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Das Titanic-Attentat

Das Titanic-Attentat

Titel: Das Titanic-Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Wisnewski
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vergeblich – sie hätten das Feuer nicht löschen können. Dieses Feuer hat demnach bis zur Katastrophe gebrannt. Aber wie wurde es bekämpft?
    Die einzige richtige Methode wäre gewesen, die Bunker leer zu machen, so wie es von Barrett behauptet worden war. Doch laut Dilley wurde zumindest mit dem Feuer in Bunker Nr. 6 nicht so verfahren. Vielmehr hätten sich die Heizer darüber unterhalten, dass die Bunker
nach der Ankunft in New York
geleert werden müssten, um anschließend die Feuerlöschboote zu holen – so ernst war demnach die Lage. Das bedeutet nicht mehr und nicht weniger, als dass die
Titanic
hätte sofort evakuiert werden müssen. Und offenbar hat es über diese ernste Lage auch Diskussionen zwischen den Heizern und den Offizieren gegeben.
    Dilley: »Die Heizer waren darüber zunehmend alarmiert, aber die Offiziere befahlen uns, den Mund zu halten. Sie wollten die Passagiere nicht beunruhigen.« Die Passagiere sollten über die lebensgefährliche Situation also im Unklaren gelassen werden. Möglicherweise nicht nur, um Unruhen an Bord zu vermeiden, sondern auch um zu verhindern, dass Passagiere versuchen würden, Telegramme zu verschicken, so dass die ganze Sache auffliegen würde. Zumindest wäre die Jungfernfahrt der
Titanic
schon dadurch ein riesiger Flop geworden.
     
    Glaubt man Dilley, dann
     
    wusste die Schiffsführung also über den oder die Brände Bescheid.
wurde das Feuer vor den Passagieren geheim gehalten.
wurde zumindest Bunker Nr. 6 nicht geleert, um das Feuer fachgerecht zu löschen.
wurde die Kohle lediglich nass gehalten, damit die Flammen nicht nach oben durchschlugen.
machte man deshalb auch »keinerlei Fortschritte«.
wurde das Feuer nicht gelöscht.
     
    Titanic
-Experten misstrauen dieser Aussage, weil in den Zeugenaussagen bei den Untersuchungen eindeutig von Bunker Nr. 5, nicht von Bunker Nr. 6 die Rede sei. Wie bereits gesagt, mauerten jedoch alle Zeugen, wo es nur ging, vor allem die befragten Heizer. Insbesondere neigten sie nicht dazu, irgendetwas ungefragt zu erzählen, schon gar nicht über Arbeitsstationen, die nicht in ihrem Verantwortungsbereich lagen. Dass beispielsweise Barrett unaufgefordert etwas von einem weiteren Feuer erzählt hätte, nach dem er gar nicht gefragt worden war, ist schlicht undenkbar.
    Zahlreiche Quellen erwähnen ein Feuer in Bunker Nr. 6, unter anderem das Buch
Titanic
 –
Legende und Wirklichkeit
von Eaton und Haas. [220] Deshalb spricht dieses Argument auch nicht gegen die Aussage eines weiteren Heizers, der in
The Stevens Point Journal
vom 27. April 1912 zitiert wurde. Dieser Mann sprach weder von Bunker 5 noch von Bunker 6, sondern von den »Sektionen zwei und drei auf der Steuerbordseite«. Das ist viel weiter hinten in der Nähe der Bruchstelle der
Titanic
und entspricht den Kesselräumen und Bunkern 2 und 3. Sollte das stimmen, brannten mehrere Bunker der
Titanic
 – um nicht zu sagen: fast alle.

Vorsicht, nasse Kohle!
    Des Weiteren, so die Kritiker, sei die von Dilley gewählte Bezeichnung »Bunker 6« nicht korrekt; in den Konstruktionsplänen seien die Kohlebunker vielmehr durch Buchstaben gekennzeichnet. Das mag ja sein; allerdings kümmerte sich die »Black Gang« nicht um Konstruktionspläne, sondern zählte Kesselräume und Bunker einfach von hinten nach vorne durch. Demgemäß trug Barretts Bunker die Nummer 5 und der vorderste Bunker, von dem Dilley sprach, die Nummer 6. Schließlich wird argumentiert, dass das Anfeuchten von Kohle in einem Kohlebunker keine fachgerechte Brandschutzmethode sei: »Der beste Weg, die spontane Entzündung von Kohle zu verhindern, besteht darin, sie trocken und kühl zu halten und die Entstehung von kleinen Partikeln und Kohlestaub zu vermeiden.« [221]
    Das stimmt. Aber dennoch kann man Dilleys Aussage auch damit nicht falsifizieren. Das ginge nur dann, wenn feststünde, dass die Feuer wirklich gelöscht werden sollten. Dann würde dieses Verhalten tatsächlich keinen Sinn ergeben. Möglicherweise bedarf es aber eines Paradigmenwechsels, nämlich der Erkenntnis, dass das Feuer überhaupt nicht gelöscht, sondern bewirtschaftet werden sollte. Das Schlimme ist nämlich, dass das Anfeuchten der Kohle kein purer Nonsens und Dilettantismus ist, sondern sehr wohl einen Sinn ergibt, allerdings nicht den, das Feuer zu löschen. Überraschenderweise kann Feuchtigkeit bei einem Bunkerfeuer nämlich dazu beitragen, dass der Brand genährt wird und die Explosionsgefahr steigt.
     
    Was für

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