Das Titanic-Attentat
seiner Tochter an Bord der
Mount Temple
reiste.
Rendezvous mit der
Mount Temple
»Mlynarczyk und seine Tochter reisten von Antwerpen nach Toledo [Ohio; G. W.]. Wie andere auch sind sie überzeugt, dass die
Mount Temple
jenes Fahrzeug war, das der Vierte Offizier der
Titanic
, Boxhall, und andere sahen, als sie die Lichter eines Schiffes in der Nähe wahrnahmen, das nicht auf die Notsignale reagierte, während die
Titanic
unterging«, steht in einem Artikel des
New York Journal
vom 25. April 1912. [252] Was Herr Mlynarczyk weiter aus dem Bullauge in einem unteren Deck der
Mount Temple
beobachtete, hatte es in sich. Demnach war die
Mount Temple
nämlich noch viel näher an der
Titanic
dran, als wir bisher dachten. »Ich glaube, es war etwa zwei Uhr morgens, als wir das Geräusch von Booten, die gefiert wurden, vernahmen und die Schreie von Menschen. Der Ozean in der Umgebung war voller Rettungsboote. Am Morgen nachdem die
Titanic
den Eisberg gerammt hatte, wurden drei Rettungsboote der
Mount Temple
herabgelassen, und als sie zurückkamen, hatten sie einen Seemann [sailor] von der
Titanic
dabei. Da wir nicht an Deck gelassen wurden, weiß ich nicht, wie es oben weiterging.« Und schließlich konnte er das Geschehen auch nur aus dem begrenzten Blickwinkel eines Bullauges verfolgen.
Starker Tobak. »Seemann« ist ein allgemeiner Begriff für das Besatzungsmitglied eines Schiffes. Es kann sich also genauso gut um einen Matrosen wie um einen Offizier gehandelt haben. Bedauerlicherweise wird Mlynarczyk kein Glauben geschenkt. Warum nicht? War er nicht an Bord der
Mount Temple
? Doch? War er dann ein notorischer Lügner, Säufer oder Krimineller? Natürlich nicht. Sondern Mlynarczyks Aussage könne deshalb nicht stimmen, so Molony, weil es »absurd« sei anzunehmen, dass die
Mount Temple
ein Mitglied der
Titanic
-Crew an Bord genommen habe. [253] »Absurd« ist jedoch kein inhaltliches Argument. Zweitens war das gesamte Geschehen dieser Nacht von A bis Z ohnehin absurd. Drittens wäre die heimliche Aufnahme von
Titanic
-Leuten fast die einzige sinnvolle Erklärung für das bizarre Verhalten der »Geisterschiffe«, insbesondere der
Mount Temple,
stundenlang quasi unsichtbar neben der
Titanic
liegen zu bleiben, ohne etwas zur Rettung der Passagiere und jedenfalls der meisten Besatzungsmitglieder zu unternehmen. Vielleicht, weil man nur bestimmte Personen aufnehmen wollte?
Seltsamerweise befanden sich bei der
Titanic
schon zu einem Zeitpunkt Rettungsboote im Wasser, bevor die Rettungsboote der
Titanic
überhaupt gefiert wurden. Der Offizier George T. Rowe, der von 20 bis 24 Uhr Wache auf dem Poop-Deck (hinteres, erhöhtes Deck) der
Titanic
hatte, erinnerte sich bei den Untersuchungen nicht nur an einen Stoß und an einen Eisberg (den er jedoch nicht weiter beschrieb), sondern auch daran, bereits kurz nach der Kollision ein Boot im Wasser gesehen zu haben. »Ich blieb auf der hinteren Brücke, um am Telefon auf Befehle zu warten. Da keine kamen, blieb ich bis 25 Minuten nach zwölf, als ich ein Boot an der Steuerbordseite sah.« Also etwa 20 Minuten bevor das erste Rettungsboot der
Titanic
gefiert wurde (Nr. 7, 0.45 Uhr). Er habe dann die Brücke angerufen und gefragt, ob dort bekannt sei, dass sich ein Boot im Wasser befinde. Die Antwort lautete. »Nein – tatsächlich?« [254]
Woher kam dieses Boot? Und was trieb es da auf der Steuerbordseite? Hatte es etwa etwas mit dem Wassereinbruch zu tun? Oder kam es von einem anderen Schiff? Wenn, dann musste sich dieses Schiff wohl ganz in der Nähe befinden.
Als 20 Minuten später Rettungsboot Nr. 7 an Steuerbord gefiert wurde, saß darin ein Passagier der ersten Klasse namens William T. Sloper. Er schilderte, wie sich seinem Rettungsboot später »ein großes Schiff bis auf wenige 100 Fuß näherte, während im Wasser noch Hunderte von lebenden Menschen in ihren Rettungswesten schwammen. Das Schiff war seltsam still und abgedunkelt, so dass eine Identifizierung unmöglich war. Im Lichte der folgenden Regierungsuntersuchungen glaubte Mr. Sloper, dass es sich bei dem mysteriösen Schiff um die
Californian
gehandelt habe, allerdings ist die
Mount Temple
ein weitaus wahrscheinlicherer Kandidat. Besatzungsmitglieder des Canadian-Pacific-Liners
[Mount Temple]
beschrieben später, wie sie den
Titanic
-Booten nahe genug kamen, um auf sie hinunter zu sehen.« [255]
Sieh an – seltsame Dinge spielten sich rund um den todgeweihten Ozeanliner ab. Demnach kam
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