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Das Todeskreuz

Titel: Das Todeskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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meine Schuld«. Wenn du
einen Augenblick Zeit hast, kann ich dir den vollständigen Text
vorlesen.«
    »Ich weiß nicht, ob mir das was nützt.«
    »Es ist ein relativ kurzes Gebet.«
Er legte den Hörer zur Seite und kehrte nach etwa zwei Minuten
    zurück. »Ich hab's schon. Hier:
»Ich bekenne Gott, dem Allmächtigen,
     
und allen Brüdern und Schwestern,
     
dass ich Gutes unterlassen und Böses getan habe
     
- ich habe gesündigt in Gedanken, Worten und Werken -
     
durch meine Schuld,
     
durch meine Schuld,
     
durch meine große Schuld.
     
Darum bitte ich die selige Jungfrau Maria,
     
alle Engel und Heiligen
     
und euch, Brüder und Schwestern,
     
für mich zu beten bei Gott, unserem Herrn.«
     
    Er machte eine kurze Pause, nahm einen Schluck von seinem
Wein und fuhr fort: »Das war's schon. Während dieses Gebets
schlägt man sich bei den Worten »durch meine Schuld, durch
meine Schuld, durch meine große Schuld« jeweils einmal an die
Brust.«
    »Könntest du das Ganze bitte wiederholen, aber langsam, damit
ich mitschreiben kann?«
    »Natürlich.«
    Nachdem sie das letzte Wort notiert hatte, sagte sie: »Und was
könnte der Bindestrich bedeuten?«
    »Keine Ahnung, aber meiner Meinung nach hat er keine besondere
Bedeutung. Letztendlich kommt es auf die Worte an, und
die sind eindeutig. Vielleicht hat der Mörder sich auch nicht weiter
damit befasst.«
    »Das glaub ich nicht«, widersprach Durant. »Ich glaube eher,
dass da eine ganz heiße und brisante Geschichte dahintersteckt
und ... Was, wenn der Täter bewusst die beiden Begriffe voneinander
getrennt hat? Zum einen »Ich bekenne« und dann Meine
Schuld?«
    »Ich komm nicht ganz mit.«
    »Naja, sie bekennt etwas, das aber nicht so schlimm ist, dafür
ist aber die Schuld, die sie auf sich geladen hat, umso gravierender.
Ach was, das ist totaler Blödsinn, vergiss den Schwachsinn,
den ich von mir gegeben habe.«
    »Nein, nein, du könntest schon recht haben, aber prinzipiell
gehören die drei Worte zusammen. Sie sind eine Einheit innerhalb
des allgemeinen Schuldbekenntnisses. Nur, die Tote hat ja
diese Schuld nicht bekannt, weshalb sie im eigentlichen Sinn laut
katholischer Lehre in Sünde gestorben ist. Und du hast auch was
von einem seitenverkehrten Kreuz erzählt.«
    »Das kommt noch dazu. Und wenn ich dir verrate, dass sie bis
vor zehn Jahren als Staatsanwältin tätig war und danach als
Rechtsanwältin, kannst du dir vorstellen, dass dieser Fall aller
Voraussicht nach eine ziemlich harte Nuss wird, die es zu knacken
gilt. Jedenfalls danke für deine Hilfe. Mal sehen, ob uns
dieses Schuldbekenntnis weiterbringt. Apropos Schuldbekenntnis
- hat das auch was mit bereuen zu tun?«
    »Natürlich. Wenn ich meine Schuld bekenne, setzt dies voraus,
dass ich sie auch bereue und Wiedergutmachung leiste. Das
eine geht ohne das andere nicht. Aber jetzt zu dir. Wie geht's dir
denn? Ist deine Wohnung fertig?«
    »Aber hallo, die ist so was von fertig. Du musst unbedingt mal
herkommen und sie dir anschauen, du wirst sie nicht wiedererkennen.
Alles neu. Und ich hab inzwischen mein Idealgewicht
erreicht. Sechs Kilo in sechs Monaten, das kann sich doch sehen
lassen, oder?«
    »Übertreib's aber nicht, bitte.«
    »Keine Sorge, ich werde schon nicht magersüchtig, wenn du
darauf anspielst. Ich kenne meine Grenzen, doch im Augenblick
fühle ich mich rundum wohl.«
    »Und Hellmer?«
    »Der ist ein Kapitel für sich. Sein Leben ist völlig aus den
Fugen geraten. Und das Schlimmste ist, dass er es weiß, aber es
trotzdem nicht wahrhaben will. Mein Gott, der bringt sich noch
um, wenn er so weitermacht. Er säuft und denkt wohl, wir andern
merken es nicht, weil er sich permanent mit Eau de Toilette eindieselt,
aber inzwischen weiß jeder in der Abteilung, dass er die
Kontrolle über sich verloren hat. Am meisten tut's mir um seine
Frau und die Kinder leid. Ich würde ihm so gerne helfen, aber er
lässt nicht mal mehr mich an sich heran.«
    »Julia, es gibt Menschen, die rennen offenen Auges in ihr Unglück
und lassen sich dabei von nichts und niemandem aufhalten.
Wenn er nicht von selbst zur Besinnung kommt, bist du machtlos.
Denk dran, du bist weder seine Frau noch seine Mutter. Hat
er noch diese Affäre?«
    »Leider ja. Ich könnte diese Frau erwürgen, denn sie benutzt
ihn nur für ihre Zwecke. Das ist keine Liebe, das ist nur Sex. Ich
bin ganz ehrlich, ich kann so nicht mehr mit ihm zusammenarbeiten.
Wir reden kaum

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