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Das Titanic-Attentat

Das Titanic-Attentat

Titel: Das Titanic-Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Wisnewski
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Feuer zu löschen?
    Antwort: Ich kann nicht sagen, wie lange es dauerte, die gewöhnliche Zeit eben; ich kann es nicht sicher sagen.
    Frage: Was ist denn die gewöhnliche Zeit – Sie haben das ja oft genug gemacht, nehme ich an?
    Antwort: Ja, ich habe es sehr oft getan. Natürlich hängt es davon ab, wie Sie heizen …
    Frage: Können Sie sagen, ob es einige Minuten oder eine halbe Stunde dauerte?
    Antwort: Es dauerte eine Viertelstunde, glaube ich.
    Frage: Haben Sie bemerkt, ob in dieser Viertelstunde noch mehr Wasser hereinkam?
    Antwort: Als der Befehl kam und alles heruntergefahren wurde, rief jemand ›Das reicht‹, und ich stieg die Leiter hinauf – die Fluchtleiter.
    Frage: Aber ich habe Sie gefragt, ob Sie bemerkt haben, dass mehr Wasser hereinkam im Laufe der Zeit; kam Wasser in größeren Mengen herein?
    Antwort: Ich stieg die Leiter hinauf.
    Frage: Ihre Antwort lautet, dass Sie es nicht wissen – ist es das, was Sie sagen wollen?
    Antwort: Ich weiß es nicht.
    Frage: Nachdem Sie die Leiter hinaufgestiegen waren – wohin gingen Sie dann?
    Antwort: Ich ging nach hinten den Gang hinunter, einfach nach hinten.
    Frage: Auf welchem Deck?
    Antwort: Wo die Tür zum Heizraum war; ich weiß nicht, welches Deck das war. [218]
    Angesichts dieser galoppierenden Amnesie wünscht man sich unwillkürlich die Frage, ob er denn noch weiß, auf welchem Schiff er fuhr – oder wie er heißt.

Wie ertappte Verbrecher
    Kein Zweifel: Die Heizer verhielten sich wie ertappte Verbrecher oder zumindest wie Komplizen oder Mitwisser, die zum Schweigen verdonnert worden waren. Und man kann sich vorstellen, dass dieses Verhalten die beiden Untersuchungskommissionen sehr viel Zeit und Mühen kostete. Selbst wenn die Kommissionen an der ganzen Wahrheit interessiert gewesen wären, wären sie spätestens an dem obstruktiven Verhalten der Zeugen, insbesondere der Heizer, gescheitert. Dass es hier etwas zu verbergen gab und dass es auch verborgen wurde, war mit Händen zu greifen.
    Ein besonders kritischer Punkt war die Sache mit dem Bunkerfeuer; sie musste man der überlebenden Besatzung regelrecht aus der Nase ziehen. Hier ein beispielhafter Dialog aus der britischen Untersuchung. Dabei will Thomas Lewis, ein Vertreter der Gewerkschaft British Seafarers’ Union, von dem leitenden Heizer Frederick Barrett wissen, warum einer der Bunker geleert werden sollte:
    Antwort (Barrett): »Meine Befehle lauteten, ihn so schnell wie möglich leer zu machen.«
    Das war allerdings nicht die Frage, sondern die Frage lautete, warum der Bunker geleert werden sollte. Also musste Lewis nachfragen: »War irgendetwas nicht in Ordnung?« Erst daraufhin antwortete Barrett: »Der Bunker brannte.« [219]
    Ein durchgeglühtes Schott
    Barrett gab an, in der Sektion 6 als Heizer tätig gewesen zu sein. Das ist der riesige Kesselraum gleich unter dem ersten der vier Schornsteine. Wie die Nummerierung bereits andeutet, gab es sechs Kesselhallen, die jeweils über die ganze Breite des Schiffes reichten. Sie waren mit insgesamt 29 riesigen Kesseln vollgestopft, die in Fahrtrichtung nebeneinanderlagen. Die Wände zwischen den hintereinanderliegenden Kesselräumen bestanden aus den Kohlebunkern, in denen sich Durchgangstüren oder -tunnel befanden, durch die man die anderen Kesselräume erreichen konnte. Vor und hinter den Kesseln arbeiteten die Heizer und beschickten die Kessel aus den Bunkern hinter ihrem Rücken mit Kohle. Entsprechend der Zahl der Kesselräume gab es auch sechs Kohlebunker (siehe auch Grafik im Kapitel »Ein
guter
Grund, nicht mitzufahren«).
     
    Barrett gab also an, der Bunker Nr. 5 habe gebrannt und daher habe er bald nach der Abfahrt aus Southampton die Order erhalten, den Bunker leer zu machen. Da die
Titanic
am 10. April 1912 aus Southampton abgefahren war, muss man dafür ganze vier Tage gebraucht haben, denn am Samstag, den 14. April 1912, sei man fertig gewesen – also dem Tag der angeblichen Kollision mit dem Eisberg. Warum der Bunker nicht bereits vor der Abfahrt gelöscht worden war, wurde nicht gefragt und demzufolge auch nicht erklärt. Immerhin lag die
Titanic
sieben Tage in Southampton.
    Wie gesagt, bildeten die Bunker praktisch die »Trennwände« zwischen den Kesselhallen. Die eigentliche Trennwand – ein wasserdichtes Schott – verlief jedoch mitten durch den Bunker, so dass der jeweilige Bunker also in zwei Abteilungen geteilt wurde. Wenn er vom (vordersten) Kesselraum 6 (nach hinten) in den Bunker Nr. 5

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