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Das Todeskreuz

Titel: Das Todeskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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gegen die Sittler und die andern unternommen?
Warum haben sie nicht schon vor fünf oder sechs Jahren
mit dem Morden begonnen? Oder warum nicht schon vor zehn
Jahren? Die Zeit stimmt einfach nicht, niemand wartet so lange,
wenn der Hass so übermächtig ist. Die hätten doch schon längst
eine Gelegenheit gehabt, zuzuschlagen. Der Zeitfaktor stört
mich, aber es hat sie ja auch keiner gehetzt. Die Taten mussten
nicht nur akribisch geplant werden, die Täter mussten auch den
richtigen Zeitpunkt abwarten. Okay, vor zehn Jahren wäre zu
auffällig gewesen, die Polizei wäre ihnen sofort auf die Schliche
gekommen, da wären sie von Anfang an als Hauptverdächtige ins
Visier der Fahnder geraten.
    Sie holte tief Luft, warf einen Blick auf ihre Tasche und verspürte
ein starkes Verlangen nach einer Zigarette. Nein, nein,
nein!, dachte sie, ging zum Kühlschrank und nahm einen Heidelbeer-
Joghurt heraus, den sie langsam am Fenster aß. Heiko
und eine Psychiaterin. Sie fasste sich an die juckende Nasenspitze,
drehte sich um und ging, nachdem sie den Joghurtbecher
entsorgt hatte, ein paarmal im Zimmer auf und ab. Heiko Kröger
war drei Jahre in Therapie, sagen wir mal, er war neunzehn und
die Kreuzer demnach achtundzwanzig. Kennen sie sich schon
so lange? Das dürfte leicht nachzuprüfen sein. Wenn sie seine
Therapeutin war. Aber Therapeutin und Patient? Nee, das funktioniert
doch nicht, sie weiß doch viel zu viel über ihn, so was
kann doch gar nicht gutgehen. Aber sie ist geschieden, wie Peter
sagt. Hat sie sich vielleicht wegen Heiko scheiden lassen?
Möglich ist alles.
    Durant schüttelte den Kopf, setzte sich auf die Sessellehne
und ließ ihre Gedanken kreisen. Gut, er ist mit einer Psychiaterin
verlobt. Aber was will das schon heißen? Er angehender Jurist
und sie Ärztin. Ein Akademikerpaar, wie es im Buche steht. Ich
werde mir diese Dame morgen mal selbst anschauen. Kröger und
Hohl, Kröger und Hohl, Kröger und Hohl. Haben die beiden gemeinsame
Sache gemacht? Nein, das wäre einfach zu offensichtlich.
    Die hätten doch genau gewusst, dass sie als Erste unter Verdacht
geraten, und so blöd sind die nicht, ganz im Gegenteil.
    Verdammt noch mal, was hab ich übersehen? Welche Verbindung
gibt es noch? Wer außer Kröger und Hohl hätte noch ein zwingendes
Motiv, eins, das nicht mit dem Fall zu tun hat? Und zwar
derart zwingend, dass es auch mit Hass, Demütigung ... Nee, das
passt auch nicht. Es hat einzig und allein mit dem Fall vor zehn
Jahren zu tun. Und es kommen nur solche Personen in Betracht,
die zum einen über die wahren Vorgänge informiert und zum andern
mit größter Wahrscheinlichkeit persönlich involviert sind.
Es bleiben eigentlich nur Kröger und Hohl und eventuell noch
die Guttenhofer, wenn auch eher indirekt.
    Sie ging wieder im Zimmer umher und überlegte. Ich habe die
Liste, und auf der Liste steht zumindest der Name einer Person,
die an den Morden beteiligt war, da kann ich mich doch nicht irren.
Aber wo ist diese verdammte Verbindung und wo dieses verdammte
Motiv? Bei Kröger und Hohl hätte ich ja eins, aber bei
den andern nicht. Was hab ich übersehen?
    Durant las noch einmal Zeile für Zeile, fand jedoch nichts, das
ihr weiterhalf. Sie ließ die Seiten einfach liegen, schaltete das
Notebook aus und klappte es zu. Mist, dachte sie, ich weiß, dass
ich auf der richtigen Spur bin, aber wir können bisher weder Kröger
noch Hohl auch nur das Geringste nachweisen. Es ist zum
Verzweifeln. Aber vielleicht waren sie's auch nicht. Du lieber
Himmel, da war das mit Möller und seinen Kumpanen geradezu
ein Kinderspiel. Aber ohne den Mord an der Sittler wäre der Fall
Kröger/Guttenhofer nie ans Tageslicht gekommen und damit
auch nie geklärt worden.
    Es ist ja nicht nur die Sittler, sondern auch Buchmann und
Hoffmann, die dran glauben mussten. Versteife ich mich zu
sehr auf die Sittler? Buchmann war ebenfalls alles andere als
ein Vorbild. Er war zwar ein beliebter Fernsehrichter, aber auch
Teilhaber an einem Bordell. Ich kenne keinen Richter, der sich
von seinem Salär in ein Bordell einkaufen könnte. Und er lebte
wie die Sittler weit über die für einen Richter üblichen Verhältnisse.
Daran ändert auch nichts, dass er seit zwei Jahren
fürs Fernsehen tätig war. Außerdem war Buchmann mit der
Sittler befreundet, wobei noch nicht klar ist, ob auch eine sexuelle
Beziehung zwischen ihnen bestand. Aber wenn, dann ist
das lange her. Er

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