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Das Todeskreuz

Titel: Das Todeskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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wünscht. Irgendwie war sie mir fremd und unnahbar. Sie hat
auch nie körperliche Nähe zugelassen.«
    »Haben Sie sich häufiger gestritten?«
    Leslie sah Durant mit zusammengekniffenen Augen an und
antwortete: »Ja, wir haben oft gestritten, aber ich habe sie nicht
umgebracht, falls das Ihre Frage gewesen sein sollte.«
    »Nein, tut mir leid, das war nicht beabsichtigt. Ich glaube
nicht, dass Sie sie umgebracht haben.«
    »Obwohl, manchmal hätte ich ihr schon ganz gerne den Hals
umgedreht. Aber meine Großeltern haben immer gesagt, dass sie
meine Mutter ist und ich ohne sie nicht auf der Welt wäre. Das
stimmt, sie hat mich geboren, das ist aber auch schon alles. Sie
war nie eine Mutter, sie war seit ich denken kann immer nur auf
sich und ihre Karriere fixiert.«
    »Wenn Sie sich mit Ihrer Mutter so schlecht verstanden haben,
warum sind Sie dann so oft hergekommen?«
    Leslie zuckte mit den Schultern. »Das hab ich mich auch oft
gefragt. Vielleicht, weil sie meine Mutter ist oder weil sie mein
Studium und meinen Lebensunterhalt finanziert. Das hört sich
bestimmt nicht nett an, aber ich muss doch auch an mich denken,
sie hat das Geld und ... Egal. In den letzten Jahren kam ich auch
des Öfteren, weil ich dachte, ich könnte ihr helfen. Aber ihr war
nicht zu helfen, weil sie sich nicht helfen lassen wollte. Manchmal
ist sie so in Selbstmitleid zerflossen, dass es einfach nur
wehtat.«
    »Hatte Ihre Mutter noch andere Probleme, Alkohol oder Drogen
zum Beispiel?«
    Leslie sah zu Boden und nickte. »Es stand immer eine Flasche
Cognac auf dem Tisch, und die war nie voll. Und ein Glas stand
auch immer daneben oder sie hielt es in der Hand. Ich hab mir
aber keine Gedanken deswegen gemacht, weil ich sie nie betrunken
erlebt habe, was eigentlich komisch ist, denn sie hat sich
immer nachgeschenkt. Aber nachdem ich mich ein bisschen
schlau gemacht habe, was diese Krankheit betrifft, habe ich erfahren,
dass viele Angstpatienten früher oder später zur Flasche
greifen oder Medikamente nehmen.«
    »Kommen wir zurück zum eigentlichen Thema. Wer also hatte
alles Zugang zum Haus?«
    Ich, Frau Cornelius und hin und wieder Dr. Frantzen. Sonst
fällt mir keiner ein. Außerdem ist das ganze Haus videoüberwacht.
«
    »Und trotzdem hat es jemanden gegeben, der Ihre Mutter am
Freitagabend besucht hat. Wann und wie oft kommt Frau Cornelius?
«
    Täglich, manchmal auch samstags und sonntags, aber am
Wochenende nur, wenn meine Mutter sie braucht.«
    »Haben Sie ihren Namen und die Adresse?«
    Alma Cornelius, Eschersheimer Landstraße. Die Nummer
fällt mir jetzt nicht ein. Das ist alles zu viel für mich. Ich weiß,
dass sie aus Norddeutschland kommt und ledig ist.«
    »Und eine Telefonnummer?«
    »Hab ich in meinem Handy gespeichert.« Leslie blätterte
durch das Telefonbuch und sagte schließlich: »0177-777...«
    Durant notierte es und fragte: »Haben Sie schon Kontakt zu
ihr aufgenommen?«
    »Wann denn? Ich ...«
    »Schon gut. Und was war, wenn Ihre Mutter krank wurde oder
zum Zahnarzt musste?«
    »Die Ärztin kam ins Haus, und Zahnarzt... Keine Ahnung.«
    »Also gab es doch noch mehr Personen, die Zugang zum Haus
hatten«, meinte Durant lapidar.
    »Ich bin völlig durcheinander, aber jetzt, wo Sie das sagen.«
    »Ich gehe davon aus, dass Ihre Mutter am Freitag Männerbesuch
erwartete und ...«
    »Das ist unmöglich, sie hatte mit Männern nichts am Hut, wie
ich schon erwähnt habe«, widersprach Leslie. »Wie kommen Sie
überhaupt darauf?«
    »Durch ihre Bekleidung.«
    »Sie war doch nackt, als ich sie fand«, entgegnete Leslie mit
gerunzelter Stirn.
    »Nein, nicht ganz, sie hatte blaue Nylonstrümpfe an. Dazu der
Champagner, die beiden Gläser. Ohne Ihnen zu nahe treten zu
wollen, aber ich fürchte, Sie wissen nicht sehr viel vom Leben
Ihrer Mutter.«
    »Schon möglich«, erwiderte Leslie zaghaft. »Wenn es wirklich
so war, dass sie Männerbesuch hatte, dann hat sie mir
immer etwas vorgelogen. Na ja, vielleicht hat sie sich ein bisschen
Spaß gegönnt. Ist mir auch egal, soll sie doch ihren Spaß
gehabt haben.«
    »Würden Sie mir bitte auch Ihre Adresse und Telefonnummer
geben, falls ich noch Fragen habe? Und außerdem hätte ich noch
gerne die Adresse Ihrer Großeltern. Vielleicht erfahre ich von ihnen
ja mehr als Sie«, sagte Durant augenzwinkernd. »Und dann
kann ich Ihnen ja unter Umständen die eine oder andere Information
zukommen lassen.«
    Leslie lächelte verschämt,

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