Das Todeskreuz
und nahm Platz.
»Herr Hellmer meint, dass es sich um einen Mord handelt, der
von einem oder mehreren Tätern aus dem satanistischen Bereich
begangen wurde«, begann Berger.
»Aha, damit wäre der Fall ja so gut wie geklärt«, entgegnete
Durant spöttisch. »Aber Frank kennt nur einen Bruchteil der
Fakten.«
»Julia, ich war gestern auch dort und habe die Leiche gesehen.«
»Ja, aber nur kurz. Es hat nichts, aber auch rein gar nichts mit
Satanismus zu tun, dafür lege ich meine Hand ins Feuer. Doch
bevor ich ins Detail gehe, würde ich gerne mit Frank kurz unter
vier Augen reden. Kommst du?« Eigentlich wollte sie sich aus
seinem Leben heraushalten, aber etwas zwang sie gerade jetzt
dazu, noch einen allerletzten Versuch zu unternehmen und ihm
wenigstens zu sagen, dass er jederzeit mit ihrer Hilfe rechnen
könne. Und vielleicht geschah ja ein Wunder und er ließ sie diesmal
an sich heran.
»Um was geht's?«
Sie gingen in Durants Büro, sie machte die Tür hinter sich zu
und deutete auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch. »Setz dich.«
»Scheint ja eminent wichtig zu sein, aber bitte«, sagte er, ohne
sie anzuschauen, blieb jedoch vor dem Stuhl stehen.
»Bitte«, forderte sie ihn ein weiteres Mal auf.
»Okay, okay, du bist der Boss. Oder die Bossin«, sagte er grinsend
und ließ sich auf den Stuhl fallen, schlug die Beine übereinander
und knetete den Kaugummi zwischen seinen Zähnen.
Sie setzte sich ebenfalls, legte die Fingerspitzen aneinander
und sagte: »Frank, ich bin niemand, der um den heißen Brei rumredet.
Also komme ich gleich zur Sache. Ich möchte wissen, was
mit dir los ist. Sprich mit mir, hier und jetzt, sonst bin ich gezwungen,
mir einen andern Partner zu nehmen.«
»Mach doch«, meinte er scheinbar gelangweilt und wollte bereits
wieder aufstehen, doch Durant hielt ihn zurück.
»Du bleibst jetzt hier und hörst mir zu. Nur dieses eine Mal
noch, dann lass ich dich in Ruhe.«
»Was kann ich für Sie tun, Madam?«, fragte er wieder mit
diesem Grinsen, das Durant gar nicht lustig fand, weil es ein
Grinsen war, das er nur zeigte, wenn er unter Alkoholeinfluss
stand.
»Bist du dir eigentlich im Klaren, dass du gerade dabei bist,
deine Karriere aufs Spiel zu setzen, deine Familie zu verlieren,
vor allem aber deine Würde? Wie lange willst du das noch durchziehen?
«
»Ich weiß überhaupt nicht, wovon du sprichst. Es ist doch alles
bestens. Was stört dich an mir?«
»Willst du's wirklich wissen?«
»Wie ich dich kenne, wirst du's mir so oder so sagen.«
»Alles. Du bist nicht mehr der Frank, den ich kennengelernt
habe. Und wenn du nüchtern wärst, würdest du mich verstehen.
Aber du hast ja schon wieder getrunken.«
»Und weiter?«
»Und weiter?!« Durant beugte sich nach vorn, die Ellbogen
auf die Schreibtischplatte gestützt, und sah Hellmer in die Augen.
»Hör zu, ich trink auch gerne mein Bier am Abend, aber ich
war noch nie betrunken, harte Sachen lass ich sowieso nicht an
mich ran. Aber du kannst offensichtlich gar nicht mehr ohne Alkohol.
Du hast die Wahl. Vor etwas mehr als zehn Jahren hab ich
dir schon mal aus der Scheiße geholfen, und da war ich noch
ziemlich neu in Frankfurt, aber du warst der Einzige, mit dem ich
mich sofort anfreunden konnte, weil wir auf einer Wellenlänge
funkten. Du warst so tief unten, dass du sogar an Selbstmord gedacht
hast, wenn du dich erinnerst. Aber inzwischen solltest du
eigentlich kapiert haben, dass Saufen keine Lösung ist.«
»Julia, lass mich einfach zufrieden, okay?! Schmeiß mich
doch raus, ich hab diesen Scheißjob sowieso nie wirklich gemocht.
Bullshit!«
»Frank, ich bitte dich, mir nur noch einmal, nur noch ein einziges
Mal richtig zuzuhören. Geht das? Und unterbrich mich bitte
nicht.«
»Okay«, erwiderte er nach kurzem Überlegen und mit einem
gelangweilten Schulterzucken.
»Ich bin nach wie vor deine Freundin, du kannst mit mir über
alles reden, ich schwöre dir hoch und heilig, nie irgendjemandem
etwas davon zu erzählen. Aber du weißt es, und ich weiß es auch,
dass diese Viola dein Untergang ist.«
»Lass Viola aus dem Spiel, sie hat damit nichts zu tun!«,
brauste er auf, und sein Gesicht wurde knallrot.
Durant schüttelte den Kopf. »Das ist genau der Punkt. Sie ist
der Grund für deine Veränderung. Weißt du noch, wie ich dich im
November gewarnt habe, die Finger von ihr zu lassen? Ich habe
dir auf den Kopf zugesagt, dass du wieder zur Flasche greifen
würdest,
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