandiert worden. Diese hätten jeweils vier Stunden am Stück gearbeitet. Sie hätten die Flammen von Southampton bis zur Kollision mit dem Eisberg bekämpft. Aber

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